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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Detective Becket«, hatte sie an einem Morgen im März zu ihm gesagt, als er sie an der Ecke Lincoln und Washington in die Donut-Kiste greifen ließ, die eigentlich für die Abteilungsbesprechung bestimmt gewesen war. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Sie frage, wie es Ihrer Familie geht.«
    »Ganz und gar nicht.« Sam war überrascht, aber auch gerührt gewesen, und hatte Mildred erzählt, dass es ihnen recht gut ginge. Dann hatte er ihr ein paar Fotos von Joshua gezeigt. Im Gegenzug hatte Mildred ein Medaillon unter ihrer mehrschichtigen, größtenteils schwarzen Kleidung hervorgeholt und geöffnet. Mehrere winzige Schwarzweißfotos eines jungen Mannes und einer jungen Frau waren zum Vorschein gekommen.
    »Mein Verlobter«, hatte Mildred erklärt.
    »Und Sie«, hatte Sam ergänzt.
    »Das ist mindestens tausend Jahre her«, sagte sie.
    »Ich würde Sie immer wiedererkennen«, bemerkte Sam. »Hübsches Paar.«
    »Donny war einmalig«, sagte Mildred. »Nachdem Gott ihn erschaffen hatte, hat er die Form zerbrochen.«
    »Wie bei meiner Frau«, erwiderte Sam. »Grace.«
    Und dabei hatten sie es belassen. Sie respektierten die Privatsphäre des jeweils anderen. Doch seitdem hatten sie noch oft miteinander gesprochen, und während eines dieser Gespräche hatte Mildred Sam anvertraut, dass Donny als unschuldiger Passant bei einer Schießerei im Drogenmilieu getötet worden war. Sam hatte ein paar Mal versucht, sie zu überreden, mit ihm in einem Restaurant oder einem Coffee Shop essen zu gehen – oder auch bei sich daheim, was ihr gefiel –, doch Mildred hatte jedes Mal abgelehnt. Soweit Sam es beurteilen konnte, hatte Mildred Bleeker sich ihren Lebensstil selbst gewählt, und das einzige gemeinsame Essen, das sie je gehabt hatten, waren ein paar mit Muscheln gefüllte Tamales auf Mildreds Parkbank gewesen.
    Es gab keinen Grund zu glauben, dass Mildreds Nachricht in irgendeiner Beziehung zu dem Mord stand; das war Sam durchaus bewusst.
    »Könnte alles Mögliche sein«, sagte er, als Cutter einen Kaffeebecher auf den Tisch stellte und Riley sich daranmachte, ihre E-Mails abzurufen.
    »Weiß Mildred von dem Ruderboot?«, fragte Martinez.
    »Das hat sie nicht gesagt«, antwortete Riley und fuhr sich mit den Fingern durch ihr kurzes rotes Haar; in Gedanken war sie bereits woanders.
    »Dass sie es dir nicht sagt, war klar«, sagte Martinez. »Du bist ja auch nicht Sam Becket.«
    Sam wusste nur, dass er mehr als ein Dutzend Tamales für selbst den kleinsten Hinweis darauf hergeben würde, wo der Mord verübt worden war. Da sie keinerlei neue Spur hatten – und angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass der brutale Mord vermutlich irgendwo im Innern eines Gebäudes verübt worden war, vielleicht in einem Motel, einem Puff oder einer Garage –, gab es nur eine Möglichkeit, wie sie in nächster Zeit etwas herausfinden konnten: wenn irgendjemand, vielleicht ein Angestellter, heute Morgen zufällig über etwas stolperte.
    Auch waren bis jetzt noch keine Berichte über Blutflecken, Überreste von Chemikalien oder auch nur Kampfspuren eingegangen.
    Sam wollte Mildred so schnell wie möglich sehen.

6
     
    Grace hatte manchmal Angst, dass Cathy nie zurückkommen würde.
    Seit Joshuas Geburt schien sie vor vielen Dingen Angst zu haben.
    »Das ist gar nicht typisch für mich«, hatte sie vor ein paar Monaten zu Magda Shrike gesagt. Magda war ihre einstige Mentorin, ihre Psychologin und eine gute Freundin, die eine Zeitlang in San Francisco gewohnt hatte, vor einem Jahr aber zurückgekehrt war. »Jedenfalls war es mal so.«
    »Die Ereignisse fordern ihren Tribut«, hatte Magda erwidert. »Von jedem.«
    »Nur dass die üblen Dinge vergangenes Jahr nicht wirklich mir widerfahren sind, oder?«
    »Sie sind Menschen widerfahren, die du liebst, also auch dir«, sagte Magda. »Du bist zu hart zu dir selbst, Grace.«
    Was, so hatte Grace vor einiger Zeit beschlossen, einer der Gründe dafür war, dass sie endlich wieder das machen sollte, was sie am besten konnte, nämlich an andere Menschen zu denken, besonders an ihre Patienten – an die Kinder, denen sie helfen konnte.
    Dabei gibt es hier mehr als genug Psychologen.
    Das stimmte natürlich. Trotzdem war es das, wofür Grace zur Universität gegangen war und was sie über Jahre hinweg praktiziert hatte. Und sie war tüchtig in ihrem Job; sie war viel zu ehrlich, als dass sie das geleugnet hätte.
    Wenn sie jedoch wirklich wieder praktizieren wollte, bedeutete das auch, dass sie

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