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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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er.
    »Die Heiligen Vier«, antwortete Ferrier. Seine Erfahrung unter den Mormonen hatte ihn
    gelehrt, das dies die größte Autorität war, auf die er sich berufen konnte.
    »Neun zu Sieben«, rief der Wächter.
    »Sieben zu Fünf«, antwortete Jefferson Hope prompt, indem er sich an Zeichen und
    Gegenzeichen im Garten erinnerte.
    »In Ordnung! Der Friede Gottes sei mit Euch!« sagte die Stimme von oben. Hinter dieser Wachstelle wurde der Weg breiter, die Pferde konnten nun leicht dahingaloppieren. Sie
    wandten sich noch einmal um und sahen den einsamen Wächter, der sich auf sein Gewehr
    stützte. Sie hatten die äußerste Wachstation der Erwählten erreicht, vor ihnen lag die Freiheit.
    5. KAPITEL

Die Racheengel
    Die ganze Nacht über wanderten sie durch das unwirtliche Gebirge, über versteckte,
    verwachsene Pfade, auf denen das Vorankommen mühsam war, weil der Weg oft von
    Felsbrocken übersät war. Mehr als einmal kamen sie vom Weg ab, aber Hope kannte sich so gut im Gebirge aus, daß sie immer wieder auf den rechten Weg zurückfanden. Als schließlich der Morgen dämmerte, tat sich ein aufregend schöner, wenn auch wilder Ausblick vor ihnen auf. Sie waren umgeben von schneebedeckten Berggipfeln, die am weiten Horizont einer dem ändern über die Schulter zu blicken schienen. So steil waren die Felsen, durch die sie ihr Weg führte, daß Fichten und Lärchen sich direkt über ihren Köpfen auszubreiten schienen. Es war, als benötigten sie nur einen Windstoß, um auf sie zu fallen. Das Gefühl von Gefahr war auch nicht nur Einbildung, denn in dem ganzen unfruchtbaren Tal lagen entwurzelte Stämme, die in Sturmnächten herausgerissen und ins Tal geschleudert worden waren. Einmal geschah es ihnen auch, daß ein mächtiger Felsbrocken herunterkam, als sie gerade vorübergegangen
    waren. Das müde Pferd war vor Schreck in Galopp gefallen.
    Dann ging die Sonne am östlichen Himmel auf. Die Berggipfel leuchteten einer nach dem
    anderen, wie Lampen auf einem riesigen Fest, bis alle Gipfel rötlich glühten. Dieses
    großartige Naturereignis gab den drei müden Wanderern wieder Zuversicht und neue Energie.
    An einem wilden Wasserfall, der aus einer Felsspalte austrat, hielten sie, um die Pferde zu tränken, während sie selber ein hastiges Frühstück einnahmen. Lucy und ihr Vater hätten gerne eine längere Rast eingelegt, aber Jefferson Hope war unnachgiebig. »Sie haben gewiß unsere Flucht inzwischen entdeckt«, sagte er. »Wir müssen uns beeilen, alles hängt daran.
    Wenn wir erst einmal sicher in Carson sind, können wir uns ausruhen, soviel wir wollen.«
    Den ganzen Tag lang kämpften sie sich so durch die mühsamen Trampelpfade voran. Gegen
    abend rechneten sie sich aus, daß sie wohl an die dreißig Meilen aus dem Feindesland heraus waren. Zur Nachtzeit fanden sie Zuflucht unter Felsen, die Schutz boten vor dem eisigen Wind. Dort rückten sie eng aneinander heran, um sich gegenseitig zu wärmen und gönnten sich ein paar Stunden Schlaf. Bevor jedoch der Tag anbrach, waren sie wieder auf den
    Beinen. Bisher hatten sie kein Zeichen von ihren Verfolgern gesehen. Schon begann Jefferson Hope zu hoffen, daß sie aus der Reichweite der schrecklichen Organisation heraus waren. Er wußte jedoch nicht, wie weit ihr schrecklicher, eiserner Arm in Wirklichkeit reichte, oder wie bald sie sie eingeholt haben würden, um sie zu Boden zu zwingen.
    Am zweiten Tag ihrer Flucht ging ihnen ihr kleiner Vorrat an Proviant aus. Das machte zwar dem Jäger nicht viel aus, denn es gab ja Wild genug in den Bergen, und schon oft hatte er von dem leben müssen, was die Wildnis ihm bot. So suchte er sich eine geschützte Nische,
    sammelte Feuerholz und zündete ein loderndes Feuer an, an dem seine Begleiter sich wärmen sollten, denn sie befanden sich jetzt sehr hoch über dem Meeresspiegel und die Luft war scharf und bitterkalt. Er versorgte die Pferde, küßte Lucy zum Abschied, warf sein Gewehr über die Schulter und ging los in der Hoffnung, daß das Jagdglück ihm schnell ein geeignetes Tier vor die Flinte schicken möge. Er sah sich noch einmal um. Der alte Mann und das junge Mädchen hockten nebeneinander am lodernden Feuer und wärmten sich, während die drei
    Tiere bewegungslos im Hintergrund standen. Danach versperrten ihm die Felsen die Aussicht.
    Ein paar Meilen wanderte er erfolglos von einem schmalen Tal zum ändern, obgleich er an bestimmten Zeichen an den Bäumen und anderen Signalen erkennen konnte, daß eine Anzahl von

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