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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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entgegen. Ein Ausdruck des Erstaunens überflog seine Züge, und schon beim ersten Zucken seiner Augenbrauen fiel es mir zentnerschwer aufs Herz.
    »Ist das nicht von Ihrer Hand?«, fragte ich ihn, indem ich den Brief aus der Tasche zog. »Liegt keine Engländerin krank hier im Hause?«
    »Davon weiß ich nichts!«, rief er aus. »Auf dem Brief ist freilich der Hotelstempel! Ha! Das muß der große Engländer geschrieben haben, der nach Ihrem Weggang eintraf. Er sagte –«
    Doch ich wartete die weiteren Enthüllungen des Alten nicht ab. Bebend vor Angst rannte ich bereits wieder die Straße hinab und weiter auf dem Wege, den ich soeben erst zurückgelegt hatte. Herunter hatte ich eine Stunde gebraucht; so sehr ich mich anstrengte, es dauerte zwei gute Stunden, bis ich wieder an dem Wasserfall eintraf.
    Da lehnte Holmes’ Alpenstock noch an demselben Felsen, wo ich ihn verlassen hatte. Aber von ihm selbst nirgends eine Spur. Mein Rufen blieb vergeblich; nur von den Felswänden ringsum tönte mir in hundertfältigem Widerhall der Klang meiner eigenen Stimme zurück.
    Beim Anblick des Alpenstockes überlief es mich eiskalt. Er war also nicht nach Rosenlaui gegangen. Er war auf dem drei Fuß breiten Pfade geblieben, links die himmelhohe Felswand, rechts den gähnenden Abgrund neben sich, bis sein Feind ihn eingeholt hatte. Der junge Schweizer war gleichfalls verschwunden. Dieser stand vermutlich in Moriartys Solde und hatte die beiden miteinander allein gelassen. Und was war dann geschehen? Wer sollte uns das sagen? Einige Augenblicke hielt ich an, denn ich war vor Schreck völlig betäubt. Dann kam mir allmählich die Erinnerung wieder an die Methode, nach der Holmes in solchen Fällen zu verfahren pflegte, und mit Hilfe derselben wollte ich nun den Versuch machen, mir über den erschütternden Vorfall Klarheit zu verschaffen. Es war – ach! – nur zu leicht. Holmes’ Gebirgsstock lehnte noch an derselben Stelle, wo wir auf dem schmalen Pfade im Gespräch Halt gemacht hatten. Der unaufhörlich heraufsprühende Wasserstand erhält den schwärzlichen Grund des Pfades stets weich, so daß sich jede leiseste Spur darin abdrückt. Eine doppelte Reihe von Fußstapfen lief auf dem Pfade ganz deutlich wahrnehmbar in der Richtung gegen dessen hinteres Ende hin. Zurück führte keine Fußspur. Wenige Meter vor dem Ausgang des Pfades war dieser gänzlich aufgewühlt und in eine Schmutzlache verwandelt, und die Brombeersträucher und Farne am Saume des Abgrundes waren zertreten und beschmutzt. Auf dem Gesichte liegend, spähte ich hinab in den Wasserstaub, der mich von allen Seiten umsprühte. Es war seit meinem Aufbruch allmählich dunkel geworden, und so war ich jetzt nur noch imstande, den Schimmer der Feuchtigkeit auf den schwarzen Felswänden und weit unten am Ausgang der Schlucht das Aufspritzen der Sturzwellen zu unterscheiden. Abermals rief ich; aber nichts traf mein Ohr, als wiederum jener einem menschlichen Schrei ähnelnde Klang des Wasserfalles.

    Allein es war mir doch vom Schicksal bestimmt, noch einen letzten Gruß von meinem Freund und Gefährten zu erhalten.
    Wie schon erwähnt, lehnte Holmes’ Alpenstock noch an einem der über den Pfad hereinragenden Felsen. Vom oberen Rande des letzteren schimmerte mir etwas Helles entgegen; ich griff danach und fand, daß es die silberne Zigarettendose war, die Holmes stets bei sich trug. Als ich dieselbe aufhob, flatterten einige Papierblättchen zu Boden. Es zeigte sich, daß es drei von Holmes beschriebene für mich bestimmte Blätter aus seinem Notizbuch waren. Ganz bezeichnenderweise waren die Züge so gerade, fest und deutlich, als hätte Holmes sie an seinem Schreibtisch niedergeschrieben.
     
    »Mein lieber Watson«, lauteten die Worte,
    »im Begriff, mit Professor Moriarty zu einer endgültigen Auseinandersetzung über die zwischen uns schwebenden Fragen zu kommen, benütze ich die mir von ihm freundlichst gewährte Erlaubnis, zuvor noch diese wenigen Zeilen an Dich zu richten.
    Ich habe soeben von ihm kurzen Aufschluß darüber erhalten, wie er es angriff, um sich einerseits dem Auge der Polizei zu entziehen, andererseits sich über jede Bewegung von uns auf dem laufenden zu halten. Meine hohe Meinung von seinen Geistesfähigkeiten hat dadurch lediglich die weitgehendste Bestätigung gefunden. Ich darf mich der frohen Hoffnung hingeben, daß es mir gelingen werde, seinem ferneren Treiben ein Ende zu setzen, nur leider um einen Preis, der allen, die mir nahe

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