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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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angesprochen wurde – seine
kulinarische Zone
nannte. Die zunächst aussichtsreiche Fußballkarriere bei TUS Koblenz musste er nach einer Bandscheibenoperation beenden. Zunehmend vernachlässigte er den Dienstsport und versackte stattdessen mit Eccarius, den alle Ecci nannten, oft in der Koblenzer Altstadt bei Vera im
Dormonds
oder bei seinem Lieblingsitaliener Giuseppe und dessen charmanter Schwester Antonetta in der Trattoria
„Adria
“ in der Nähe des Rheins.

    Herr Goldhausen wusste bereits nach dem Lesen der ersten Zeilen, dass er nun den lange ersehnten Beweis in den Händen hielt. Immer wieder hatte er seiner Tochter Anja nachgeschnüffelt: ihre Briefe gelesen, in ihren Taschen und im Zimmer nach verdächtigen Gegenständen gesucht und nun lag endlich der Beweis in seinen zitternden Händen. Anjas Brief an ihre Freundin Melanie.
    Liebe Melanie
,
    über Deinen Anruf und die Einladung hab ich mich echt wahnsinnig gefreut, aber ich konnte nicht so richtig reden, wie ich wollte, denn meine Eltern kriegen immer solche Ohren, wenn Du am Telefon bist.
.
    Ich habe echt richtig Bock, mit euch was anzustellen, muss nur versuchen, dass ich am Weekend bei Dir pennen kann. Ich sag einfach, ich schlaf bei Mary. Die finden meine Eltern gut. Leider als Einzige von euch. Du weißt ja, Papa meint, dass Du einen schlechten Einfluss auf mich ausübst. Ha ha
.
    Und jetzt will ich Dir noch ein Geheimnis verraten
.
    Ich habe auf deiner Fete damals nur so getan, als hätte ich gekifft, weil ich Angst hatte, ihr würdet mich auslachen. Und ich hatte auch Angst vor meinen Eltern, deshalb habe ich nicht mitgeraucht. Aber bitte behalte es für dich, denn ich möchte nicht, dass die anderen mich im Nachhinein noch auslachen. Es bleibt unser Geheimnis, okay?
    Aber nun ist es doch geschehen. Letztes Wochenende hatte Marco sturmfreie Bude. Der hat ein astreines Zimmer und ne geile Anlage. Alles supi. Nachher kamen immer mehr, bis wir so ca. 15 waren. Dann fingen die an zu kiffen und ich wollte endlich mitmachen, obwohl ich natürlich – wie immer — Schiss hatte, dass meine Eltern etwas merken könnten. Nach dem zweiten Zug bin ich plötzlich nach hinten gekippt! Echt, das Zeug hat mich voll umgehauen! Ich meinte, ich müsste sterben! Da haben sie mich ans Fenster geschleppt, wo ich noch rausgereihert habe. Nach zwei Minuten war alles wieder o.k., und das war echt ein geiles Feeling, obwohl ich mir das anders vorgestellt hatte. Stell dir vor, ich durfte an dem Tag (zum Glück) länger bleiben, weil Marco angerufen und meine Alten überredet hat
.
    Am Sonntag waren wir im EXTRA. Mary und ich haben wieder so ’ne Schau abgezogen und anders getanzt usw. Zuerst glotzten die Assis nur. Dann fingen die Bemerkungen an. ZuMary sagten sie, ob sie sich nicht schämen würde, so in den schwarzen Sachen und mit den kaputtenen Handschuhen rumzulaufen. Und das waren so zwei richtige SS-Typen: Scheiß Schleimer. Reden wie ihre Alten, echt ätzend, und jeder, der anders aussieht als Schleimies, den machen sie an. Und als wir sie auch noch Schleimer genannt haben, wollten sie uns ein paar in die Fresse knallen. Lächerlich, wenn die sich nicht mehr wehren können, wollen sie immer kloppen. So richtig auf dem neuen Brutalo-Trip
.
    Ich hoffe ja, was ich dir so schreibe, langweilt dich nicht. Aber ich muss meine Gedanken einfach loswerden, und wo kann man das schon?
    Gestern war ich in der Teestube, das war so ziemlich mittelmäßig. Da haben wir Shisha geraucht. Ist aber nicht so geil wie Shit. Jetzt weiß ich nichts mehr
.
    Also tschüss bis bald
    Deine Anja
    Goldhausens Hände zitterten. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. In diesem Brief stand schwarz auf weiß, was er schon immer vermutet hatte.
    Seine Tochter rauchte Haschisch.

    Tom Schneider checkte wie jeden Morgen seine dienstlichen Mails im Polizeipräsidium. Bereits kurz nach sieben klopfte es heftig an der Tür. Noch bevor Tom „Herein!“ rufen konnte, betrat Herr Goldhausen das kleine Büro.
    Goldhausen war Offizier beim Militärischen Abschirmdienst. Tom kannte ihn von Ermittlungen gegen Bundeswehrangehörige. Vor einiger Zeit wollte Oberstleutnant Goldhausen wissen, woran man erkenne, dass Menschen Drogen nehmen. Er erwartete eine Checkliste, die er von eins bis zehn abhaken konnte. Wenn das so einfach wäre, hatte Tom damalsgedacht und erinnerte sich daran, dass er Herrn Goldhausen gefragt hatte, ob er einen konkreten Anlass für seine Frage habe. Goldhausen nannte dienstliche Gründe,

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