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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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und es bleibt nur noch das Wetter«, sagte sie trocken.
    »Darf ich Ihren Irrtum diesbezüglich
korrigieren, Madam?«, erkundigte er sich ebenso ironisch. »Ich denke, Sie
werden feststellen, dass es sich damit genau umgekehrt verhält. Hinter Ihrer
Fassade perfekter Weiblichkeit sind Sie nämlich ein Blaustrumpf, der vielleicht
tatsächlich hinreichend gebildet ist, um meine ausgeprägte Gelehrsamkeit zu
schätzen.«
    »Hört, hört! Welch Arroganz, Eure
Gnaden«, sagte sie und grinste leicht. »Vermutlich dürfte es genau umgekehrt
kommen. Während Sie nämlich jede Nacht dem Vergnügen hinterhergejagt sind,
habe ich alles gelesen, was uns aus der klassischen Antike überliefert
ist.«
    »Das mag ja durchaus sein, aber
hatten Sie jemals auch nur einen originellen Gedanken, was die Interpretation
Ihrer Lektüre betrifft?«, forderte er sie heraus.
    Mrs. Rowland beugte sich leicht vor.
Zufrieden entdeckte er ein Leuchten in ihren Augen. »Wie viel Zeit haben Sie,
Sir, damit ich Ihnen in Ruhe Vorträge darüber halten kann?«

Kapitel 25
    3. Juli 1893
    »... Picknick ... eingefangen ... Licht ... Baum
... Schatten ... Purpur ...«
    Gigi starrte auf Freddies sich
bewegende Lippen, war im Geiste aber so weit entfernt wie das Kap der Guten
Hoffnung. Wovon redete er da nur? Und weshalb sprach er derart ernst über so
unverständliche und unwichtige Dinge, nachdem die Barbaren schon die Tore
niedergerissen hatten, die Verteidigungsmauern in Flammen hatten aufgehen
lassen und nun kurz davor standen, die Festung zu stürmen?
    Sie steckten in Schwierigkeiten. In
schlimmen Schwierigkeiten.
    Dann begriff sie endlich. Er sprach
von Nachmittag im Park. Sie selbst hatte ihn sogar danach gefragt, damit
sie eine gepflegte Unterhaltung führen und so tun konnten, als wäre alles in
Ordnung ... als stammte der bedrohliche Rauch lediglich aus der Küche, weil
dort zwei Eber für das abendliche Mahl gebraten wurden.
    Sie blinzelte und bemühte sich,
aufmerksamer zuzuhören.
    Zwei Tage nachdem sie nach London
heimgekehrt waren, hatte Camden die Stadt wieder verlassen, um seinen
Großvater in Bayern zu besuchen. Das lag nun einen vollen Monat zurück, und
keine einzige dieser achthundert Stunden war vergangen, ohne dass Gigi an ihre
letzte ge meinsame Nacht mit Camden und sein unerschrockenes Angebot dachte.
Alles erinnerte sie an ihn. Die Einrichtung ihres eigenen Hauses, die ihr
schon lange eigentlich kaum noch bewusst aufgefallen war, wurde wieder zum
Zeugnis ihrer alten brennenden Hoffnungen: das Klavier, die Gemälde, der
griechische Marmor, der genau die Farbe seiner Augen hatte.
    War ihre Entscheidung richtig
gewesen?
    Sie wusste ja, was es bedeutete, den
Pfad des Anstands und der Moral zu verlassen. Sie kannte die zerstörerische
Angst, die daraus geboren wurde und die dann alle Freude und jedes Vergnügen
vergiftete. Doch diesmal hatte sie den rechten Weg eingeschlagen, da war sie
fast ganz sicher.
    Nur wieso fehlte ihr dann dieses
Gefühl innerer Stärke, das sich normalerweise einstellte, wenn man das Richtige
tat? Wieso schlief sie nachts nicht den Schlaf der Gerechten und hatte ein
klares Ziel vor Augen? Wieso musste sie ihre wahren Empfindungen unterdrücken
und hatte an manchen Tagen beinahe das Gefühl zu ersticken?
    Sie hatte Freddie die Erlaubnis
erteilt, seine täglichen Besuche bei ihr wieder aufzunehmen, um die Klatschbasen
zum Schweigen zu bringen, die sich seit dem Besuch in Devon die Mäuler
zerrissen. Tatsächlich verstummten die Gerüchte dadurch, aber ihre schwer zu
ertragende innere Unruhe beruhigte sich dadurch nicht. Sie verstand sich noch
immer gut mit Freddie, aber ihre Überzeugung, dass sie beide zusammengehörten,
wurde schwächer und schwächer, drohte jeden Augenblick ganz zu schwinden.
    »Freddie«, unterbrach sie ihn.
    »Ja?«
    Gigi brach die Abmachung bezüglich
körperlicher Nähe, die seit Camdens Rückkehr in Kraft war, und küsste Freddie.
    Das war immer nett. Manchmal sogar
ausgesprochen nett. Aber nett reichte ihr nicht mehr. Sie brauchte Leidenschaft, einen wahrhaftigen
Flächenbrand, um die Brandzeichen auszulöschen, die Camden auf ihrer Seele
hinterlassen hatte, um zu vergessen, wie sie sein Begehren erwidert hatte,
hungrig und voll verzweifelter Sehnsucht.
    Der Kuss war sehr, sehr nett.
    Und sie dachte dabei ununterbrochen
an ebenjenen Menschen, den sie so gern vergessen wollte.
    Seufzend zog sie den Kopf zurück und
setzte ein Lächeln auf. »Verzeih mir, dass ich unsere Regeln gebrochen

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