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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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aber Tom hatte schon damals das Gefühl, dass da mehr dahintersteckte. Wir haben Gott sei Dank kein Problem mit unserer Tochter, hatte Goldhausen gesagt. Es hatte nicht überzeugend geklungen.
    „Guten Morgen, Herr Goldhausen, was führt Sie denn schon so früh in diese heiligen Hallen? Wieder ein Drogenproblem mit einem Mitarbeiter?“
    „Nein, schlimmer!“
    Goldhausen atmete tief durch.
    „Nehmen Sie doch Platz!“
    Schneider zeigte auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    „Ich bin fix und fertig“, stöhnte Goldhausen und berichtete, was er in Erfahrung gebracht hatte. Nervös lief er in dem Büro auf und ab und legte schließlich das Beweisstück auf den Tisch.
    „Ich wollte meine Tochter eigentlich selbst vernehmen“, bemerkte er mit einem Anflug von Zynismus.
    Tom verschlug es die Sprache.
    „Die müssen alle einen anständigen Schuss vor den Bug bekommen, damit sie von dem Teufelszeug wegkommen“, ereiferte sich Herr Goldhausen und tippte mit dem Finger auf den Brief.
    „Und was sagt Ihre Tochter?“ Tom versuchte, die Ruhe zu bewahren.
    „Wieso?“, erwiderte Goldhausen mit erhobener Stimme, als habe sein Gegenüber eine unmögliche Frage gestellt.
    „Ja, haben Sie denn nicht mit Ihrer Tochter gesprochen?“, fragte Tom und spürte seine innere Erregung. Mit einem Schlag tauchten wieder die dunklen Schatten seiner Vergangenheit auf und waren so gegenwärtig wie nie zuvor.
    „Natürlich nicht. Die würde doch nur alles abstreiten!“
    „Natürlich nicht!“, wiederholte Tom leise, lehnte sich im Sessel zurück und versank in seinen Gedanken, während Goldhausen pausenlos weiter auf ihn einredete.
    „Ich erwarte, dass Sie den Brief zu Ihren Akten nehmen und ein Verfahren einleiten. Es muss ja nicht bekannt werden, von wem Sie die Informationen erhalten haben.“
    Tom atmete tief durch, beugte sich wieder nach vorne und legte beide Unterarme auf den Schreibtisch.
    „Wie stellen Sie sich das vor? Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass?“, fragte er gereizt.
    Immer wieder der Ruf nach der Polizei. Als wären wir in der Lage, alle gesellschaftlichen Probleme zu lösen, dachte er. Und er spürte wieder, wie sich immer mehr kleine Schweißperlen auf den Handinnenflächen ausbreiteten. Der schmerzhafte Druck auf den Augen verengte sein Blickfeld. Ihm wurde schwindlig. Er umfasste mit der linken Hand die Tischkante. Tom stützte sich mit der anderen Hand auf dem Schreibtisch ab und drückte den Rücken gegen die Stuhllehne. Jetzt nur nicht ohnmächtig werden. Nicht in dieser Situation. Dann nahm er den Brief in die Hand, faltete das Blatt Papier zusammen und wollte den Brief Herrn Goldhausen zurückgeben.
    „Was soll das?“, fragte Goldhausen irritiert.
    „Nehmen Sie den Brief wieder mit. Reden Sie mit Ihrer Tochter. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät. Die Polizei kommt noch früh genug ins Haus.“
    „Wie bitte?! Ich glaube, ich höre nicht richtig. Das hier ist ein Anfangsverdacht, den Sie konkretisieren müssen. Ich muss Ihnen doch nicht erklären, dass Sie zur Entgegennahme von Anzeigen verpflichtet sind. Sollten Sie diesen Sachverhalt nicht zur Kenntnis nehmen, werde ich gegen Herrn Kriminalhauptkommissar Schneider eine Anzeige wegen Strafvereitelung im Amt erstatten.“
    Tom glaubte, sich verhört zu haben.
    Herr Goldhausen bemerkte nicht, wie sich das Gesicht seines Gegenübers verfärbte. Tom atmete tief durch und legte den Brief auf einen der zahlreichen Aktenordner. „Ich werde mich der Sache annehmen. Aber Sie sollten mit Ihrer Tochter reden!“
    Bevor Herr Goldhausen das Zimmer verließ, drehte er sich nochmals um.
    „Sie, Herr Schneider, werden die Ermittlungen einleiten. Ich werde Ihnen unverzüglich weitere Informationen über Dealer und Kontakte mitteilen. Verlassen Sie sich drauf. Denen lege ich das Handwerk! Und Sie werden die ganze Blase hochnehmen!“
    Das klang wie ein militärischer Befehl. Dann schlug Goldhausen die Tür noch heftiger zu, als er sie beim Eintreten geöffnet hatte.
    Tom stand auf und öffnete das zweite Kippfenster. Der frische Luftzug kühlte die Schweißperlen auf seiner Stirn. Mit einem unguten Gefühl lochte er den Brief und heftete die zwei Seiten im Ordner „Hinweise – Stadt Koblenz“ ab.
    Dann schaute er auf die Uhr.
    Es war inzwischen nach acht.
    Die Frühbesprechung hatte schon begonnen.
    Fast eine halbe Stunde hatte Goldhausen auf Tom eingeredet.
    Tom spürte erneut die Schweißperlen auf seinen Handinnenflächen.

7.
    Conny und

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