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Shibumi: Thriller (German Edition)

Shibumi: Thriller (German Edition)

Titel: Shibumi: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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senkte Diamond die Pistole, während sein ganzer Oberkörper vor Frustration und Verzweiflung zitterte.
    Mit der Fingerspitze berührte Hel sein Ohrläppchen. Es war feucht und schmerzte ein wenig. Ein Steinsplitter von einer dicht neben ihm in den Felsen geschlagenen Kugel hatte ihn gestreift. Er hob die zweite Schrotpistole und richtete sie auf den Punkt im Whiteout, von dem das rasche Pulsieren einer von Todesangst erfüllten Aura ausging.
    Dann hielt er inne und ließ die Waffe sinken. Wozu die Mühe?
    Dieses unerwartete Whiteout hatte die Katharsis der Rache, die er geplant hatte, in ein mechanisches Abschlachten hilfloser Kreaturen verwandelt. Eine solche Situation bot keine Genugtuung, erlaubte es nicht, Können und Mut am Gegner zu beweisen. Hel, der wusste, dass sie zu dritt und gut bewaffnet sein würden, hatte absichtlich nur diese beiden Pistolen mitgebracht und sich auf zwei Schüsse beschränkt. Er hatte gehofft, die Begegnung dadurch zu einem echten Kampf werden zu lassen.
    Aber so? Und dieser völlig verstörte Kaufmann da draußen im Nebel? Der war einfach zu unwürdig für eine angemessene Strafe.
    Hel begann lautlos von dem Felsblock wegzuschleichen; er wollte Diamond allein und verängstigt im Whiteout zurücklassen, gemartert von der bangen Erwartung, dass ihn jeden Moment der Tod durchbohren würde.
    Doch dann blieb er stehen. Ihm fiel ein, dass Diamond ein Diener der Muttergesellschaft war, ein Konzernlakai. Hel dachte an Hochsee-Bohrtürme, die die Meere verunreinigten, an Tagebau auf jungfräulichen Böden, an Öl-Pipelines durch die Tundra, an Atomkraftwerke, die gegen die Proteste derer erbaut wurden, die letztlich unter der Verseuchung leiden mussten. Er erinnerte sich an das alte Sprichwort: Wer muss die schweren Dinge auf sich nehmen? Der, der es kann. Mit einem tiefen Seufzer und voller Ekel, der ihm bitter in die Kehle stieg, drehte er sich um und hob den Arm.
    Diamonds tierischer Schrei wurde von dem Krachen des Schusses und dessen Echo verschluckt. Durch einen wogenden Riss im Nebelvorhang sah Hel einen zerschmetterten Körper, der sich in der Luft drehte und rücklings in die Dunstwand hineingeschleudert wurde.
    CHATEAU D’ETCHEBAR
    Hanas Pose verriet maximale Hingabe; ihre einzigen Waffen in diesem Spiel waren genussvolles Stöhnen und die wellenförmigen Vaginalkontraktionen, in denen sie Meisterin war. Hel hatte den Vorteil, abgelenkt und im Durchhalten von der Aufgabe unterstützt zu werden, jede Bewegung strikt kontrollieren zu müssen, da ihre Stellung sehr kompliziert und ausgefallen war und der kleinste Fehler empfindliche Schmerzen auslösen konnte. Ungeachtet dieses Vorteils war er es, der schließlich durch zusammengebissene Zähne murmelte: »Du kleiner Teufel!«
    Sofort als sie spürte, dass er den Höhepunkt erreicht hatte, presste sie aufatmend nach außen und vereinte sich, ihrer Freude laut und beseligt Ausdruck verleihend, mit ihm im Orgasmus.
    Nach einigen Minuten des Ausruhens in dankbarer, zärtlicher Umarmung schüttelte er lächelnd den Kopf. »Mir scheint, ich habe wieder verloren.«
    »Es scheint so, ja.« Sie lachte verschmitzt.
    Hana saß, der verkohlten Ruine des Gartens zugewandt, in der Türöffnung des tatami -Zimmers; der Kimono bauschte sich um ihre Hüften; ihr Oberkörper war bis zur Taille nackt, um das Massieren und Streicheln zu empfangen, das sie als Preis für dieses Spiel ausgesetzt hatte. Hel kniete hinter ihr, fuhr mit den Fingerspitzen an ihrer Wirbelsäule entlang und schickte kleine, prickelnde Wellen bis in ihren Nacken und in ihre Haarwurzeln hinauf.
    Mit lächelnden Augen, alle Muskeln seines Gesichts entspannt, ließ er seine Gedanken in melancholischer Freude und herbstlichem Frieden umherwandern. In der vergangenen Nacht hatte er einen endgültigen Entschluss gefasst und war dafür belohnt worden.
    Stundenlang hatte er ganz allein im Waffenraum gekniet und die Lage der Steine auf dem Spielbrett erwogen. Früher oder später würde die Muttergesellschaft unweigerlich seinen schwachen Panzer durchbrechen. Entweder würden ihre hartnäckigen Nachforschungen ergeben, dass de Lhandes tot war, oder die Fakten im Zusammenhang mit Kennedys Tod würden schließlich durch andere Quellen ans Licht kommen. Und dann würden sie ihn jagen.
    Er konnte sich wehren, der gesichtslosen Konzernhydra zahllose Arme abschlagen, doch letztlich würde sie ihn besiegen. Und wahrscheinlich mit etwas so Unpersönlichem wie einer Bombe oder etwas so

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