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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Ritual, und Mildred schien es zu genießen, auch wenn sie wusste, dass Sam ablehnen würde, weil er im Dienst war.
    Wie immer dankte er ihr und trank einen Schluck Tee aus seinem Pappbecher.
    Einst war Sam Becket ein wahrer Kaffeefan gewesen; tatsächlich hatte ihn sogar fast schon die Sucht nach gutem Espresso gepackt. Doch eine der Nachwirkungen der traumatischen Ereignisse von vergangenem Jahr war, dass er bezweifelte, je wieder auch nur an Kaffee nippen zu können.
    »Also«, sagte er nun. »Ist der Anlass für dieses Treffen rein geselliger Natur?«
    »Sie wissen doch, dass ich Ihre Zeit nicht verschwenden würde, Samuel«, erwiderte Mildred. »Besonders nicht, wo Sie eine so schlimme Arbeit haben.«
    »Ich wünschte, es wäre anders.« Von einem Mordfall abgesehen konnte Sam sich sehr viel Schlimmeres vorstellen, als eine Stunde mit Mildred zu verbringen. »Und bevor ich es vergesse – ich soll Sie herzlich von Grace grüßen.«
    Mildred und Grace hatten sich nie getroffen, wussten aber voneinander. Grace hatte Sam gegenüber einmal erwähnt, sie würde sich freuen, die alte Dame kennen zu lernen, sollte sich je die Gelegenheit dazu bieten.
    »Grüße zurück«, sagte Mildred nun.
    Sam nippte an seinem Tee und wartete einen Augenblick.
    »Und? Worum geht es?«, fragte er dann.
    »Um diesen armen Mann natürlich«, antwortete Mildred.
    »Haben Sie etwas gesehen?« Sam kam sofort auf den Punkt.
    »Zeugin des Verbrechens war ich nicht – Gott sei Dank.« Überall waren Menschen. Manche lungerten auf dem Rasen herum, andere spazierten die Promenade entlang, und wieder andere genossen den Strand. Doch niemand war nahe genug, als dass er etwas hätte hören können; trotzdem senkte Mildred die Stimme. »Und was ich gesehen habe – wen ich gesehen habe –, hat vermutlich nichts damit zu tun.«
    »Schauen wir mal«, erwiderte Sam.
    »Ich habe einen Fremden beobachtet«, berichtete Mildred. »Jemand Neuen.«
    Mildred sprach langsam und bedächtig, und obwohl sie schon in aller Ausführlichkeit darüber nachgedacht hatte, verstieß es gegen ihre Prinzipien, jemandem Probleme aufzuhalsen, der sie nicht verdient hatte.
    »Natürlich weiß ich so gut wie Sie, dass es hier nur so von Fremden wimmelt«, fuhr Mildred fort, »und ich habe dieses Wort mit Bedacht gewählt, Detective. Aber bei diesem jungen Mann hatte ich irgendwie ein schlechtes Gefühl.« Sie verzog das Gesicht und rümpfte die Nase, sodass sie fast wie ein Mops aussah. »Und ich hoffe, das lag nicht nur an seiner Erscheinung, denn normalerweise lasse ich mich von so etwas nicht beeinflussen.«
    »Ich weiß«, sagte Sam.
    Mildred schüttelte den Kopf. Dabei rührte sich keine Strähne, denn sie trug ihr ergrautes Haar zwar lang, hatte es aber ordentlich zurückgesteckt. Sam hatte oft bewundert, dass es Mildred trotz ihrer unglücklichen Lebensumstände stets gelang, gepflegt auszusehen und sauber zu riechen. »Er war fast noch ein Junge«, berichtete sie. »Vielleicht war er eine jener armen Seelen, die ihren Körper verkaufen, um nicht bei meinesgleichen auf der Straße zu landen. Aber er hatte irgendetwas an sich, was mir eine Gänsehaut beschert hat, und das hatte nicht nur mit seinem Äußeren zu tun.«
    »Was genau meinen Sie damit?« Sam war fasziniert.
    »Er war ...« Mildred zuckte mit den Schultern. »Er war ganz silbern , überall. Kein Glitter, irgendwie feiner . Eher wie Perlmutt oder Fischschuppen.« Mildred nickte. »Ja, das war mein erster Gedanke: dass er wie ein prächtiger toter Fisch mit Silberschuppen in der Auslage eines Supermarkts aussah.«
    Sam wartete, bis ein Mann, der einen halb mit Kokosnüssen gefüllten Handkarren vor sich herschob, an ihnen vorübergegangen war. »Seine Kleidung war silbern?«
    » Alles war silbern«, erwiderte Mildred. »Vom Haar bis zu den Zehen. Er trug diese grässlichen Schuhe, die einen so groß machen, als wollte man den Leuten im ersten Stock in die Fenster schauen. Wissen Sie, welche ich meine?«
    »Ja, klar.« Sam lächelte, denn Mildred Bleeker zuzuhören war häufig schon eine Freude an sich. Er hätte gerne gewusst, ob Mildred irgendwann eine gute Schule besucht hatte. Oder hatte sie sich ihre gewählte, höfliche Ausdrucksweise selbst angeeignet? Da sie so gut wie nie über sich selbst sprach, würde er es wohl nie erfahren.
    Erneut schüttelte Mildred den Kopf. »Dann ist mir klar geworden, dass er rein gar nichts von einem toten Fisch an sich hatte, im Gegenteil: Der Junge war ausgesprochen

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