Shit
Melanie hatten gemeinsam die Grillfete in der Waldhütte geplant. Nur ausgewählte Freunde rund um den „harten Kern“ waren eingeladen. Alle würden Samstagnacht im Wald übernachten und einige wollten nach längerer Zeit mal wieder Drogen probieren. Melanie hatte Connys Idee umgesetzt und auf die Einladung Blätter der Cannabispflanze, Pilze, Comic-Figuren und Herzchen als Cliparts eingefügt. Die Eltern, die sich die Einladungen von ihren Kindern zeigen ließen, glaubten, die Herzchen seien das Symbol für die ersten Liebesgefühle, und die Blätter und Pilze wären ein Hinweis auf eine Fete im Grünen. Melanie und ihre Freunde wussten natürlich, dass diese Symbole für das Angebot der illegalen Drogen standen, die Conny besorgen wollte.
Die Grillhütte am Rande eines Steinbruchs konnte man nur über einen schmalen Waldweg erreichen: ein idealer Standort für eine Drogen-Party. Off limits – Zutritt für die Alten verboten und somit vor unangenehmen Überraschungen sicher.
Viele wollten in dieser lauen Sommernacht am Lagerfeuer unter dem klaren Sternenhimmel nach längerer Abstinenz noch mal einen Joint rauchen.
Aber mehr nicht, obwohl Conny auch andere Drogen mitbringen wollte. Nur Marco hatte Conny gebeten, ihm was Stärkeres zu besorgen.
Die Eltern hatten ihre Kinder mit dem Auto bis zur Schranke gebracht. Mütter und Väter verabschiedeten ihre Töchter und Söhne mit dem obligatorischen „Trinkt nicht zu viel!“.
Der Schlagbaum schien gleichzeitig die symbolische Grenze für die Aufgabe der elterlichen Aufsichtspflicht zu sein.
Die Mädchen und Jungen schleppten Getränke, Würstchen und die üblichen Grillutensilien in Rucksäcken über den steilen Anstieg bis hoch zur Hütte hinauf. Conny teilte die Arbeit ein:
„Andy und Kai, Getränke in die linke Ecke!“
„Marco, Steaks und Würstchen in den Vorbau!“
„Melanie, Brote und Salate rechts auf die Theke!“
„Mary, du bist für die Tischdekoration zuständig!“
Zu Hause hätten sie erst nach mehrfacher Aufforderung stöhnend und widerwillig eine Aufgabe übernommen.
Wenn überhaupt.
Conny jedoch schien alle im Griff zu haben.
Er bestimmte Verantwortliche fürs Holzsammeln, teilte zwei Jungen aus der Parallelklasse für das Lagerfeuer und den Schwenkgrill ein.
Conny sagte nicht:
„Es müsste mal jemand dies oder jenes tun
“, sondern er sprach jeden mit Namen an und es funktionierte.
Nicht wie zu Hause.
Es müsste mal
jemand
die Spülmaschine ausräumen.
Man
müsste mal den Mülleimer leeren.
Wer ist
jemand
?
Wer ist
man
?
Jemand
ist
niemand
.
Da fühlt sich keiner angesprochen.
In der Beziehung konnten die Alten von Conny noch was lernen.
Nachdem alle Arbeiten erledigt waren, ging Mehmet mit einigen in den Wald.
Mehmet war ein Freund von Andy. Sie wohnten in der gleichen Straße. Der Nachbarjunge hatte seine komplette Bergsteigerausrüstung mitgebracht.
Vor den erstaunten Blicken der anderen seilte er sich im Steinbruch ab.
Danach probierten unter Mehmets Anleitung einige an den Bäumen aus, da ihnen der Steinbruch zu gefährlich erschien.
Andere wiederum, die weniger Bock auf Abseilen, aber dafür umso mehr Hunger hatten, legten schon die ersten Grillwürstchen auf den Rost.
Marco und Melanie rauchten einen Joint und genossen die herrliche Aussicht vom Hochplateau auf das
Deutsche Eck
und die Stadt zwischen den zwei Flüssen.
„Melanie, schau mal, da unten kommt jemand.“
Melanie beugte sich neugierig ein Stück nach vorn. „Stimmt, das ist Anja. Aber sie hat Hausarrest, das dachte ich zumindest. Ihr Vater hat doch in ihren Sachen rumgeschnüffelt und ein Riesendrama veranstaltet!“
„Tja, jetzt ist sie wohl ausgebrochen.“ Marco lachte und beobachtete, wie Anja sich total erschöpft den Hang hochschleppte.
„Anja, super, dass du da bist!“, rief Melanie ihrer Freundin entgegen. „Das gibt aber bestimmt wieder Stress zu Hause, was?!“
Mit bedrücktem Gesicht kam Anja auf sie zu.
Melanie und Marco wussten zwar vom Hausarrest, aber nicht, dass Anjas Vater den Brief an Melanie gefunden und der Polizei übergeben hatte.
Als ihr Vater das erzählt hatte, war für Anja eine Welt zusammengebrochen.
Sie hatte ihm viel zugetraut, aber so etwas nicht.
Und das würde sie ihren Freunden auch nicht verraten.
„Ob ich Stress zu Hause habe?“, wiederholte sie nun Melanies Frage und begrüßte sie mit einem Küsschen rechts und links. „Das ist mir egal. Stress habe ich sowieso schon. Schlimmer kann es
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