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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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auch wenn sich in seinen Augen eine unbeschreibliche Angst widerspiegelte.
    Dann ertönten die Sirenen immer lauter.
    Der Rettungswagen musste gleich eintreffen.
    Jemand lief Richtung Taxiplatz, um den Krankenwagen einzuweisen. Dabei hätte es vermutlich keiner Einweisung bedurft, denn die Menschentraube der Gaffer wurde immer größer.
    Dem Polizisten gelang es jetzt nur noch mit Mühe, den Festhaltegriff so anzusetzen, dass Marco sich nicht losreißen konnte.
    „Sollen sie ihn doch krepieren lassen. Er hat es nicht anders gewollt“, rief ein älterer Taxifahrer inmitten der Schaulustigen.
    Melanie drehte sich wütend um.
    „Das ist ja echt scheiße“, schrie sie den Mann an. „Hier krepiert einer, und dann solche Sprüche, du alter Suffkopp!“
    Alle Gaffer blickten nun auf den Taxifahrer mit der schwarzen Lederkappe. Die rote Knollennase und das blau geäderte Gesicht waren nicht zu übersehen. Als sich die Blicke auf ihn richteten, fasste er sich verlegen an seine Kappe und ging zielstrebig zu seinem Taxi zurück.
    Im gleichen Moment fuhr der Rettungswagen auf den Bahnhofsvorplatz. Die Martinshörner verstummten, aber die blauen Rundumlichter blinkten hektisch weiter. Zwei Rettungssanitäter sprangen aus dem Fahrzeug. Als der Beamte den Festhaltegriff lockerte, sprang Marco auf und wollte weglaufen. Der ältere Rettungssanitäter, ein kräftiger Mann Anfang vierzig, packte Marco von hinten um den ganzen Körper und hielt seine Arme fest, während der andere die Rettungsliege vor den um sich tretenden Marco auf den Boden schob. Der jüngere Sanitäter packte Marco an den Füßen und mit vereinten Kräften gelang es, den Jungen auf die Liege zu werfen. Wieder ertönten Martinshörner und eine Ärztin sprang aus einem zweiten Einsatzfahrzeug.
    „Sieht nach LSD aus!“, rief der junge Sanitäter.
    Mit Hilfe des immer noch nach Atem ringenden Bahnpolizisten fixierten sie Marcos Hände und Füße mit dicken Lederriemen.
    Die Ärztin spritzte ein Beruhigungsmittel.
    Die Sanitäter transportierten Marco zum Rettungswagen.
    Er bäumte sich ein letztes Mal auf, aber durch die Fixierung mit den Lederriemen konnte er nicht von der Trage springen.
    Die Notärztin hatte in letzter Zeit viele jugendliche Konsumenten mit akuten Angstzuständen nach einem Horrortrip insKrankenhaus eingeliefert. Nicht nur nach einem LSD-Trip. Einige hatten Kräutermischungen und die als Badesalz angebotenen Drogen probiert. Die Patienten waren unberechenbar. Der Harmloseste konnte äußerst gewalttätig reagieren und Dinge tun, die man ihm niemals zutrauen und die er später mit Sicherheit bereuen würde.
    Die Sanitäter schlossen die hintere Tür des Rettungswagens.
    Melanie rannte hinter der Ärztin her.
    „Darf ich mitfahren?“
    „Sind Sie eine Verwandte?“
    „Seine Freundin.“
    „Setz dich in meinen Wagen“, rief die Ärztin, die mit einem Mercedes-Kombi vorgefahren war und sprang in den Rettungswagen. Mit grellen Tönen der Martinshörner verließ er den Bahnhofsvorplatz.
    Melanie stieg in den Mercedes-Kombi der Notärztin. Auf dem Fahrersitz saß ein junger Mann in weißer Kleidung, der nun auch die Martinshörner einschaltete und dem Krankenwagen folgte. Melanie konnte durch die hinteren Milchglasscheiben des vorausfahrenden Rettungswagens erkennen, wie die Ärztin eine Flasche an ein Gestell hängte und sich zu Marco hinunterbeugte.
    „Wir werden deinen Freund wieder herrichten. So was passiert jeden Tag. Hab keine Angst“, sagte der Fahrer.
    „Es ist gar nicht mein ... meine Angst“, sagte Melanie. Sie wollte Freund sagen, aber das kam ihr schwer über die Lippen.
    Eigentlich finde ich Marco unheimlich nett, dachte Melanie in diesem Moment und konnte nicht verstehen, was sie an Conny so fasziniert hatte. Okay, es war aufregend, einen Freund mit einem Golf Cabriolet zu haben, auch wenn es eine alte Kiste war. Alle Mädchen hatten voller Neid hinter ihr hergeblickt, wenn sie in Connys offenes Cabrio gestiegen war.Aber spätestens, seit sie Anjas Trip und Connys Reaktion an der Grillhütte erlebt hatte, fragte sie sich immer öfter, ob das noch der Conny war, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte. Seit der Geschichte mit Anja fand sie Conny immer mehr zum Kotzen, weil er auch mit Pillen und Trips handelte. Und nun hatte er sie auch noch mit hineingerissen.
    Shit hatten fast alle probiert. Aber vor anderen Drogen hatten die meisten Respekt. Conny war nur darauf bedacht, wie er seinen Handel mit Drogen auf die Reihe

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