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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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wär’s mit einem Ritt?», sagt sie kleinmädchenhaft, und er bemerkt, dass sie sogar noch verschlagener ist als ihre Freundin. Trotzdem macht sie ihn neugierig. Es ist etwas Herrliches an ihrer Gier. Sie ist eine Frau mit egoistischen Gelüsten, die sich über den Rest der elenden Menschheit stellt, ob nun zu Recht oder nicht.
    Er küsst sie und ist von sich selbst überrascht. Ihre Zunge bewegt sich schnell und feucht in seinem Mund, eine warme, kleine Amphibie. Er drückt sie zurück an das Pferd, grapscht ihr mit einer Hand unter den Rock.
    «Wir können nicht zu mir gehen», sie zieht sich zurück. «Es gibt dort eine Hausordnung. Und Molly.»
    «Hier?», sagt er und versucht, sie herumzudrehen, während er an seinem Hosenschlitz herumfummelt.
    «Nein! Es ist eiskalt. Nimm mich mit zu dir nach Hause.»
    Seine Erektion schrumpft zusammen, und er lässt sie abrupt los.
    «Unmöglich.»
    «Was ist denn?», ruft sie ihm gekränkt nach, als er von dem Brunnen klettert und hastig zur Michigan Avenue zurückhumpelt. «Was hab ich denn getan? Hey! Geh nicht weg! Ich bin keine dahergelaufene Nutte, kapiert? Fahr zur Hölle, Mann!»
    Er antwortet nicht, nicht einmal, als sie ihren Schuh auszieht und damit nach ihm wirft. Er fällt kläglich weit hinter ihm zu Boden. Jetzt wird sie auf einem Bein durch den Schnee hüpfen müssen, um ihn wieder einzusammeln. Ihre Demütigung gefällt ihm.
    «Fahr zur Hölle!», schreit sie noch einmal.

Kirby
    23 . März 1989
    Die Wolken ziehen wie Boote mit aufgeblähten Segeln tief über den See. Es ist kaum sieben Uhr morgens. Normalerweise wäre Kirby um diese Zeit auf keinen Fall wach, wenn nur der verdammte Hund nicht wäre.
    Noch bevor sie aus dem Auto gestiegen ist, klettert Tokyo vom Rücksitz ihres Vierte-Hand-Datsuns nach vorn und drückt mit seinen Riesenpfoten ihren Arm herunter, als sie gerade die Handbremse anziehen will.
    «Weg da, du Trampeltier», sagt Kirby und schiebt ihn auf den Beifahrersitz, wofür sie mit einem Hundefurz ins Gesicht belohnt wird. Er hat den Anstand, sie ungefähr eine Sekunde lang schuldbewusst anzusehen, bevor er anfängt, kläffend an der Tür zu kratzen, weil er hinauswill, und dabei mit dem wedelnden Schwanz gegen den Schaffellüberwurf zu schlagen, der verbirgt, dass der Sitz total ramponiert ist.
    Kirby greift an ihm vorbei, erreicht den Türöffner und zieht ihn auf. Tokyo drückt die Tür mit seinem Kopf auf und schlüpft durch den Spalt auf den Parkplatz. Er springt um das Auto herum auf ihre Seite und stellt sich, die Zunge weit heraushängend, mit beiden Pfoten an ihrem Fenster auf, sodass sein Atem das Fenster beschlagen lässt, während sie auszusteigen versucht.
    «Du bist ein hoffnungsloser Fall, weißt du das eigentlich?», grummelt Kirby und drückt die Tür gegen sein Gewicht. Er bellt vor Begeisterung, rast zu dem grasbewachsenen Seitenstreifen und wieder zu ihr zurück, damit sie sich beeilt. Könnte ja sein, dass der Strand plötzlich auf und davon ist. Genauso wie sie drauf und dran ist, ihn sitzen zu lassen. Sie fühlt sich ziemlich zwiegespalten deswegen. Aber sie hat gespart, damit sie bei Rachel ausziehen kann, und im Studentenwohnheim sind sie gestapomäßig streng, was das Verbot felltragender Mitbewohner angeht. Sie sagt sich, dass sie ja nur ein paar Stationen mit der El entfernt wohnen wird. Sie wird am Wochenende mit ihm spazieren gehen, und sie hat den Jungen von gegenüber dazu überredet, mit Tokyo für einen Dollar täglich einmal um den Block zu gehen. Das sind allerdings fünf Kröten die Woche. Eine Menge Ramen-Instantnudeln.
    Kirby folgt Tokyo durch einen raschelnden Korridor aus wildwucherndem Gras den Pfad zum Strand hinunter. Sie hätte näher am Strand parken sollen, aber sie ist daran gewöhnt, am Wochenende zur Mittagszeit hierherzufahren, wenn man weder für Geld noch für gute Worte einen freien Parkplatz findet. Ohne all die Menschen ist es hier komplett anders. Sogar unheimlich, mit Nebel und einem kalten Wind, der vom See aus übers Gras streicht. Bei diesem schneidenden Wind müsste man schon ein sehr passionierter Jogger sein, um sich nicht abschrecken zu lassen.
    Sie holt den schmuddeligen Tennisball aus der Tasche. Er ist zerbissen und abgewetzt und weich, so oft hat Tokyo darauf herumgekaut. Sie wirft den Ball in hohem Bogen in Richtung der Skyline über dem See, zielt auf den Sears Tower, als könnte sie ihn umkippen lassen.
    Tokyo hat genau darauf gewartet, die Ohren aufgestellt, die

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