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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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«Hör auf mit dem Blödsinn.» Der Wind dringt durch ihre Kleidung, sie bekommt Gänsehaut auf den Armen bis zum Nacken hinauf – sie hätte eine wärmere Jacke anziehen sollen. Er ist natürlich in das Vogelschutzgebiet gerannt, wo er ihr eine richtig saftige Strafe dafür einbringen kann, dass sie ihn von der Leine gelassen hat. Fünfzig Dollar, also der Gegenwert von zwei Monaten Gassigehen-Gebühren. Oder fünfundzwanzig Päckchen Instantnudeln. «Deko! Hund!», brüllt Kirby über den verlassenen Strand. «Das bist du, wenn ich mit dir fertig bin.»
    Sie setzt sich am Eingang des Vogelschutzgebietes auf eine Bank, in die Namen geritzt wurden – Jenna + Christo 4 ever –, und zieht ihre Schuhe wieder an. Der Sand hat in ihren Socken gescheuert, sich zwischen ihren Zehen festgesetzt. Irgendwo im Unterholz ruft ein Fliegenschnäpper. Rachel mag Vögel und kennt sämtliche Namen. Es dauerte Jahre, bis Kirby darauf kam, dass Rachel diese Namen erfand und es keinen Rotkäppchenspecht oder Kristallregenbogen-Malachit gab. Das waren einfach nur Wortkombinationen, die Rachel gefielen.
    Sie stapft in das Vogelschutzgebiet. Die Vögel haben aufgehört zu zwitschern. Zweifellos von der Gegenwart eines nassen, lästigen Hundes zum Verstummen gebracht, der hier irgendwo herumstöbert. Sogar der Wind hat sich gelegt, und die Wellen sind nur noch ein gedämpftes Säuseln im Hintergrund, fast wie fernes Verkehrsrauschen. «Komm schon, du blöder Hund.» Sie pfeift wieder. Fünf ansteigende Töne.
    Irgendwer erwidert den Pfiff.
    «Oh, das ist echt lustig», sagt Kirby.
    Das Pfeifen ertönt noch einmal, es klingt spöttisch.
    «Hallo? Spaßvogel?» Sie steigert sich umgekehrt proportional zu ihrer Genervtheit in Sarkasmus. «Haben Sie einen Hund gesehen?» Sie zögert eine Sekunde, bevor sie von dem Weg abbiegt, sich durch das dichte Unterholz in die ungefähre Richtung des Pfeifers schiebt. «Wissen Sie, so ein Tier mit Fell und Zähnen, mit denen es Ihnen die Kehle durchbeißen kann.»
    Keine Antwort, nur ein rasselndes, abgehacktes Geräusch. Als würde eine Katze einen Haarball herauswürgen.
    Sie hat genügend Zeit, um überrascht aufzuschreien, als ein Mann aus dem Gebüsch tritt, sie am Arm packt und mit einem Ruck, dessen Gewalt sie nichts entgegenzusetzen hat, zu Boden stößt. Sie verstaucht sich das Handgelenk, als sie automatisch versucht, sich abzufangen. Ihr Knie trifft so brutal auf einen Stein, dass es ihr kurz schwarz vor Augen wird. Als sie wieder sieht, hat sie Tokyo vor sich, der im Gebüsch hechelnd auf der Seite liegt.
Irgendjemand
hat einen Drahtkleiderbügel um seinen Hals geschlungen, sodass er tief in seine Kehle einschneidet und das Fell um die Furche blutgetränkt ist. Er dreht den Kopf, windet sich in den Schultern, versucht freizukommen, denn der Draht ist um einen Ast geschlungen, der aus einem umgestürzten Baumstamm ragt. Bei jeder Bewegung gräbt sich der Draht tiefer in seinen Hals. Das rasselnde, abgehackte Geräusch stammt von seinem Versuch, mit durchtrennten Stimmbändern etwas anzubellen. Etwas, das hinter ihr ist.
    Sie kämpft sich auf die Ellbogen hoch, und in demselben Moment holt der Mann mit der Krücke aus und schlägt sie ihr aufs Gesicht. Der Aufprall zerschmettert ihren Wangenknochen in einer Schmerzexplosion, die durch ihren gesamten Schädel vibriert. Sie sackt auf der feuchten Erde zusammen. Und er ist auf ihr, rammt ihr sein Knie in den Rücken. Sie windet sich unter ihm und strampelt mit den Beinen, als er ihr die Arme auf den Rücken dreht und ihr knurrend die Handgelenke mit Draht zusammenbindet. «Runtervonmirverdammt», faucht sie in den Mulch aus Erde und Blättern. Er schmeckt nach feucht verfaulenden Dingen, klebt weich und sandig zwischen ihren Zähnen.
    Grob rollt er sie herum, keucht durch zusammengebissene Zähne und drückt ihr den Tennisball in den Mund, bevor sie schreien kann, reißt ihr dabei die Lippe auf und bricht ihr einen Zahn ab. Er drückt den Ball zusammen, als er ihn ihr in den Mund schiebt, und als er ihn loslässt, dehnt sich der Ball wieder aus und zwingt ihre Kiefer auseinander. Sie würgt unter dem Geschmack aus Gummi und Hundesabber und Blut. Sie versucht, den Ball mit der Zunge aus dem Mund zu stoßen, trifft aber auf das Stück abgebrochenen Zahn. Sie erstickt fast bei dem Gedanken an dieses Stück in ihrem Mund. Mit dem linken Auge sieht sie nur noch rötlich-verschwommen. Ihr gebrochener Wangenknochen drückt von unten gegen die

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