Sherlock Holmes und das Druidengrab
Holmes kühl nach.
Lady Carter schluckte. „Ich würde durch Liliths Kuss sterben“, antwortete sie leise.
Holmes hob eine Augenbraue. „Interessant. Durchaus interessant, das könnte ein Hinweis sein. Gibt es eine Reihenfolge?“ Sie nickte. „Erst Dr. Lloyd, dann ich, dann Dr. Bennet und zum Schluss Mr Eldridge oder Sir Arnold, er hat sich an der Stelle nicht genau festgelegt.“
Holmes überlegte kurz und machte sich eine Notiz. „Wann genau haben Sie zusammen beschlossen, es in die Journaille zu bringen?“
„Wir haben es nicht beschlossen. Ich habe es so entschieden. Genau genommen dürfte ich auch nicht bei Ihnen sein.“
Holmes nickte. „Wer oder was verbietet es Ihnen?“
„Der Codex verbietet es. Wir haben es geschworen.“
„Gut. Lady Carter, womit finanzieren Sie Ihren Lebensunterhalt? Ich brauche genaue Informationen“, forderte Holmes energisch.
„Mr Holmes, was haben meine Finanzen mit jenen Kräften zu tun, die mir nach dem Leben trachten?“
„Vermutlich eine Menge. Ich benötige alles über das Erbe Ihres Vaters und über Ihre Einnahmequellen. Sie selbst schienen mir vorhin auch an der Geisterscheinung Ihres Vaters zu zweifeln. Wieso?“
Lady Carter neigte den Kopf und ging in sich. „Ich habe ihn gefragt, ob meine Cousine Anne bei ihm ist und es ihr gut geht.“ Sie zögerte.
„Und?“, fragte ich ungeduldig.
„Er sagte, es ginge ihr gut und sie seien zusammen. Ich habe jedoch keine Cousine namens Anne, Dr. Watson. Aber die Erinnerung der Geister an das Diesseits ist äußerst fragil, ihre Antworten diffus und ihr Wissen schöpft sich aus uns unbekannten Quellen“, zweifelte sie ihre Wahrnehmung an.
„Vertrauen Sie sich, Lady Carter. Gut, dass Sie zu mir gekommen sind, denn Sie befinden sich in größter Gefahr. Ich möchte, dass Dr. Watson Sie nach Hause begleitet und überprüft, ob Ihre Wohnung sicher ist“, beschloss Holmes und ich nickte zustimmend. „Ich möchte diese Nacht noch Einblicke in Ihre Vermögensangelegenheiten erhalten.“
Sie seufzte. „Ich erteile Ihnen die Befugnis, mit meinem Vermögensverwalter zu reden. Haben Sie etwas zu schreiben, Mr Holmes?“
„Selbstverständlich. Dr. Watson und ich werden unsere nächsten Schritte kurz im Nebenraum besprechen.“
Holmes reichte ihr Papier und eine Feder, mit der mein Freund immer noch zu schreiben pflegte, und wir verließen den Raum. Holmes schloss die Tür hinter sich.
„Und, mein lieber Watson, wie denken Sie über die beschworenen Geister?“ Holmes lehnte sich mit dem Rücken an die Tür.
„Ich bin skeptisch. Wie Sie wissen, gibt es auch zahlreiche Wissenschaftler in meinem Club, die der Idee eines übernatürlichen und von Geistern bewohnten Kosmos einiges abgewinnen können. Ich selbst war noch nie auf einer Séance, aber ich habe mir sagen lassen, dass aufgetretene Phänomene wissenschaftlich augenscheinlich nicht erklärbar waren.“ Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ein gewisses Interesse an einer solchen Veranstaltung bestand.
„Watson, es wurden die falschen Methoden angewendet oder in brillanter Manier die Sinne getäuscht. War es Hellseherei, als ich wusste, dass uns Lady Carter mit ihrem Besuch beehren wird? Nein, es war schlicht kombiniert. Der Vorfall in der Zeitung, eine Kutsche, die, wie ich durch das geöffnete Fenster hören konnte, vor unserer Tür hielt und der zeitliche Abstand zwischen dem Halten der Kutsche und dem Geräusch der sich öffnenden Kutschertür, zeigte mir an, dass eine Dame ihr Passagier war, denn es geziemt sich nicht, trotz aller Aufgeregtheit, die Kutsche eigenständig zu verlassen. Watson, so lange ich den Geist nicht gesehen habe, bin ich nicht von seiner Existenz überzeugt.“ Wie um sich in seiner These zu bestärken, nickte Holmes energisch.
Ich widersprach nicht. „Wie gehen wir vor?“, fragte ich stattdessen.
„Ich habe mir während des Gesprächs schon einen Plan zurechtgelegt, Watson. Sie werden sich in große Gefahr begeben müssen, wenn Sie mir helfen wollen, mein treuer Freund. Erst bringen Sie Lady Carter zu Grumbles, sie werden noch bis in die Nacht geöffnet haben, sodass sich Lady Carter in netter Gesellschaft die Zeit vertreiben kann. Wir treffen uns dann vor dem Eingang der rechtsmedizinischen Abteilung des Charing Cross Hospitals, um einem Ihrer Kollegen Fragen zum Tode von Dr. Lloyd zu stellen. Hier ist Ihr Fachwissen von äußerster Wichtigkeit. Danach geleiten Sie Lady Carter nach Hause und
Weitere Kostenlose Bücher