Shibumi: Thriller (German Edition)
die Handflächen und grinste schief wie ein verschlagener Teppichhändler. »Meine lieben Freunde, es ist nicht an mir, zufrieden oder unzufrieden zu sein. Ich bin lediglich ein Bote, ein Kontaktmann, das, was Sie vielleicht bezeichnen würden als … einen …«
»Laufburschen?«, half Diamond ihm zuvorkommend aus.
»Mag sein. Ich kenne diesen Ausdruck nicht. Vor kurzem erfuhren unsere Geheimdienstagenten von dem Plan, die letzten beiden Helden des Vergeltungsschlages bei der Münchner Olympiade zu ermorden. Mein Onkel – und Präsident – sprach den Wunsch aus, diesen Plan vereitelt zu sehen … Ist dieser Ausdruck richtig?«
»Es ist ein Ausdruck«, gab Diamond gelangweilt zu. Er verlor langsam die Geduld mit diesem Esel. »Wie Sie sich erinnern werden, war die Vereitelung dieses gemeinen Anschlags eine Bedingung für die Fortsetzung unserer freundschaftlichen Beziehungen zur Muttergesellschaft im Hinblick auf die Ölversorgung. Die Muttergesellschaft in ihrer Weisheit beschloss, die Angelegenheit durch die CIA erledigen zu lassen – unter Ihrer persönlichen Aufsicht, Mr. Diamond. Ich möchte meinen tapferen Freund, Mr. Starr, nicht kränken, aber man muss doch verstehen, dass unser Vertrauen in diese Organisation, seit gewisse Schnitzer einiger von der CIA ausgebildeter Männer zum Sturz eines überaus freundlichen und hilfsbereiten Präsidenten geführt haben, nicht mehr unbegrenzt ist.« Der Araber legte den Kopf schief und grinste entschuldigend zu Starr hinüber, der konzentriert seine Nagelhaut betrachtete.
»Unser Geheimdienst sah sich in der Lage, der CIA die Namen der zwei zionistischen Gangster zu übermitteln, die mit diesem verbrecherischen Anschlag beauftragt waren, sowie das ungefähre Datum ihres Abflugs aus Tel Aviv«, fuhr der Araber fort. »Hinzu kamen ganz zweifellos noch Mr. Starrs eigene Informationsquellen, und er beschloss, die Tragödie mithilfe einer Technik abzuwenden, die Sie als Präventivschlag bezeichnen, das heißt, dafür zu sorgen, dass die Verbrecher exekutiert wurden, bevor sie ihre Untat begehen konnten – ein äußerst ökonomisches Verfahren. Nun haben Sie mir gerade gewisse audiovisuelle Beweise für den Erfolg der Aktion gezeigt. Das werde ich meinen Vorgesetzten berichten. An ihnen ist es dann, zufrieden oder unzufrieden zu sein – nicht an mir.«
Diamond, dessen Gedanken während Mr. Hamans wortreichem Monolog zumeist woanders gewesen waren, erhob sich. »Das wär’s dann also.« Und ohne ein weiteres Wort schritt er, gefolgt von seinem Ersten Assistenten, den Gang zwischen den Sitzreihen hinauf.
Starr hängte ein Bein über die Sitzlehne vor sich und holte eine Zigarre heraus. »Wollen Sie’s vielleicht noch einmal sehen?«, fragte er den Araber über die Schulter.
»Das wäre mir angenehm.«
Starr drückte auf die Sprechtaste. »Hallo, Kumpel! Lass nochmal laufen.« Das Licht wurde gedimmt, und er schob die Sonnenbrille in das kurz geschorene Haar hinauf. »Dann mal los. ’ne Wiederholung. Und zur besten Sendezeit«, deklamierte er in seinem breitesten Akzent.
Als er mit raschen Schritten den weiß gestrichenen Korridor des Centers entlangging, manifestierte sich Diamonds Wut einzig im scharfen Knallen seiner Lederabsätze auf den Fliesen. Er hatte sich dazu erzogen, seinen Gefühlen nur im minimalsten Rahmen Ausdruck zu verleihen, aber die leichte Spannung um seinen Mund und sein etwas abwesender Blick genügten dem Ersten Assistenten, um zu erkennen, dass in ihm der Zorn wühlte.
Nachdem sie den Aufzug betreten hatten, schob der Erste Assistent eine Magnetkarte in den Schlitz, der den Platz des Knopfes für den fünfzehnten Stock einnahm. Die Kabine sank schnell von der Haupthalle des Erdgeschosses in das Kellergeschoss, das die Tarnbezeichnung fünfzehnter Stock trug. Als Diamond die Leitung der CIA -Aktivitäten im Interesse der Muttergesellschaft übernahm, hatte er sich zuallererst ein Arbeitsareal mitten im Herzen des Centers eingerichtet. Das CIA -Personal hatte keinen Zutritt zum fünfzehnten Stock; die ganze Büroflucht war von Bleiplatten mit Wanzendetektoren umgeben, um die CIA in ihrem üblichen Zustand völliger Unwissenheit zu erhalten. Zum weiteren Schutz vor der Neugier der Regierung war Diamonds Büro mit einer direkten Computerverbindung zur Muttergesellschaft versehen, und zwar durch Kabel, die gegen die parallel-line/incidental capacitance -Abhörmethode gesichert waren, mit deren Hilfe die NSA Telefonverbindungen in den
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