Sherry Thomas
hatte ich auch einfach keine Lust auf
eine andere Frau. Ich wollte dich. Eines Tages, das hatte ich mir
vorgenommen, würde ich durch deine Tür marschiert kommen, und zwar doppelt so
reich wie du, wenn möglich. Ich malte mir voller Wollust glühende
Wiedervereinigungsszenen aus.«
»Ach ja?«, erkundigte sie sich.
»Erzähl doch mal.«
Für diese Bitte schenkte er ihr
einen verlangenden Blick. »Nur falls du versprichst, meine Fantasien hinterher
wahr werden zu lassen.«
Demütig senkte die den Kopf. »Als
ich herkam, habe ich mir fest vorgenommen, mich von nun an in die fügsamste Gattin der
Welt zu verwandeln.«
Camden zog sie an sich. »Dieser
Abend wird immer besser.«
Immer wenn sie beim Ausleben von Camdens
einfallsreichen und zum Teil sehr ungewöhnlichen Fantasien eine kurze Pause
einlegten, sprachen er und Gigi über die Kinder, die sie zusammen haben würden,
und was sie unbedingt alles gemeinsam erleben und sehen wollten. Zu
Weihnachten würden sie seinem Großvater in Bayern einen Besuch abstatten. Und
im Frühling wollte Gigi ihm die wunderschöne Westküste von England und Wales
zeigen. Falls sie im Sommer nicht schon hochschwanger war, stand eine
Segeltour durch die Ägäis und in der Adria an Bord der Mistress auf dem
Programm.
»Geh mit mir reiten«, bat sie.
»Ich habe nicht mehr auf einem Pferd gesessen, seitdem du mich verlassen
hast.«
»In Connecticut habe ich ein
Landhaus auf einem sehr schönen Flecken Erde. Da segeln wir morgen hin.«
Auf einmal fiel Gigi Beckett wieder
ein. »Dein Butler, also ... du weißt ja ...«
»Ich habe ihm damals geraten,
möglichst weit wegzugehen. Als er sich dann drei Jahre später bei mir auf eine
Stelle bewarb, waren wir alle beide erst einmal schockiert. Er bat mich rasch
um Verzeihung und wollte sofort verschwinden. Aber ich hielt ihn zurück. Bis
heute kann ich dir eigentlich nicht wirklich erklären, weshalb.« Camden
zuckte die Schultern. »Ende des Jahres ist er schon sieben Jahre bei mir.«
Was für Gründe ihn dazu bewogen
haben mochten, war ihr gleich. Sie war einfach froh darüber. Wenigstens hatte
ihre Dummheit damals nicht dauerhaft das Leben eines anderen Menschen zerstört.
»Er leistet gute Arbeit, das Haus ist tadellos in Schuss«, murmelte sie.
»Was ist mit seinem Sohn passiert?«
»Er war ein oder zwei Jahre im
Gefängnis von Liverpool, bevor er nach Südafrika ging, um dort nach Gold zu suchen. Letztes Jahr hat er dann
geheiratet.«
Gigi seufzte erleichtert auf. Der
Gedanke an die Becketts hatte ihr die ganzen Jahre ein schlechtes Gewissen
beschert. Und nun zu erfahren, dass alles so glimpflich abgelaufen war,
erleichterte sie ungemein.
Zärtlich zog Camden die Linie ihres
Rückgrats nach, hinauf und hinunter. »Wie hat Lord Frederick es eigentlich
aufgenommen, dass du ihn nun doch nicht heiratest?«
»Sehr viel besser, als ich es
verdient habe. Wenn ich nur irgendetwas tun könnte, damit er für immer glücklich
wird. Nein, nur keine Sorge«, erklärte sie schnell. »Ich werde mich nicht
in sein Leben einmischen, sondern ihn in Ruhe lassen. Ich habe aus meinen
Fehlern gelernt.«
»Ach, tatsächlich?« Er küsste
ihr die Schulter. »Das hast du auch beim letzten Mal behauptet, als wir
miteinander im Bett lagen.«
Gigi drehte sich auf den Rücken und
legte sich seine Hand zwischen die Beine. »Fühl doch nach. Es gibt nichts, was
uns trennen würde.«
Gigi wusste nicht mehr, wie oft sie sich
geliebt hatten. Zu oft und gleichzeitig nicht oft genug. Irgendwann in den
Stunden nach Mitternacht ließ Camden ihr ein Bad ein und verwöhnte sie mit
allem, was ein erfinderischer Mann sich mit heißem Wasser und duftender Seife
einfallen lassen kann.
Als er dann selbst ein Bad nahm,
durchsuchte sie die Küche nach Essbarem. Bei ihrer Rückkehr hatte er einen
seidenen Hausmantel an und frottierte sich die Haare. Gigi brachte von unten
ein Tablett herauf, auf dem sich gebratener kalter Fasan, Brot und eine
Schüssel voller Schattenmorellen befanden.
»Lieber Himmel!«, rief er
erstaunt und nahm ihr das Tablett ab. »Ich wusste ja gar nicht, dass du mehr
kannst als Gewinne erzielen und Männer versklaven.«
Camden setzte das Tablett auf einer
Zedernholztruhe am Ende des Betts ab.
»Darf ich dir zu Weihnachten ein
paar Strümpfe stricken?«, erkundigte Gigi sich gut gelaunt.
Lächelnd riss er sich ein Stück Brot
ab. »Dann sähe ich mich gezwungen, dir eigenhändig einen Schaukelstuhl zu
bauen. Bedauerlicherweise sind meine
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