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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Haltung durchquerten sie ihn, suchten Schutz bei der Hecke, schlichen an dieser entlang, bis sie zu einer Stelle kamen, die ins freie Kornfeld führte.
    Sie hatten diese Stelle gerade erreicht, als der junge Mann seine Begleiter plötzlich packte und sie in den Schatten zurückzog. Dort lagen sie schweigend und zitternd.
    Durch das Leben in der Prärie hatte Jefferson Hope ein sehr feines Gespür bekommen. Das kam ihnen jetzt zustatten. Kaum hatten er und seine Freunde nämlich Deckung eingenommen, als ein paar Meter von ihnen entfernt das melancholische Rufen der Bergeule erscholl. Dies wurde sofort von einem anderen Vogelruf beantwortet, der ebenfalls ganz aus der Nähe kam.
    Im gleichen Augenblick löste sich eine kaum wahrnehmbare, fast schattenhafte Gestalt aus dieser Stelle, wohin sie eben noch gestrebt hatten. Das gleiche Signal ertönte noch einmal, und schon tauchte noch ein Mann aus der Dunkelheit auf.
    »Morgen um Mitternacht«, sagte der Erste, der der Anführer zu sein schien. »Wenn der Uhu dreimal gerufen hat.«
    »In Ordnung«, gab der andere zurück, »soll ich Bruder Drebber Bescheid sagen?«
    »Ja, und er soll es ebenfalls weitergeben. Neun und sieben.«
    »Sieben und fünf«, wiederholte der andere. Die beiden Gestalten huschten in verschiedenen Richtungen davon. Ihre abschließenden Worte schienen ganz offensichtlich eine Art Zeichen und Gegenzeichen zu sein. In dem Augenblick, als die Schritte in der Ferne nicht mehr zu hören waren, sprang Jefferson Hope auf die Füße. Er half seinen Begleitern durch die
    Öffnung und führte sie durch das Kornfeld, so schnell die Beine sie trugen. Halb trug, halb stützte er Lucy, wenn es ihm schien, daß die Kräfte das junge Mädchen verlassen wollten.
    »Beeilt euch!« flüsterte er von Zeit zu Zeit. »Durch die Linie der Wächter sind wir durch.
    Alles hängt davon ab, daß wir schnell sind. Also los, schneller!«
    Als sie erst einmal auf der Straße waren, kamen sie gut voran. Nur einmal kam ihnen jemand entgegen, aber da schafften sie es, sich rechtzeitig im Kornfeld zu verstecken, so daß sie nicht entdeckt wurden. Bevor sie die Stadt erreichten, schlug der Jäger einen schmalen rauhen Pfad ein, der in die Berge führte. Zwei dunkle, zerklüftete Gipfel wirkten in der Finsternis dunkel und drohend, der schmale Pfad zwischen ihnen führte zu der Adlerschlucht, wo die Pferde auf sie warteten.
    Mit unfehlbarem Instinkt fand Jefferson Hope den Weg zwischen den großen Felsblöcken
    hindurch und am Ufer des ausgetrockneten Bächleins entlang. Schließlich kamen sie zu einer versteckten Stelle, die von Felsen umgeben war. Hier waren die treuen Pferde zurückgelassen worden. Das Mädchen wurde auf den Maulesel gesetzt, der alte Ferrier mit seinem Beutel mit Geld in der Hand bestieg eines der Pferde, während Jefferson Hope das andere beim
    Zaumzeug nahm und die Gruppe durch die gefährliche Schlucht führte.
    Für jemanden, der die wilde Bergwelt nicht kannte, eine Landschaft, die die Natur in einer ihrer wildesten Launen hervorgebracht zu haben schien, war diese Route schon
    furchterregend und abenteuerlich. Auf der einen Seite türmten sich wilde, zerklüftete Felsen auf, die ernst, drohend und dunkel auf sie herabschauten und die an die vierhundert Meter oder noch höher waren. Die langen Basaltstreifen wirkten wie versteinerte Ungeheuer aus der Urzeit. Auf der anderen Seite türmten sich Geröll und Schutt und einzelne Felsblöcke, die das Vorankommen fast unmöglich machten. Zwischen diesen hindurch führte ein enger
    Zickzackpfad, der so schmal war, daß sie nur im Gänsemarsch marschieren konnten. So
    uneben und rauh war der Pfad, daß nur ein sehr geübter Reiter ihn überhaupt bewältigen konnte. Und doch waren, trotz all der Schwierigkeiten und Gefahren, die Herzen der
    Flüchtlinge leicht, denn jeder Schritt vergrößerte die Entfernung zwischen ihnen und jenem Despoten.
    Sehr bald sollten sie jedoch spüren, daß sie noch im Machtbereich der Heiligen waren. Sie hatten das wildeste und einsamste Stück dieses Pfades erreicht. Plötzlich schrie Lucy
    erschreckt auf und wies in die Höhe. Auf einem Felsen, von dem aus der Pfad gut zu
    überblicken war, stand ein einsamer Wächter. In dem Augenblick, als sie ihn wahrnahmen, sah er auch sie. Sein scharfer Anruf »Wer da?« schallte durch die stille Schlucht.
    »Reisende nach Nevada«, sagte Jefferson Hope und hatte die Hand am Gewehr, das neben
    seinem Sattel hing.
    »Mit wessen Erlaubnis?« fragte

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