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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gelungen als George zu entkommen; er hatte gewonnen. Diese Gegenstände hatten die Eigenschaft von Talismanen, und solange er sie in den Händen hielt, würde George ihn nie wieder berühren. George würde entsetzt die Flucht ergreifen.
    Er drehte sich um, damit er George die Stirn bieten konnte, und in diesem Augenblick umklammerten Georges Hände seinen Hals und drückten zu. Er konnte nicht mehr atmen. George hatte ihm völlig die Luft abgeschnürt.
    »Ich stottere nicht«, flüsterte George hinter ihm.
    Er ließ das Wespennest fallen, und die Wespen kochten daraus hervor wie eine wütende braungelbe Wolke. Seine Lungen brannten. Sein schwankender Blick fiel auf die Kontrolluhr, und das Triumphgefühl kehrte zurück, zusammen mit einer anschwellenden Woge gerechten Zorns. Statt die Uhr mit dem Dynamit zu verbinden, lief die Schnur jetzt zum Goldknauf eines dicken schwarzen Stocks. Er sah genauso aus wie der, den sein Vater seit seinem Autounfall immer mit sich geführt hatte. Jack ergriff ihn, und die Schnur löste sich. Der Stock fühlte sich schwer und angenehm an, als er ihn in der Hand hielt. Er riss ihn hoch, um nach hinten auszuholen, und auf dem Weg nach oben streifte der Stock den Draht, an dem die Glühbirne hing, und das Licht begann hin und her zu schwingen, so dass die düsteren Schatten des Raumes sich unheimlich über Fußboden und Wände bewegten. Als der Stock niedersauste, traf er etwas sehr Hartes. George kreischte. Der Griff an Jacks Kehle löste sich. Er riss sich von George los und wirbelte herum. George war auf die Knie gesunken, hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände im Genick verschränkt. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    »Bitte«, flüsterte George demütig. »Schonen Sie mich, Mr. Torrance.«
    »Du wirst jetzt deine Abreibung bekommen«, grunzte Jack. »Bei Gott, das wirst du. Du kleiner Hund. Du schäbiges kleines Vieh. Bei Gott, jetzt gleich!«
    Während das Licht über ihm schwankte und die Schatten tanzten und flatterten, schwang er den Stock und schlug immer wieder zu. Sein Arm hob und senkte sich mechanisch wie eine Maschine. Georges blutige Finger, die er schützend über den Kopf gehalten hatte, glitten herab, und Jack ließ den Stock immer wieder auf Georges Nacken, Schultern, Rücken und Arme niedersausen. Aber der Stock war eigentlich kein Stock mehr; er schien jetzt ein Schläger mit einer Art gestreiftem Griff zu sein. Der Kopf des Schlägers hatte eine harte und eine weiche Seite. Das Ende, mit dem er zuschlug, war von Blut und Haaren verklebt, und das klatschende Geräusch des Schlägers auf der Haut war jetzt zu einem dumpfen Dröhnen geworden, das hallend von den Wänden zurückgeworfen wurde. Seine eigene Stimme hatte den gleichen Klang angenommen, ein körperloses Brüllen. Und dennoch hörte sie sich paradoxerweise schwächer an, undeutlich und lallend … als ob er betrunken wäre.
    Die kniende Gestalt hob langsam den Kopf, wie um ihn anzuflehen. Sie hatte kein Gesicht, sondern eine Maske von Blut, aus der die Augen angestrengt blickten. Jack hob den Schläger zu einem letzten, pfeifenden Schlag, der nicht mehr zu stoppen war, als er erkannte, dass das Gesicht des Bittenden nicht George gehörte, sondern Danny. Es war das Gesicht seines Sohnes.
    »Daddy –«
    Krachend fuhr der Schläger herab. Er traf Danny genau zwischen die Augen und schloss sie für immer. Und irgendwo schien etwas zu lachen – (Nein!)
    Als er aus dem Traum erwachte, stand er nackt über Dannys Bett, mit leeren Händen, der ganze Körper schweißglänzend. Sein letzter Aufschrei hatte nur in seinen Gedanken stattgefunden. Er wiederholte ihn, diesmal flüsternd.
    »Nein. Nein, Danny. Niemals.«
    Er ging auf Beinen, die sich in Gummi verwandelt hatten, zu seinem Bett zurück. Wendy lag in tiefem Schlaf. Die Uhr am Bett zeigte viertel vor fünf. Bis sieben lag er schlaflos. Dann hörte er, dass Danny sich regte. Jack stand auf und zog sich an. Es war Zeit, nach unten zu gehen. Er musste sich um die Kesselanlage kümmern.

 
33
     
    DAS SCHNEEMOBIL
     
    Irgendwann nach Mitternacht, während sie alle unruhig schliefen, hatte es aufgehört zu schneien, nachdem frische zwanzig Zentimeter gefallen waren. Die Wolken waren aufgerissen, und ein frischer Wind hatte sie weggefegt. Jack stand im staubigen Sonnenlicht, das durch das schmutzige Fenster an der Ostseite des Geräteschuppens in den Raum fiel.
    Der Schuppen war etwa so lang wie ein Güterwagen und ungefähr so hoch. Er roch nach

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