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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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«Sieh dir bloß das mal an!», ruft sie aus und deutet auf die raketenförmigen Gondeln des
Sky Rides
, die zwischen zwei riesenhaften Masten auf den beiden Seiten der Lagune hin- und herflitzen. «Willst du nicht da rauf? Ich wette, der Blick ist atemberaubend.»
    Er kauft ihnen Tickets, und der Aufzug schießt sie mit schwindelerregendem Tempo hinauf. Und vielleicht ist die Luft dort oben frischer, oder vielleicht hat er sich nur einen weiteren Ausblick verschaffen müssen. Die ganze Stadt liegt vor ihnen, das gesamte Messegelände, und alles wirkt aus dieser Höhe seltsam und neu.
    Etta hängt sich bei ihm ein, drückt ihren Körper an ihn, sodass er durch ihr Kleid die Wärme und Nachgiebigkeit ihrer Brüste spürt. Ihre Augen funkeln. «Ist dir klar, was du jetzt hast?»
    «Ja», sagt er. Eine Partnerin. Jemanden, der es verstehen wird. Dass sie grausam ist, weiß er schon.

Kirby
    14 . Januar 1993
    «Hey Kirsty, tut mir unheimlich leid. Ich hab’s total vergessen. Hatte komplett das Zeitgefühl verloren», lässt Sebastian «nennen Sie mich Seb» Wilson vom Stapel, als er ihr die Tür aufmacht.
    «Ich heiße Kirby», korrigiert sie ihn. Sie hat eine halbe Stunde unten in der Rezeption auf ihn gewartet, bevor sie die Empfangsdame bat, in seinem Zimmer anzurufen.
    «Oh, klar, sorry. Ich weiß nicht, wo ich mit meinem Kopf bin. Obwohl, eigentlich weiß ich es schon. Ich bin eben total mit diesem Deal beschäftigt. Kommen Sie rein, ja? Entschuldigen Sie das Chaos.»
    Sein Zimmer muss eines der pompösesten im ganzen Hotel sein. Oberste Etage mit Blick auf den Fluss und einem Wohnzimmer von der Sorte mit den Glas-Couchtischen, auf denen sich Rasierklingenkratzer und ein ganz feiner Hauch Kokainstaub finden.
    Im Moment aber ist der Couchtisch unter einem Durcheinander von Tabellenblättern und Zahlenformularen begraben. Das Bett ist ungemacht. Um die übergroße Prestige-Lampe auf dem Beistelltisch liegt eine ganze Sammlung leerer kleiner Flaschen aus der Minibar. Er schiebt seine Aktentasche von der weißen Ledercouch, damit sie sich hinsetzen kann.
    «Kann ich Ihnen was anbieten? Einen Drink? Falls noch irgendwas übrig ist …» Er wirft einen Blick auf die leeren Flaschen und fährt sich verlegen mit der Hand durch das makellos zerzauste Haar, wobei man sieht, dass es sich an den Schläfen vorzeitig zurückzuziehen beginnt. Ein Peter Pan, erwachsen und zum Unternehmer geworden, denkt sie, der aber immer noch versucht, auf der Welle seines Böser-Junge-Images von der Highschool zu reiten.
    Sogar unter dem teuren Anzug erkennt Kirby, dass die einst zähen Muskeln weich werden, besonders um seine Taille. Sie fragt sich, wann er das letzte Mal an einem Motorrad herumgebastelt hat. Oder ob er sich sagt, dass er damit wieder anfängt, sobald er die erste Million zusammenhat und sich mit fünfunddreißig ins Privatleben zurückzieht.
    «Danke, dass Sie sich für mich Zeit nehmen.»
    «Hey, ist doch klar. Ich würde alles für Julia tun. Es ist eine Tragödie. Ich bin immer noch nicht, wissen Sie … drüber weg.» Er schüttelt den Kopf. «Über diesen Tag.»
    «Es war ein Kampf, an Sie ranzukommen.»
    «Ich weiß, ich weiß. Das liegt an dieser Riesenfusion. Normalerweise hat das Unternehmen keine Interessen im Landesinneren. Wir arbeiten meistens an der Küste. Aber die Farmer brauchen Hypotheken genau wie jeder andere. Wahrscheinlich wissen Sie überhaupt nicht, wovon ich rede. Was, haben Sie noch mal gesagt, studieren Sie?»
    «Journalismus. Obwohl, ich habe das Studium gerade abgebrochen.» Dass sie diese Entscheidung getroffen hat, wird ihr erst bewusst, als sie die Worte ausgesprochen, es einem vollkommen Fremden gebeichtet hat. Aber sie war seit über einem Monat in keinem Kurs mehr. Hat die Hälfte der Seminararbeiten nicht abgeliefert. Wenn sie Glück hat, kriegt sie noch mal Bewährung.
    «Hey, das verstehe ich total. Ich hab mich in diese ganzen Demonstrationen und den Scheiß reinziehen lassen. Ich dachte, das wäre was Sinnvolles, auf das ich meine ganze Wut umlenken könnte.»
    «Sie sprechen ja ziemlich offen darüber.»
    «Ich rede schließlich mit jemandem, der versteht, worum es geht, oder? Davon gibt’s nicht gerade viele.»
    «Echt jetzt?»
    «Ich meine, Sie haben es doch selbst erlebt.»
    Die Tür geht auf, und ein philippinisches Zimmermädchen steckt den Kopf herein. «Oh, Entschuldigung», sagt sie und zieht sich hastig zurück.
    «In einer Stunde, okay?», ruft ihr Sebastian überlaut

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