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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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sie finden.»
    «Zum Teufel», sagt der Mann. «Verstehen Sie doch endlich. Lassen Sie uns einfach in Ruhe.» Er wartet auf eine Antwort, lange genug, um Angst zu bekommen. «Hallo? Hallo?»
    «Oh. Ich wusste nicht, ob Sie noch dran sind.» Mr. Peck ist unsicher. «Geht es ihr gut? Ist etwas passiert? Oh Gott. Hat sie etwas
getan

    «Warum sollte Catherine irgendetwas getan haben?»
    «Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, warum sie tut, was sie tut. Wir haben bezahlt, damit sie dorthin geht. Wir haben versucht, sie zu verstehen. Sie haben gesagt, es ist nicht ihre Schuld, aber …»
    «Wohin?»
    «New Hope Erholungsheim.»
    Sanft legt Harper den Hörer auf.
    Er findet sie dort nicht, aber er geht zu einem der Treffen der angegliederten Entzugsklinik von New Hope, bei dem er sich schweigend und (wie der Name schon andeutet) anonym jämmerlich rührselige Lebensgeschichten anhört, bis er ihre neue Adresse aus einer sehr hilfsbereiten alten Ex-Junkie-Dame namens Abigail herausholt, die entzückt davon ist, dass Catherines «Onkel» ihr helfen will.

Catherine
    9 . Juni 1993
    Catherine Galloway-Peck geht vor der leeren Leinwand auf und ab. Morgen wird sie das Bild zu Huxley runterbringen und es für 20  Mäuse verkaufen, obwohl schon allein das Spannen so viel kostet. Aber er wird Mitleid haben und sie außerdem bumsen. Könnte sein, dass sie noch einen Blowjob drauflegen muss. Aber eine Nutte ist sie nicht. Sie tut ihm einen Gefallen. Freunde helfen sich gegenseitig. Man kann einem Freund helfen, sich gut zu fühlen.
    Davon abgesehen soll Kunst ja von Depressionen und Drogenmissbrauch inspiriert werden. Da muss man sich bloß mal Kerouac ansehen. Oder Mapplethorpe. Haring! Bacon! Basquiat! Wie kommt es dann, dass beim Anblick der unbemalten Leinwand ihr Gehirn herumzuflackern scheint wie der immer gleiche Ton eines verstimmten Klaviers?
    Der Anfang ist nicht mal das Problem. Sie hat schon ein Dutzend Mal angefangen. Kühn, brillant, mit einer klaren Vorstellung davon, wohin sich das Bild entwickeln würde. In ihrem Kopf kann sie sehen, wie sich das Ganze entfaltet. Die Farben legen sich übereinander wie Brücken, die sie den ganzen Weg bis zum Ziel führen werden. Aber dann wird alles schlüpfrig. Es rutscht weg, und sie kann es nicht festhalten, und die Farben werden trübe. Und dann macht sie doch bloß unausgereifte Collagen, reißt Seiten aus Schundromanen, die sie pro Karton für einen Dollar bekommt, und übermalt sie wieder und wieder, bis die Worte unlesbar sind. Die Idee dahinter war, daraus einen Leuchtkasten zu machen, in den sie mit Nadelstichen neue Sätze stechen würde, die nur sie allein kennen würde.
    Es ist eine Erleichterung, die Tür zu öffnen und ihn davor stehen zu sehen. Sie hatte gedacht, es wäre vielleicht Huxley, der ihre Notlage vorausgeahnt hat. Oder Joanna, die manchmal einen Kaffee und ein Sandwich vorbeibringt, allerdings war sie in letzter Zeit nicht mehr so oft da und hat sie jedes Mal strenger angesehen.
    «Kann ich reinkommen?», fragt er.
    «Ja», sagt sie und zieht die Tür auf, obwohl er ein Messer in der Hand hat und eine rosafarbene Häschen-Haarspange von vor acht Jahren, wenn sie nachrechnet, die aber aussieht, als hätte er sie gestern neu gekauft. Ihr wird klar, dass sie ihn erwartet hat. Seit sie zwölf Jahre alt war und er sich bei dem Feuerwerk neben sie auf die Wiese gesetzt hat. Sie hatte auf ihren Dad gewartet, der zum Dixi-Klo gegangen war, weil er Chili-Burger noch nie vertragen hatte. Sie erklärte, dass sie mit Fremden nicht reden durfte und dass sie die Polizei rufen würde, aber in Wahrheit schmeichelte ihr sein Interesse.
    Er sagte, sie würde heller leuchten als die explodierenden Feuerwerkskörper über den Häusern, deren Schein sich in den Fensterscheiben spiegelte. Er sagte, er hätte sie von dort drüben aus leuchten sehen. Was bedeute, dass er sie töten müsse. Nicht jetzt, aber später. Wenn sie erwachsen wäre. Aber sie sollte nach ihm Ausschau halten. Er hatte die Hand gehoben, und sie war zurückgezuckt. Aber er tat ihr nichts, zog nur die Haarspange aus ihrem Haar. Und das war es, – noch mehr als die schreckliche unverständliche Sache, die er zu ihr gesagt hatte –, was sie in untröstliches Schluchzen ausbrechen ließ, zur Bestürzung ihres Vaters, der irgendwann endlich bleich und verschwitzt zurückkam und sich den Bauch hielt.
    Und war es nicht das, was sie zu dieser Laufbahn gebracht hatte, in diese Abwärtsspirale? Der Mann im

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