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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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Eltern scheußlich
verbittert waren. Und für dieses Elend war Langford verantwortlich.
    »Ehen sind sonderbar«, bemerkte
Mrs. Rowland. »Einige zerbrechen schnell. Andere hingegen erweisen sich als
erstaunlich widerstandsfähig und erholen sich auch von den schlimmsten
Unglücksfällen.«
    Gern hätte er ihr geglaubt. »Die
Erkenntnis entspringt Ihrer persönlichen Erfahrung, wie ich hoffen darf?«
    »In der Tat«, gab sie fest
zurück.
    »Erzählen Sie mir mehr
darüber«, entgegnete er. »Ich erwarte jetzt etwas wirklich Sensationelles
dafür, dass ich Ihnen von meiner schrecklichen Vergangenheit berichtet
habe.«
    Erst nahm sie die Tasse wieder zur
Hand, stellte sie dann aber energisch zurück. »Sensationell ist meine
Geschichte nicht. Das Bemerkenswerteste, was ich in meinem Leben getan habe,
ist, Ihnen gewissermaßen einen Heiratsantrag zu machen. Inzwischen wird es Sie
mit Sicherheit nicht mehr sonderlich überraschen, dass ich schon vor dreißig
Jahren davon träumte, Ihre Gemahlin zu werden.«
    Überraschend war es zumindest, dass
sie so offen da rüber sprach.
    »Damals war ich der Meinung, dass
meine Schönheit und meine Erziehung mich förmlich dazu bestimmten. Ich wäre
immer noch im heiratsfähigen Alter gewesen, wenn Sie von der Universität
zurückkehrten. Bis dahin studierte ich das klassische Altertum, um mich
dadurch deutlich von den anderen Frauen abzusetzen, die es auf Sie abgesehen
hatten.«
    Sie lächelte, amüsiert über sich
selbst. »Wahrscheinlich finden Sie meine Pläne von damals sowohl arrogant als
auch naiv. Und das waren sie. Nur glaubte ich fest an meinen Erfolg. Im
Rückblick ist mir nun natürlich klar, dass wir beide niemals zusammengepasst
hätten – ich wäre an Ihren erotischen Eskapaden verzweifelt, und Sie hätte es
in den Wahnsinn getrieben, dass ich meine Nase überall hineinstecken muss, wie
meine Tochter es auszudrücken pflegt. Aber in jenen weit entfernten Tagen
waren Sie für mich ein griechischer Gott vom Olymp, es gab für mich keinen
anderen Mann. Und es erübrigt sich wohl, extra zu betonen, dass ich nicht
gerade beglückt war, als Mr. Rowland mir den Hof machte. Mir ging es um gesellschaftlichen
Status, Geld aus Ruß und Eisen verachtete ich hingegen natürlich. Mr. Rowland
aber besaß nichts als Geld aus eigener Arbeit. Ich begriff nicht, wieso Papa
seine Aufmerksamkeiten so begrüßte. Dass ich ihn dann heiraten musste, weil
mein Vater finanziell am Ende war, verstärkte meine Zuneigung zu meinem
Bräutigam nicht eben, wie ich Ihnen versichern darf.«
    Es klang bedauernd, was sie da
sagte. Langford begriff plötzlich, dass die Reue nicht ihm galt, sondern dem
lange verstorbenen Mr. Rowland. Die Erkenntnis machte ihn sonderbarerweise
eifersüchtig. »Schließlich hat Ihre Ehe sich von diesem Umstand dann aber doch
erholt, wenn ich Sie recht verstehe.«
    »Das hat sie. Bis dahin dauerte es
allerdings recht lange. Als ich Mr. Rowland mein Jawort gab, beschloss ich,
mich in den Inbegriff einer Märtyrerin zu verwandeln. Wenn ich auch nicht so tief sinken
wollte, mich nach Ihnen zu erkundigen oder irgendeine Affäre zu beginnen, sah
ich in meinem Gemahl sozusagen einen Vertragspartner, dem ich zum Wohle der
Familie meine Träume geopfert hatte. Selbst als meine Empfindungen ihm
gegenüber sich schließlich änderten, wusste ich nicht, was ich nun tun sollte.
Es kam mir geradezu lächerlich vor, dass ich auf einmal etwas anderes als
Pflicht und Verantwortung für einen Mann empfinden sollte, den ich so viele
Jahre lang ausschließlich Mr. Rowland genannt hatte.«
    Sie versank in Gedanken, führte dann
aber wieder das Gurkensandwich zum Mund. »Uns blieben noch drei schöne Jahre,
bevor er starb.«
    Der Duke war sprachlos. Bisher hatte
er immer geglaubt, dass glückliche Ehen nur im Märchen vorkamen, ungefähr so
wie feuerspuckende Drachen. Deshalb fiel ihm auch kein rechtes Wort des Trosts
angesichts ihres Verlusts ein.
    Während ihr Gastgeber also schwieg,
aß sie mit zarten Bissen das Sandwich. Nachdem sie damit fertig war,
schüttelte sie den Kopf und lächelte versonnen. »Es ist schon verständlich,
warum man gesellschaftlich nichts von übertriebener Offenheit hält, nicht wahr?
Man fühlt sich leicht ein wenig unwohl dabei.«
    »Schon, man wird aber auch sehr
nachdenklich gestimmt«, erwiderte er. »Ich habe noch nie eine so ehrliche
Unterhaltung geführt, jedenfalls nicht über etwas von wirklicher
Bedeutung.«
    »Und jetzt geht uns der
Gesprächsstoff aus,
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