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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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habe.
Erzähl mir bitte weiter von deinem Bild.«
    Freddie schaute zur Tür, als
erwartete er, dort junge Dienstmägde zu sehen, die kichernd den Kuss beobachteten.
Doch es war alles ruhig auf dem Korridor, und so beugte Freddie sich vor und
wollte sie wieder küssen.
    »Nein«, hielt sie ihn davon ab.
Sie wollte sich nicht noch einmal vor Augen führen lassen, wie unterschiedlich
sie auf die beiden Männer reagierte. Oder daran denken, welches Feuer Camden in
ihr entfachte. »Wir sollten das wirklich derzeit besser lassen. Ich habe eben
einen Fehler gemacht.«
    Enttäuschung ließ das Leuchten in
Freddies Augen erlöschen, aber er hielt sich an ihre Wünsche. »Noch dreihundertneun
Tage«, jammerte er. »Und dabei fühlt sich jeder Tag drei Mal so lang an
wie gewöhnlich.«
    In dem Punkt zumindest waren sie
sich vollkommen einig. Sie lenkte die Unterhaltung wieder in Richtung seiner
Malerei, die einer der letzten sicheren Gesprächsstoffe für sie beide war.
»Dann warst du also fleißig. Wie ich höre, ist Lady Wrenworth mit ihrem Porträt
sehr zufrieden.«
    Bei dem Kompliment kehrten Freddies
Lebensgeister schlagartig zurück. »Vor zwei Tagen war ich zum Dinner bei den
Carlisles. Miss Carlisle bat mich, von ihr ebenfalls ein Porträt anzufertigen.
Wahrscheinlich fangen wir nächste Woche damit an.«
    »Zumindest scheint sie ja an dein
Talent zu glauben.«
    »Nun, sie hat mich gleich gewarnt,
dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen wird, wenn mein Bild nicht ihren hohen
Ansprüchen genügt.« Freddie lächelte leicht. »Stell dir nur vor, sie hat
sich kürzlich eine Impressionistenausstellung angesehen. Und ich dachte
bisher, du wärst der einzige Mensch meiner Bekanntschaft, der überhaupt weiß,
was die Impressionisten sind.«
    Gigi sprang plötzlich auf die Füße.
Der erstaunte Freddie tat es ihr gleich. »Was hast du? Ist es wegen Miss Carlisle?
Bestimmt hätte ich dich erst fragen sollen ...«
    »Nein, es hat nichts mit ihr zu
tun.« Ach, wenn es nur um Miss Carlisle gegangen wäre! Sie wünschte sich
fast, Freddie würde ihr berichten, er und Miss Carlisle ... »Vielmehr mit mir.
Ich hätte dir schon vor Jahren gestehen müssen, dass ich keine Ahnung habe von
den Impressionisten.«
    »Aber du besitzt die wunderbarste
Sammlung ihrer Gemälde, die ich je gesehen habe. Du ...«
    »Die habe ich en gros angeschafft,
indem ich drei Galerien leer gekauft habe. Weil Tremaine die Impressionisten
liebte.«
    Freddie schaute sie an, als hätte
sie ihm gerade eröffnet, dass alle neun Kinder von Königin Viktoria unehelich
waren. »Was? Soll das heißen ... Warst du ...«
    »Ja, ich war verliebt in ihn. Bei
der Heirat ging es mir nicht nur um seinen Titel. Ich habe schlimme Fehler gemacht
damals, und deshalb war unsere Ehe eigentlich schon vorbei, bevor sie überhaupt
begann.« Gigi holte tief Luft. »Bitte verzeih mir, dass ich dir nicht eher
davon erzählt habe. Es tut mir wirklich leid, und ich entschuldige mich
dafür.«
    Zuerst schluckte Freddie, offenbar
in dem Versuch, die Geschichte ihrer Vergangenheit zu verdauen, die sie ihm so
unerwartet serviert hatte. Dann räusperte er sich, um etwas zu sagen. Gigi
fühlte, wie sie sich verkrampfte. Lieber Himmel, was sollte sie nur antworten,
falls er sie fragte, ob sie ihren Gatten noch immer liebte? Sie konnte Freddie jetzt nicht mehr belügen, nicht nach
allem, was zwischen ihnen gewesen war. Andererseits sah sie sich auch nicht in
der Lage, der Wahrheit selbst ins Auge zu sehen ... konnte die grauenvolle
Angst davor nicht ertragen, erneut haltlos zu lieben – denn es war genau diese
tiefe Liebe, die ihr Leben schon einmal nahezu zerstört hatte.
    Auf Freddies Gesicht spiegelten sich
ebenfalls die widersprüchlichsten Gefühle wieder. Dann betrachtete er seine
Schuhspitzen, steckte die Hand in die Hosentasche, zog sie wieder heraus und
spielte an seiner Taschenuhr. »Du ... hast wirklich keine Ahnung von den
Impressionisten?«
    Sollte sie nun vor Erleichterung
laut lachen oder weinen? Vielleicht liebte Freddie sie ja nur wegen ihrer Gemäldesammlung.
Möglicherweise aber hatte er vor anderen Fragen genauso viel Angst wie sie.
    Sie deutete auf das Bild hinter
ihnen, eine Landschaft mit blauem Himmel, blauem Wasser und einem französischen
Dorf mit gelbroten Dächern und haferbreifarbenen Wänden. »Weißt du, wer das
gemalt hat?«
    Freddie schaute sich um. »Ja.«
    »Ich nicht. Längst vergessen. Ich
habe es zusammen mit achtundzwanzig anderen Werken erstanden.« Sie
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