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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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Klayton aufblicken und ihn sehen wird, ein Mädchen an jedem Arm, mit einem neuen Anzug und einer Rolle Geldscheine in der Tasche, zusammen mit seinem Messer. Aber Klayton hält seinen Blick gesenkt, grau und in sich gebeugt wie ein tropfender Wasserhahn, während sie direkt an ihm vorbeigehen.
    Er könnte wiederkommen und Klayton umbringen. Er würde ihn schlafend in irgendeinem Eingang entdecken. Würde ihn in das Haus einladen, damit er sich aufwärmen kann. Schwamm drüber. Ihm vor dem Kamin ein Glas Whiskey in die Hand drücken und ihn dann mit einem Klauenhammer totschlagen, so wie es Klayton mit Harper vorhatte. Den Anfang würde er damit machen, ihm die Zähne auszuschlagen.
    «Ts», sagt Etta. «Es wird immer schlimmer.»
    «Glaubst du, die haben es schlecht?», fragt ihre Freundin. «In der Schulbehörde wird beraten, ob sie uns demnächst auf Bezugsscheine setzen. Sollen wir jetzt mit Gutscheinen statt mit richtigem Geld bezahlt werden?»
    «Am besten würden sie uns mit Alkohol bezahlen. Mit dem ganzen Zeug, das sie konfiszieren. Können ja ohnehin sonst nichts damit anfangen. Damit könnte man sich schön warm halten.» Etta drückt Harpers Arm, lenkt ihn von der Phantasie ab, in die er sich hineingesteigert hat. Er wirft einen Blick über die Schulter und sieht, wie ihm Klayton hinterherstarrt, den Hut in den Händen, den Mund vor Überraschung offen stehend.
    Harper wirbelt die beiden jungen Frauen herum. «Sagt meinem Freund hallo», sagt er. Molly gehorcht mit einem neckisch gehobenen Finger, doch Etta runzelt die Stirn. «Wer ist das?»
    «Jemand, der versucht hat, mich fertigzumachen. Jetzt merkt er selbst mal, wie diese Arznei schmeckt.»
    «Wo wir gerade von Arzneien sprechen …» Molly schubst Etta an, die in ihrer Handtasche zu kramen beginnt und eine kleine Glasflasche mit einem Aufkleber herauszieht, auf dem «Wundbenzin» steht.
    «Ja, ja, ich hab uns ein Schlückchen mitgebracht.» Sie nimmt einen Zug und gibt die Flasche an Harper weiter, der die Öffnung an seinem Jackett abwischt, bevor er sie an die Lippen setzt.
    «Keine Sorge, das ist kein Wundbenzin. Die Firma, die unser Krankenhaus beliefert, hat noch einen Nebenerwerbszweig.»
    Der Alkohol ist hochprozentig, und Molly ist gierig, sodass das Lämmchen bei ihrer Ankunft bei Madame Galli’s in der East Illinois Street auf dem bestem Weg zum Vollrausch ist.
    In dem Restaurant hängen eine große Karikatur eines italienischen Opernsängers und viele Fotos von Theaterleuten an der Wand, strahlende Gesichter, über die Autogramme gekritzelt sind. Die Schauspieler sagen Harper nichts, aber die beiden Frauen gurren anerkennend, und der Kellner gibt keinen Kommentar zu den schäbigen Mänteln ab, die er übernimmt, um sie an die Haken neben dem Eingang zu hängen.
    Das Restaurant ist schon halb voll mit Anwälten, Bohemiens und Schauspielertypen. Das umgewandelte Doppelwohnzimmer einer Privatwohnung ist von der Wärme der Kaminfeuer auf beiden Seiten und vom Stimmengewirr der Gäste erfüllt.
    Der Kellner führt sie zu einem Tisch am Fenster. Harper setzt sich auf die eine Seite, die beiden Frauen nebeneinander ihm gegenüber, sodass sie sich über die hübsche Obstschale hinweg ansehen, die den Tafelaufsatz bildet. Anscheinend hat Madame Galli die Polizei in der Tasche, denn der Kellner bringt ihnen eine Flasche Chianti aus den Bücherregalen, die in einen Getränkeschrank verwandelt wurden.
    Harper bestellt Lammkoteletts als Entrée, und Etta schließt sich ihm an, aber Molly bestellt sich mit keck funkelnden Augen das Filet. Harper kümmert das nicht. Für ihn ist es egal, bei dem Preis von 1 , 50  Dollar pro Person für fünf Gänge, also kann das verschlagene Biest essen, was es will.
    Die Frauen essen die Spaghetti mit Genuss, sie drehen die Gabeln, als wären sie dazu geboren. Doch Harper findet die Nudeln glitschig und den Knoblauchgeruch viel zu stark. Die Vorhänge sind schmierig vom Rauch. Die junge Frau am nächsten Tisch, die zwischen jedem Gang raucht, weil sie kosmopolitisch erscheinen will, ist genauso geistlos wie ihre Begleiter, die viel zu laut reden. Alles Schwanzlutscher hier, die eine Show aufführen und sich hinter ihrer Kleidung und ihrem Benehmen verstecken.
    Er begreift, dass es zu lange her ist. Er hat schon beinahe einen Monat lang niemanden mehr umgebracht. Nicht seit Willie. Die Welt wirkt in den Zwischenzeiten wie entfärbt. Er fühlt, wie das Haus an ihm zupft, als wären zwischen seinen Rückenwirbeln

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