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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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und bekam einen heftigen Hustenanfall.
    Pinger stellte sich hinter sie, klopfte Carola Müller fest auf den Rücken und sagte: „Angst um den guten Ruf der Schule, Angst vor dem Gerede der Eltern, Angst vor der Schulaufsichtsbehörde, Angst, mit dem Problem überfordert zu sein und beim Ministerium in der Reihe der Mitbewerber für die begehrte Stelle im Studienseminar aus dem Rennen zu fallen.“
    Carola Müller drehte sich wieder um und blickte Pinger tief in die Augen.
    „Und DU willst Oberstudienrat werden!“
    Pinger errötete leicht und lenkte ab.
    „Aber das Schärfste kommt ja noch!“
    Carola Müller sah ihren Kollegen neugierig an.
    „Was denn? Erzähl!“
    „Die älteste Tochter von Schmidt ist in der Klasse meiner Frau am Goethe-Gymnasium. Letzte Woche hat Schmidt dem Schulleiter Dampf gemacht: Seine Tochter habe ihm erzählt, an der Schule werde mit Drogen gehandelt. Er hat den Schulleiteraufgefordert, umgehend etwas zu unternehmen und die Einschaltung der Polizei verlangt. In solchen Fällen dürfe man nichts aus Angst um den guten Ruf der Schule vertuschen.“
    „Ja, das ist ja wohl der blanke Hohn. So ein falscher Fuffziger. Schmidt verlangt, dass sein Kollege reagiert, aber er vertuscht den gleichen Sachverhalt an seiner eigenen Schule. Klar, das Goethe-Gymnasium ist ja Konkurrenz. In welcher Welt leben wir denn?“
    „Es tut mir leid, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte. Ruf doch mal bei der Drogenberatungsstelle oder dem Elternkreis an. Vielleicht können wir auch mal einen Polizisten in die Schule einladen, um uns über die aktuelle Situation zu informieren“, schlug Olaf Pinger vor.
    „Ja, das ist eine gute Idee, aber Schmidt wird nicht begeistert sein. Keine Polizei, so lautet doch seine Devise!“, sagte Carola Müller und malte sich die Schwierigkeiten aus, mit denen sie zu rechnen hatte. Es würde nicht einfach sein, Eltern und Kollegen von der Notwendigkeit eines solchen Informationsabends zu überzeugen.
    Olaf Pinger schien ihre Gedanken zu lesen.
    „Das kann nur über den Elternbeirat laufen, sonst zieht der Alte nicht mit. Wenn der
Polizei
hört, wird er die Schotten dicht machen.“
    In diesem Moment erinnerte sich Carola Müller an den Vortrag eines Beamten vom Rauschgiftkommissariat vor einigen Jahren. Der Kriminalkommissar hatte über Erscheinungsformen, Konsumpraktiken, erforderliche Utensilien, verräterische Gegenstände und die Wirkungsweisen illegaler Drogen informiert und betont, wie wichtig ein Gespräch mit den jungen Menschen in vertrauensvoller Atmosphäre sei. Nur so könne man Sprachlosigkeit überwinden und bereits im Vorfeld einer kritischen Entwicklung eventuell den Einstieg in den dauerhaften Konsum verhindern. An eine Aussage des Kommissars erinnerte sich Frau Müller besonders: Kinderwürden sich wünschen, dass sie mit ihren Eltern angstfrei über dieses Thema reden können, ein Thema, das Jugendliche brennend interessiere und Erwachsene oft erschreckend kalt lassen würde. Der eigentliche Skandal sei heutzutage, dass viele junge Menschen keine einzige erwachsene Person ihres Vertrauens kennen, denen sie sich in solchen Situationen angstfrei anvertrauen könnten. Diese Aussagen aus dem Mund eines Polizisten hatten viele zum Nachdenken angeregt, aber leider waren nur wenige Eltern an diesem Abend anwesend. Die Eltern, die es am meisten nötig gehabt hätten, waren erst gar nicht erschienen. Viele hatten wohl Angst vor dem Gerede der Nachbarn. Was würden die denken, wenn ich mich für dieses Thema interessiere? Die unterstellen mir, dass mein Kind Drogen konsumiert und wie schnell verbreitet sich ein Gerücht in einer Stadt, in der sich viele kennen.
    Carola Müller würde schon nächste Woche die Schulelternsprecherin bitten, Kontakt mit dem Beamten aufzunehmen.

6.
    Kriminalhauptkommissar Tom Schneider war einer der alten Hasen im Rauschgiftkommissariat. Einige Kollegen im Polizeipräsidium lästerten, Tom sei mit seiner Dienststelle verheiratet und habe scheinbar kein Bett zu Hause, weil er überdurchschnittlich viele Überstunden angesammelt hatte.
    Niemand ahnte etwas von Toms Problemen.
    Nur sein Kollege Elmar Eccarius kannte den wahren Grund, warum Tom sich bei den Ermittlungen so besonders stark engagierte.
    Tom Schneider war in der Szene bekannt wie ein bunter Hund. Sein athletischer Körper war mit den Jahren etwas fülliger geworden. Er hatte sich einen
Rettungsring
angehamstert, den er – wenn er auf die Zunahme seines Körpergewichts

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