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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Augen.
    Dies war mein merkwürdiges Zusammentreffen mit meinem Gegner. Ich muß gestehen, dasselbe hinterließ mir ein Gefühl des Unbehagens. Die sanfte und knappe Art seiner Äußerungen sprach mehr für seine Aufrichtigkeit, als wenn der Mann kurzweg großsprecherisch aufgetreten wäre. Du wirst nun natürlich sagen: Warum rufst du denn nicht polizeilichen Schutz gegen ihn an? Nun, weil ich fest überzeugt bin, daß der Schlag nicht von ihm, sondern von seinen Helfershelfern ausgehen würde. Ich habe dafür bereits die allerbesten Beweise.«
    »Man hat schon Angriffe auf dich gemacht?«
    »Mein lieber Watson, Moriarty ist nicht der Mann, der Gras unter seinen Füßen wachsen läßt. Gegen Mittag ging ich in Geschäften nach der Oxford Street. An einer Straßenkreuzung kam plötzlich ein zweispänniger Korbwagen in rasender Eile um die eine Ecke und war mir mit Blitzesschnelle dicht auf dem Leib; durch einen Sprung auf den Fußsteig konnte ich mich gerade noch mit knapper Not retten, der Wagen aber war in einem Augenblick um die nächste Ecke gesaust und verschwunden. Ich hielt mich von da an auf dem Fußsteig, allein ein paar Straßenlängen weiter fiel dicht vor meinen Füßen ein Ziegel vom Dach eines Hauses herunter und zerschellte auf dem Pflaster. Ich rief die Polizei und ließ eine Besichtigung der Örtlichkeit vornehmen. Es sollten Ausbesserungen auf dem Dache stattfinden, und zu diesem Zwecke waren Schieferplatten und Ziegelsteine dort aufgeschichtet. Man wollte mir einreden, einen von diesen habe der Wind herunter geweht. Natürlich wußte ich es besser, aber beweisen konnte ich nichts. Daraufhin nahm ich einen Wagen und fuhr zu meinem Bruder in Pall Mall 2 , wo ich den Tag vollends verbrachte. Auf meinem Wege von dort zu dir hat mich nun vorhin ein Strolch mit einem Knüttel angefallen. Ich habe ihn zwar niedergeschlagen und der Polizei in sicheren Gewahrsam übergeben, aber ich kann dir mit größter Bestimmtheit voraussagen, daß man niemals auch nur die geringste Spur einer Verbindung zwischen dem sauberen Herrn, an dessen Vorderzähnen ich mir die Knöchel blutig geschlagen habe, und dem obskuren Mathematikus entdecken wird, der jedenfalls ein paar Stunden weit davon ruhig seine Aufgaben an der schwarzen Tafel ausrechnet. Du wirst jetzt begreifen, Watson, warum es mein Erstes nach meinem Eintreffen bei dir war, deine Läden zu schließen, und warum ich dich bitten mußte, dein Haus anstatt durch die vordere Tür auf einem minder auffälligen Wege verlassen zu dürfen.«
    »Du bleibst die Nacht hier?«
    »Nein, mein Lieber, diese Gastfreundschaft könnte dir gefährlich werden. Ich bin über mein Verhalten mit mir im reinen, und es wird alles gut ablaufen. Die Angelegenheit ist so weit gefördert, daß sie ohne meine Mitwirkung ihren Fortgang nehmen kann, soweit die Rechtswirkung des ergangenen Gerichtsbeschlusses reicht; erst zur Beweisaufnahme ist mein persönliches Erscheinen erforderlich. Ich kann also offenbar nichts Vernünftigeres tun, als für die paar Tage zu verreisen, bis die Polizei vollends freie Hand hat. Es wäre mir deshalb äußerst angenehm, wenn du mich nach dem Kontinent begleiten könntest.«
    »Meine Praxis macht mir eben nicht viel zu tun«, versetzte ich, »und mein Nachbar ist gerne bereit, meine Stellvertretung zu übernehmen. Ich würde mit Vergnügen mitgehen.«
    »Und gleich morgen früh abreisen?«
    »Wenn es sein muß, auch das.«
    »O ja, das ist durchaus notwendig. Und somit gebe ich dir deine Weisungen, die ich dich bitten muß, mein lieber Watson, ganz wortgetreu zu befolgen, denn du bist jetzt mein Partner in meinem Spiel gegen den abgefeimtesten Schurken und die mächtigste Verbrecherbande von ganz Europa. Also merke wohl auf! Dein sämtliches Reisegepäck schickst du noch heute abend ohne Adresse durch einen zuverlässigen Boten nach Victoria Station. Morgen früh verschaffst du dir eine Droschke, machst jedoch dem, der sie holt, strengstens zur Pflicht, weder die erste noch die zweite zu nehmen, die ihm begegnet. In dieser Droschke fährst du nach dem Strandende 3 der Lowther-Arkaden. Das Ziel der Fahrt schreibst du auf ein Zettelchen und steckst dieses dem Kutscher mit dem gemessenen Befehl zu, solches unter keinen Umständen wegzuwerfen. Das Fahrgeld hältst du bereit, und sobald du an Ort und Stelle bist, begibst du dich schleunigst nach der andern Seite der Arkaden, so daß du unfehlbar ein viertel nach neun dort bist. Dicht bei dem Zaun wirst du einen

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