Shining Girls (German Edition)
Augenhöhle. Aber es zieht sich ohnehin alles zusammen.
Es ist schwer, um den Ball herum zu atmen. Er hat den Draht so fest um ihre Handgelenke gewickelt, die unter ihr eingeklemmt sind, dass ihre Hände taub werden. Die Drahtränder bohren sich in ihren Rücken. Sie krümmt die Schultern, versucht schluchzend, sich von ihm wegzuschlängeln. Egal wohin. Nur weg, Gott, nur weg. Aber er sitzt auf ihren Oberschenkeln und drückt sie mit seinem Gewicht zu Boden.
«Ich habe ein Geschenk für dich. Sogar zwei», sagt er. Seine Zungenspitze steht zwischen seinen Zähnen hervor. Er macht ein hohes, keuchendes Geräusch, als er in sein Jackett greift.
«Welches möchtest du zuerst?» Er streckt ihr die Hände entgegen. Entweder ein kleiner, glänzender schwarzsilberner Gegenstand. Oder ein Klappmesser mit Holzgriff.
«Kannst du dich nicht entscheiden?» Er drückt den Anzünder am Feuerzeug herunter, und die Flamme springt empor wie ein Schachtelteufel, dann lässt er die Flamme wieder erlöschen. «Das ist zur Erinnerung an mich.» Dann klappt er die Klinge des Messers heraus. «Das ist einfach nur das, was getan werden muss.»
Sie versucht zu treten, ihn abzuschütteln, schreit wild hinter dem Ball. Er lässt sie gewähren, beobachtet sie. Ist belustigt. Dann setzt er das Feuerzeug auf ihrer Augenhöhle auf und drückt die harte Kante gegen ihren gebrochenen Wangenknochen. Schwarze Flecken blühen in ihrem Kopf auf, Schmerz jagt durch ihren Kiefer, ihr Rückgrat hinunter.
Er zieht ihr T-Shirt hoch, legt ihre winterblasse Haut frei. Er fährt mit der Hand über ihren Bauch, gräbt sich mit den Fingerspitzen in ihre Haut, zupackend, gierig. Hinterlässt Schrammen. Dann stößt er ihr das Messer durch die Bauchwand, dreht es und zieht es mit einem gezackten Schnitt quer durch sie. Sie bäumt sich gegen ihn auf, schreit in den Ball.
Er lacht. «Schön ruhig bleiben.»
Sie schluchzt zusammenhanglose Laute. Die Worte in ihrem Kopf ergeben keinen Sinn, und die in ihrem Mund schon gar nicht. Bitte-nicht-nicht-nein-verdammt-mach-das-nicht-bitte-nicht.
Ihrer beider Atmung passt zusammen, sein erregtes Keuchen, ihr hechelndes Einatmen. Das Blut ist wärmer, als sie es sich je vorgestellt hätte, als würde man sich in die Hose pinkeln. Aber dickflüssiger. Vielleicht ist er fertig. Vielleicht ist es vorbei. Er wollte sie nur ein bisschen verletzen. Ihr zeigen, wer der Boss ist, bevor … ihr Verstand schaltet angesichts dessen ab, was alles kommen könnte. Sie kann sich nicht dazu bringen, ihn anzuschauen. Sie fürchtet sich zu sehr, ihm seine Absichten vom Gesicht ablesen zu können. Also liegt sie da, sieht zur fahlen Morgensonne hinauf, die durch die Blätter scheint, und hört ihrem eigenen schnellen, angestrengten Atem zu.
Aber er ist noch nicht fertig. Stöhnend versucht sie sich wegzudrehen, bevor die Spitze der Messerklinge ihre Haut erneut berührt. Er tätschelt ihr wild grinsend die Schulter, sein Haar klebt ihm von der Anstrengung verschwitzt am Kopf. «Schrei lauter, Herzchen», sagt er heiser. Sein Atem riecht nach Karamell. «Vielleicht hört dich jemand.»
Er stößt wieder mit dem Messer zu und zieht die Klinge durch ihren Bauch. Sie schreit, so laut sie kann, doch der Ton wird von dem Ball gedämpft, und sie hasst sich sofort dafür, ihm gehorcht zu haben. Und dann ist sie ihm dankbar, dass er sie schreien lässt. Was die Demütigung noch schlimmer macht. Sie kann nichts dagegen tun. Ihr Körper hat sich von ihrem Verstand unabhängig gemacht, der zu einer beschämenden Instanz geworden ist, die mit ihm handelt und bereit ist, alles zu tun, damit es aufhört. Alles, um am Leben zu bleiben. Bitte, Gott. Sie schließt die Augen, damit sie den konzentrierten Ausdruck in seinem Gesicht nicht sehen muss oder wie er an seiner Hose herumfummelt.
Wie er das Messer herabstößt und wieder hochreißt, scheint einem vorherbestimmten Muster zu folgen. Genau wie es vorherbestimmt zu sein scheint, dass sie hier ist, unter ihm gefangen liegt. Als wäre dies der einzige Ort, an dem sie je gewesen ist. Unter dem scharfen Brennen der Wunden fühlt sie, wie die Klinge durch das Fettgewebe schneidet. Als würde er sich eine verdammte Rinderlende herausschneiden. In einem Schlachthof aus Blut und Exkrementen. Bitte-bitte-bitte.
Da ist ein schreckliches Geräusch, noch schlimmer als sein Atem oder das Schmatzen, mit dem das Messer durchs Fleisch fährt. Sie schlägt die Augen auf und schaut zu Tokyo, der mit verdrehtem Kopf
Weitere Kostenlose Bücher