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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stovington nicht besonders gefallen. Er hatte sich unterdrückt und wie lebendig begraben gefühlt, aber das war eine unreife Reaktion gewesen. Wie konnte ein Mann auch an seiner Lehrtätigkeit Freude haben, wenn er die ersten drei Stunden jeden zweiten Tag mit einem Kater durchstehen musste, von dem ihm fast der Schädel platzte? Aber so würde es nie wieder werden. Er würde mit seiner Verantwortung besser fertig werden. Davon war er überzeugt.
    Mitten in diesen Gedanken löste sich seine Angespanntheit, und er schlief allmählich ein. Sein letzter Gedanke folgte ihm wie eine dröhnende Glocke in den Schlaf:
    Ich könnte hier meine Ruhe finden. Endlich. Wenn sie mich nur lassen.
     
    Als er aufwachte, stand er im Bad von Zimmer 217.
    (Ich bin im Schlaf hierher gegangen – warum? – hier sind keine Radios zu zertrümmern)
    Im Badezimmer brannte Licht, das Zimmer hinter ihm lag in tiefem Dunkel. Der Duschvorhang vor der Badewanne mit den Klauenfüßen war vorgezogen. Die Badematte daneben war nass und lag in Falten.
    Er fing an, sich zu fürchten, aber das Traumähnliche dieser Furcht zeigte ihm, dass sie nicht wirklich bestand. Dennoch war sie damit nicht beseitigt. So viele Dinge im Overlook schienen wie Träume.
    Er bewegte sich zur Wanne hin, jedoch so, dass er gleich wieder fortlaufen konnte.
    Er riss den Vorhang zurück.
    Nackt und fast schwerelos im Wasser treibend lag George Hatfield. In seiner Brust steckte ein Messer. Das Wasser um ihn herum war hellrosa gefärbt. Sein Penis trieb schlaff im Wasser wie Tang.
    »George –« hörte er sich sagen.
    Bei dem Wort schlug George die Augen auf. Sie waren silbrig, keine menschlichen Augen. Georges Hände, weiß wie Fischbäuche, tasteten sich an die Seiten der Wanne, und er zog sich in sitzende Position. Genau zwischen den Brustwarzen ragte das Messer aus seiner Brust. Die Wunde hatte keine Ränder.
    »Sie haben die Uhr vorgestellt«, sagte George, und seine Augen glänzten silbrig.
    »Nein George, das habe ich nicht getan. Ich –«
    »Ich stottere nicht.«
    George stand jetzt und fixierte ihn immer noch mit diesem silbrigen Blick, der nichts Menschliches hatte, aber sein Mund hatte sich zu einer lächelnden Grimasse verzerrt. Er hob ein Bein über den Porzellanrand der Wanne. Ein weißer, faltiger Fuß stellte sich auf die Badematte.
    »Erst haben Sie versucht, mich auf meinem Fahrrad zu überfahren, dann haben Sie die Uhr vorgestellt, und dann haben Sie versucht, mich zu erdolchen, aber ich stottere immer noch nicht.« George kam auf ihn zu, mit ausgestreckten Händen, die Finger leicht gekrümmt. Er roch modrig und feucht wie totes Laub, auf das es geregnet hatte.
    »Es war nur zu Ihrem Besten«, sagte Jack und trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe die Uhr zu Ihrem eigenen Besten vorgestellt. Im übrigen weiß ich, dass Sie bei Ihrer Abschlußarbeit gemogelt haben.«
    »Ich mogele nicht … und ich stottere nicht.« Georges Hände berührten Jacks Hals.
    Jack drehte sich um und rannte, rannte mit dieser schwebenden und schwerelosen Trägheit, die man aus Träumen kennt. »Sie haben es doch getan! Sie haben doch gemogelt!« kreischte er vor Angst und Wut, als er durch das Zimmer rannte. »Ich werde es beweisen!«
    Georges Hände lagen wieder an seinem Hals. Jacks Herz schwoll vor Angst, bis er glaubte, es würde platzen. Und dann endlich fand seine Hand den Türknopf. Er drehte sich, und Jack stieß die Tür auf. Er stürzte nicht auf den Korridor im zweiten Stock hinaus, sondern direkt in den Kellerraum hinter dem Mauerbogen. Das spinnwebverhangene Licht brannte, und darunter stand sein Feldstuhl. Deutlich erkannte er seine starren geometrischen Formen, und um ihn herum zog sich eine Miniaturbergkette von Kartons und Kisten und mit Draht verschnürten Bündeln von Akten und Rechnungen und Gott weiß was sonst noch. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn.
    »Ich werde es finden!« hörte er sich schreien. Er packte einen feuchten, vermoderten Pappkarton, der in seinen Händen aufriss und einen Wasserfall vergilbten Papiers ausspuckte. »Es muss hier irgendwo sein! Ich werde es finden!.« Er griff mit den Händen in den Haufen Papier, und als er sie wieder herauszog, hatte er ein trockenes Wespennest in der einen Hand, eine Kontrolluhr in der anderen. Die Uhr tickte und war über ein elektrisches Kabel mit einem Bündel Dynamit verbunden. »Hier!« kreischte er. »Hier, nimm das!«
    Seine Erleichterung verwandelte sich in Triumph. Ihm war mehr

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