Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
mich.
    ›Die Entwickelung Ihrer oberen Schädelhälfte entspricht nicht ganz meinen Erwartungen‹, begann er endlich. ›Eine gefährliche Gewohnheit, geladene Feuerwaffen in die Taschen seines Schlafrocks zu stecken.‹
    Ich hatte nämlich bei seinem Eintritt augenblicklich die große Gefahr erkannt, in der ich schwebte. Es gab für ihn nur eine Möglichkeit der Rettung: – mich stumm zu machen. Mit Blitzesschnelle hatte ich den Revolver aus der Schublade in meine Tasche geschoben, wo ich ihn von außen festhielt. Auf seine Bemerkung zog ich denselben nun heraus und legte ihn mit gespanntem Hahn vor mich auf den Tisch. Er lächelte und blinzelte zwar noch immer, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck, der mir die Gewißheit, eine geladene Waffe zur Hand zu haben, sehr beruhigend erscheinen ließ.
    ›Sie wissen offenbar nicht, wer ich bin‹, fuhr er fort.
    ›Im Gegenteil, ich meine, man könne deutlich sehen, daß Sie mir sehr wohl bekannt sind. Lassen Sie sich nieder. Fünf Minuten kann ich Ihnen schon widmen, falls Sie mir etwas mitzuteilen haben.‹
    ›Was ich Ihnen sagen könnte, ist Ihnen bereits alles durch den Sinn gegangen.‹
    ›Dann ist Ihnen auch bereits durch den Sinn gegangen, was ich darauf zu erwidern hätte‹, versetzte ich.
    ›Sie weichen also nicht?‹
    ›Niemals.‹
    Jetzt griff er in die Tasche, worauf ich sofort die Waffe aufnahm. Er zog jedoch nur ein Notizbuch mit einigen Aufzeichnungen hervor.
    ›Am 4. Januar haben Sie zum erstenmal meinen Weg gekreuzt‹, fing er wieder an, ›am 23. wurden Sie mir unbequem; Mitte Februar bereiteten Sie mir ernstlich Schwierigkeiten, Ende März war ich in meinen Unternehmungen völlig lahm gelegt, – nun, Ende April, hat sich, durch Ihre unablässige Verfolgung meine Lage derart gestaltet, daß ich mich der ernstlichen Gefahr gegenübersehe, meine Freiheit einzubüßen. Die Lage wird nachgerade unhaltbar.‹
    ›Haben Sie irgend einen Vorschlag zu machen?‹, fragte ich darauf.
    ›Sie müssen zurückweichen‹, erwiderte er, den Kopf hin und herwiegend. ›Es muß durchaus sein, hören Sie.‹
    ›Ja, aber nicht vor kommendem Montag‹, war meine Antwort.
    ›Pah, Pah!‹, versetzte er wieder. ›Ein Mann von Ihrem Verstande muß meiner Überzeugung nach einsehen, daß es aus dieser Angelegenheit nur einen Ausweg gibt, und daß Sie sich ganz unfehlbar zurückziehen müssen. Sie selbst haben durch Ihre Tätigkeit die Sache in dieser Weise auf die Spitze getrieben. Die Art und Weise, wie Sie die Sache anfaßten, hat mir übrigens wirklichen geistigen Genuß verschafft, und ich versichere Ihnen aufrichtig, daß es mir leid tun würde, falls ich mich zum Äußersten genötigt sähe. Sie lächeln, aber ich versichere Ihnen, es ist mein voller Ernst.‹
    ›Gefahr gehört zu meinem Handwerk‹, versetzte ich.
    ›Hier handelt es sich nicht bloß um Gefahr, sondern um unvermeidliche Vernichtung. Es ist nicht ein Einzelner, mit dem Sie es aufgenommen haben, sondern eine mächtige Organisation, die Sie mit all Ihrem Scharfsinn in ihrem vollen Umfang zu ergründen nicht imstande waren. Sie müssen Raum geben, oder Sie werden niedergetreten‹
    ›Ich bedauere sehr‹, erwiderte ich, indem ich mich erhob, ›mich dieser angenehmen Unterhaltung nicht länger widmen zu können, da ich sonst anderweitig dringende Geschäfte versäumen müßte.‹
    Er stand gleichfalls auf und sah mich mit traurigem Kopfschütteln stillschweigend an.
    ›Ei, ei‹, sagte er schließlich, ›es ist leider, scheint es, nichts zu machen; aber ich habe getan, was ich konnte. Ich kenne jeden Zug in Ihrem Spiel. Vor Montag können Sie nichts tun. Das Ganze ist ein Waffengang zwischen uns beiden. Sie hoffen, mich in den Korb legen zu können. Niemals wird das geschehen, sage ich Ihnen. Sie hoffen den Sieg über mich davonzutragen. Ich sage Ihnen, es wird Ihnen nicht gelingen. Reicht Ihr Scharfsinn hin, mir den Untergang zu bereiten, so seien Sie fest überzeugt, daß ich Ihnen Gleiches mit Gleichem vergelten werde.‹
    ›Sie haben mir heute mehrfach Artigkeiten gesagt‹, erwiderte ich. ›Ich will Ihnen gleichfalls ein Kompliment machen. Wäre ich sicher, die erste Alternative verwirklichen zu können, so würde ich die letztere mit Freuden auf mich nehmen.‹
    ›Ich kann Ihnen nur diese eine in sichere Aussicht stellen, die andere nicht‹, knurrte er – und damit wandte er mir seinen gekrümmten Rücken zu und verließ das Zimmer unter beständigem Blinzeln seiner stechenden

Weitere Kostenlose Bücher