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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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das Mittelmeer an einer flachen sonnendurchfluteten Stelle. Den Kopf
hatte sie zurückgelegt und sah hinauf zum Stuckmedaillon in der Mitte der
Zimmerdecke.
    So ruhig und kurz vor dem
Einschlafen sah er sie sonst selten. In diesem Zustand erinnerte sie ihn an
eine sinnliche Nymphe, die einen heißen Sommernachmittag nach den nächtlichen
Bacchanalien verschläft. Bevor er sich noch richtig an ihr Sattsehen konnte,
hatte sie ihn dann doch bemerkt. Schnell schwang sie die Beine von der
Chaiselongue und setzte sich aufrecht hin.
    »Du siehst sehr gut aus«,
erklärte er.
    Sein Kompliment überraschte sie.
»Danke«, antwortete sie knapp, fast ein wenig zaghaft. »Du aber
auch.«
    Kein schlechter Anfang.
»Entschuldige bitte, dass ich vorhin unangekündigt hereingeplatzt
bin.«
    »Nicht doch, Freddie wollte ohnehin
gerade gehen.«
    »Hast du es ihm gesagt?«
    »Was denn?«
    Er blinzelte. Das klang nicht
gespielt schüchtern. Eher erstaunt.
    Also war sie nicht schwanger.
    Plötzlich wurde ihm schwindelig, als
hätte ihm jemand mit etwas Großem, Schwerem auf den Hinterkopf geschlagen.
    »Nichts«, antwortete er.
»Nichts.«
    Camden trat vor die Standuhr und
tat, als wolle er überprüfen, ob seine Taschenuhr richtig ging, obwohl er viel
lieber den Schürhaken neben dem Kamin gepackt und alles kurz und klein
geschlagen hätte. Die Wirklichkeit hatte all seine wunderschönen Träume von
Kindern und einer gemeinsamen Zukunft zerstört. Und diese Frau wusste nicht
einmal, wie furchtbar weh es ihm tat, dass sie ihr Glück wegwarf wie das
altbackene Brot von letzter Woche.
    Sie schwiegen eine Weile, während er
eine Uhr aufzog, die bereits aufgezogen war. Er hörte, wie Gigi Luft holte, und
wusste schon vorher, was sie gleich sagen würde. Ihm brach das Herz.
    »Ich bin nicht schwanger. Lässt du
mich nun gehen?«
    Alles in ihm schrie nein! Niemals
würde er sie gehen lassen. Tatsächlich sehnte er sich gerade nach den alten
Zeiten zurück, in denen eine Frau noch rein gar nichts zu sagen hatte. Damals
hätte er an dieser Stelle nur hässlich gelacht, Lord Frederick an den Füßen
verkehrt herum im Verlies aufgehängt, ihr das Kleid heruntergerissen und sie
sich in der großen Burghalle genommen, während der örtliche Bischoff
wohlwollend alles mit ansah.
    Die vereinbarte Zeit war noch lange
nicht vorbei. Dass sie seinen Versöhnungsvorschlag abgelehnt hatte, entband sie
nicht davon, sich an seine Bedingungen zu halten.
    Das Herz klopfte ihm in der Brust,
und er musste die Augen schließen, damit sein Atem ruhiger ging. Als ihr Gemahl
gab ihm auch das heute geltende englische Recht noch alle möglichen Mittel an
die Hand, um sie zu quälen. Aber was wäre am Ende damit schon gewonnen?
    Ihre Situation erinnerte ihn an sich
selbst. Der junge Camden hatte sich auch an eine »reine« Liebe geklammert,
genau wie Gigi es jetzt vollkommen aufrichtig, wenn auch fehlgeleitet mit Lord
Frederick tat. Sie fühlte sich verantwortlich.
    Vor zehn Jahren hatte sie klar
erkannt, dass er und Theodora nicht zusammenpassten. Nur hatte sie nicht genug
an ihn geglaubt, um darauf zu vertrauen, dass ihm das auch selbst noch
auffallen würde. Wenn er sie also nun schwängerte, damit sie sich nicht
scheiden ließ, beging er denselben Fehler wie sie damals.
    Nur was, wenn sie nicht zu Verstand
kam oder es zumindest nicht mehr rechtzeitig tat? Der Gedanke ließ ihn vor
Angst zittern. Das durfte er keinesfalls zulassen. Unmöglich. Es wäre das Ende
seiner Welt.
    Hatte sie sich vor all diesen Jahren
auch so gefühlt? Diese Angst und diese brennende Hoffnungslosigkeit? Die alles
beherrschende Furcht davor, dass er sie für immer verlieren würde, falls er
jetzt nichts unternahm?
    Wäre er neunzehn gewesen, er hätte
genau die gleichen Fehler begangen wie sie damals. Ja, selbst mit einunddreißig
und nachdem er die Folgen des ganzen Debakels hatte durchleben müssen, war er
dennoch in stärkster Versuchung.
    Am Ende retteten ihn lediglich sein
Stolz und der gesunde Menschenverstand. Sie sollte seine Gemahlin bleiben –
aber nicht, weil sie ihn unbändig begehrte oder ihr erstes Kind nicht aufgeben
wollte, sondern weil sie sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte, weil
jeder ihrer Atemzüge auch seiner war, in guten wie in schlechten Zeiten, in
Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod sie scheiden sollte.
    »Wie du wünschst«, erklärte er.
    »Was?” Sie traute ihren Ohren nicht.
Das war doch unmöglich!
    »Lass die Korken knallen. Schon
heute in
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