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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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jemanden würde finden müssen, der ihr half ... aber nicht wirklich einen Ersatz für Lucia Busseto, ihre ehemalige Büroleiterin, denn Grace konnte sich nicht vorstellen, die vertraulichen Akten ihrer jungen Patienten einer anderen Person anzuvertrauen.
    Und ich würde Joshua einer anderen Person anvertrauen müssen.
    Dieser Gedanke entfachte erneut die Angst in ihr, wie immer, wenn sie und Sam darüber sprachen, sich Hilfe ins Haus zu holen.
    Was an sich schon nicht sonderlich gesund war, dachte Grace bei sich.
    »Biba« , rief Joshua wie auf Kommando von seinem Kinderstühlchen in der Küche.
    »Du sagst es«, antwortete Grace.
    David und Saul – Sams zweiundzwanzigjähriger Adoptivbruder – hatten sich beide erboten, sich jederzeit um Joshua zu kümmern, und Gott wusste, dass Grace und Sam den beiden bedingungslos vertrauten. Doch hier ging es nicht einfach nur um Babysitting, sondern um eine langfristige Entscheidung, was den eigenen Lebensstil betraf – eine Entscheidung, mit der Grace voll und ganz im Reinen sein musste, wie jede andere berufstätige Mutter auch.
    Doch im Augenblick war erst einmal Claudia hier. Sie war Tausende Meilen geflogen, weil sie ihre Schwester brauchte, und ob sie nun Zuflucht, eine Schulter zum Ausheulen oder irgendetwas anderes suchte, Grace wusste, dass sie sich aufraffen und für Claudia da sein musste.
    Sam rief um elf Uhr dreißig an, um Grace zu sagen, dass er an einem neuen Mordfall arbeite.
    Grace wusste, was das hieß: Sam wusste nicht, wann er nach Hause kam.
    »Wir haben Besuch«, sagte sie.
    Claudia war oben und richtete sich in Cathys Zimmer ein. Grace hatte ihre Tochter vor einer halben Stunde in Sacramento angerufen, und die hatte ihr versichert, dass sie keinerlei Probleme damit habe, ihr Zimmer vorübergehend an ihre Tante abzutreten.
    »Ganz im Gegenteil. Mir gefällt der Gedanke, dass mein Zimmer benutzt wird«, sagte sie.
    »Möchtest du, dass wir uns einen Untermieter holen?«, fragte Grace in bemüht beiläufigem Tonfall.
    »So weit würde ich nun auch wieder nicht gehen«, erwiderte Cathy. Sie klang fröhlich und ließ alle herzlich grüßen, besonders Joshua. Sie vermisse sie alle sehr und könne es gar nicht erwarten, sie wiederzusehen. Nach diesen Worten fühlte Grace sich schon besser.
    Nun erzählte sie Sam, wie erschöpft Claudia aussah. »Irgendetwas stimmt nicht mit ihr.«
    »Das weißt du doch schon eine ganze Weile«, sagte Sam. »Und es ist gut, dass sie zu dir gekommen ist.«
    »Selbst wenn das bedeutet, dass sie Daniel und die Jungs verlassen hat?«
    » Besonders dann«, antwortete Sam. »Es gibt niemanden, der ihr besser helfen könnte als du, alles wieder auf die Reihe zu bekommen.«
    »Glaubst du?«
    »Ich weiß es«, sagte Sam mit seiner vollen Stimme.
    Es war schön, einen Ehemann zu haben, der so viel Vertrauen in sie hatte.
    Grace wünschte sich nur, sie wäre sich da ebenfalls so sicher.

7
     
    Es verging kein Tag, an dem Sam sich nicht daran erinnerte, wie glücklich er war, seine Familie zu haben, zu leben und frei zu sein – und noch immer Detective bei der Polizei von Miami Beach.
    Dabei hätte es ganz anders sein können. Er hätte seinen Job verlieren können oder Schlimmeres. Doch die Beamten, die den Albtraum des vergangenen Jahres untersucht hatten, hatten akzeptiert, dass Cathys Leben in unmittelbarer Gefahr gewesen war, und ein Disziplinarausschuss hatte Sam als Strafe dafür, außerhalb seiner Zuständigkeit gehandelt zu haben, lediglich eine Suspendierung von achtzig Stunden aufgebrummt. Dabei hätte man ihn durchaus degradieren oder sogar von der Kripo wegversetzen können. So aber machte er noch immer das, was er liebte.
    Auch wenn diese Liebe manchmal – an Tagen wie diesen – reichlich bizarr wirkte.
    »Und?«, fragte Martinez, als er und Sam kurz nach Mittag über die Elfte zum Ocean Drive gingen. Sam trug eine Tasche mit zwei Sandwiches und einer Flasche Manischewitz für Mildred, während er in der anderen Hand seinen Starbucks-Becher mit Eistee hielt. »Hat dein Bauchgefühl dir schon etwas Nützliches verraten?«
    »Nicht die kleinste verdammte Kleinigkeit«, antwortete Sam.
    »Geht mir genauso«, sagte Martinez.
    Das Einzige, was bis jetzt aus Sanders’ Büro gekommen war, war die Bestätigung, dass es sich bei den Fasern, die sie an den Würgemalen am Hals des Toten gefunden hatten, um weiße Baumwolle handelte, wie man sie bei industriell produzierten Bademänteln fand.
    »Das Zeug findet man überall«,

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