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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Bären in der Gegend gewesen sein mußten. Als er schließlich zwei oder drei Stunden ohne Erfolg herumgewandert war und schon traurig und mit leeren Händen umkehren wollte, sah er etwas, das sein Herz höher schlagen ließ. Am Rande eines Felsenvorsprunges stand ein riesiges Tier mit einem Paar gewaltiger Hörner, ein Bock, so riesig, daß man in ihm den Anführer einer ganzen Herde erkennen konnte, die jedoch für den Jäger jetzt noch unsichtbar war. Glücklicherweise hatte das Tier seinen Kopf zu der anderen Richtung gedreht und hatte den Jäger nicht wahrgenommen. Der Jäger lag ausgestreckt auf dem Boden, hatte sein
    Gewehr gegen den Felsen gelehnt, zielte und zog vorsichtig den Abzugshahn. Das Tier tat einen Sprung, strauchelte kurz und krachte dann herunter in das Tal.
    Das Tier war zu schwer, um von nur einer Person getragen zu werden, so begnügte sich der Jäger damit, einen Teil des Fleisches herauszuschneiden. Mit dieser Trophäe auf den
    Schultern eilte er zu ihrem Versteck zurück, denn der Abend neigte sich schon. Er hatte sich jedoch kaum auf den Rückweg gemacht, als sich ihm neue Schwierigkeiten in den Weg
    stellten. In seinem Eifer war er weit über die Täler hinausgegangen, die ihm bekannt waren und so war es nicht einfach, den Weg zurück zu finden. Durch das ganze Tal liefen
    Seitentäler, die wiederum eigene schmale Seitentäler hatten, die eines dem anderen glichen.
    Manchmal war es unmöglich, sie zu unterscheiden. So folgte er einem Taleinschnitt etwa eine Meile, bis er an eine Felsengruppe kam, von der er sicher war, daß er sie vorher nicht gesehen hatte. Überzeugt, daß er die falsche Richtung gewählt hatte, versuchte er einen anderen Weg, aber leider mit dem gleichen Ergebnis. Schon brach die Nacht sehr schnell herein. Es war fast völlig dunkel, als er auf den Pfad gelangte, der ihm endlich wieder bekannt vorkam. Aber auch dann war es nicht einfach, immer auf dem rechten Weg zu bleiben, denn noch war der Mond nicht aufgegangen und die hohen Felsen zu beiden Seiten des Weges verschluckten
    noch das wenige Licht. Seine Last lag ihm schwer auf dem Rücken und der Ausflug hatte ihn erschöpft. So stolperte er dahin, nur der Gedanke hielt ihn aufrecht, daß ja jeder Schritt ihn näher zu seiner geliebten Lucy brachte. Und schließlich konnte er froh sein, denn er hatte auf dem Rücken jetzt mehr Proviant für sie, als sie für den Rest ihrer Reise brauchten.
    Inzwischen war er am Eingang jener Schlucht angekommen, in der er sie verlassen hatte.
    Sogar noch im Dunkeln konnte er die Felsen ausmachen, die ihr Versteck schützend
    umstanden. Sie würden jetzt schon sehr auf ihn warten, überlegte er sich, denn er war fast fünf Stunden unterwegs gewesen. So froh war er, endlich wieder in ihrer Nähe zu sein, daß er die Hand an den Mund legte und ein lautes >Hallo< rief, zum Zeichen, daß er in der Nähe war und gleich kommen würde.
    Er stand still und wartete auf eine Antwort. Aber niemand antwortete. Nur das Echo schallte von den hohen Felswänden in tausendfacher Wiederholung zurück. Wieder rief er, jetzt
    vielleicht noch lauter, aber nicht einmal ein Flüstern von seinen Freunden erreichte ihn. Eine vage, namenlose Angst erfaßte ihn. Er eilte voran, so schnell er nur konnte, in seiner Sorge warf er auch seinen kostbaren Jagdsegen fort.
    Dann bog er um die Ecke, die ihm den vollen Blick auf den geschützten Platz gewährte, wo er vor Stunden das Feuer entzündet hatte. Das Holz glühte immer noch in der Asche, aber
    niemand schien es versorgt zu haben, nachdem er es verlassen hatte. Die gleiche Totenstille herrschte ringsum. Seine Angst wurde zu Gewißheit. Er lief, so schnell er konnte. Keine lebendige Seele war in der Nähe des Feuers zu finden; Tiere, Mann, Mädchen, alle waren fort.
    Es war nur zu klar, daß in seiner Abwesenheit ein schreckliches Unglück stattgefunden hatte
    — ein Unglück, daß sie alle betraf, von dem es aber keine Spuren gab.
    Erschrocken und wie vor den Kopf geschlagen schwankte Jefferson Hope. Er mußte sich auf sein Gewehr stützen, um nicht umzufallen. Jedoch war er ein Mann, der handeln konnte. So erholte er sich schnell wieder, ergriff einen noch glühenden Ast und entfachte das Feuer zu neuer Glut. Im Schein des Feuers untersuchte er das Lager. Der Boden war zertrampelt von den Hufen vieler Pferde. Es bedeutete, daß eine größere Schar von Berittenen die Flüchtlinge eingeholt hatte und die Spur der Reiter zeigte in Richtung Salt Lake City. Hatten

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