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Shit

Shit

Titel: Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Schmitt-Killian
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vom Zentrum für ambulante Suchttherapie ein Gespräch geführt. Aber damals wusste ich noch nicht, dass Marco auch dealt. Wie soll dasdenn weitergehen?“, fragte sie kaum hörbar und eher an sich selbst gerichtet.
    „Wir werden ein Ermittlungsverfahren einleiten und die Akte an die Staatsanwaltschaft abgeben.“
    „Kommt Marco ins Gefängnis?“
    „Ich kann es Ihnen nicht sagen, da wir momentan nicht wissen, ob Ihr Sohn wirklich gedealt hat. Nach dem, was er uns das letzte Mal erklärt hat, konsumiert er sehr stark. Reden Sie auf jeden Fall nochmals mit Frau Soller“, sagte Ecci und rief: „Tom, kommst du alleine klar?“
    „Klar, füll schon mal die Formulare aus!“, erwiderteTom aus Marcos Zimmer. Er hatte das Zimmer nur oberflächlich durchsucht und nichts gefunden.
    „Junge, wie soll das denn weitergehen? Willst du wirklich warten, bis wir dich in den Knast bringen? Noch hast du eine Chance.“
    „Kann ich gehen oder hat mein Lieblings-Cop vom RD einen roten Zettel?“
    „Nein, Marco, ich habe keinen Haftbefehl. Und Klavier gespielt hast du ja auch schon bei uns.“
    Marco wusste, was Kriminalhauptkommissar Schneider mit Klavier spielen meinte. Seine Fingerabdrücke waren bereits registriert, denn er war nach einer Razzia im EXTRA erkennungsdienstlich behandelt worden.
    „Aber wenn du so weitermachst, wirst du bald im Kahn sitzen. Das solltest du dir gut überlegen“, redete Tom weiter auf den Jungen ein.
    Marco zuckte nur mit den Schultern.
    „Mein Alter schmeißt mich sowieso bald raus“, murmelte er. „Und im Knast hätte ich im Winter wenigstens ein warmes Plätzchen. Außerdem soll das mit dem Nachschub dort ja hervorragend funktionieren. Also, womit willst du mir drohen?“
    „Ich will dir nicht drohen, ich möchte dir helfen“, sagte Tom.
    Marco lächelte gequält und legte die Hand auf Toms Schulter:
    „Du bist echt okay, auch wenn du ein Bulle bist. So einen Vater würde ich mir wünschen“, flüsterte Marco.
    Tom spürte in diesem Moment die unsichtbare Faust in der Magengrube. Er atmete tief durch und dachte an die vielen Dinge, die er Sabine versprochen und nie gehalten hatte.
    Das Gesicht seiner Tochter tauchte wieder vor seinem inneren Auge auf. Sie hatte ihm damals hoch und heilig geschworen, niemals auf Heroin umzusteigen.
Fixer sind link, kriegen Aids, gehen anschaffen, klauen, magern total ab und liegen irgendwann tot mit einer Spritze im Arm auf einer schmutzigen Bahnhofstoilette. Nein, dazu habe ich keinen Bock
, hatte sie ihm versichert.
    „Kann ich jetzt gehen?“, fragte Marco und riss Tom aus seinen Gedanken.
    „Wenn du deine Mutter jetzt wirklich allein lassen willst“, erwiderte Tom.
    Marco ignorierte den unausgesprochenen Rat, drehte sich um und schlug die Haustür hinter sich zu.
    „Wohin geht der Junge? Halten Sie ihn fest“, schrie Frau Kniebs verzweifelt.
    „Sie können ihn nicht einsperren“, antwortete Ecci und reichte Frau Kniebs zum Abschied die Hand.
    „Aber
Sie
können ihn einsperren!“, schrie Frau Kniebs ihnen nach, als wären damit alle Probleme auf einen Schlag gelöst. Sabine hätte er damals auch am liebsten eingesperrt. Und sie blieb wie vom Erdboden verschluckt. Niemand konnte wissen, wie sich Marcos Drogenkarriere weiter entwickeln würde.
    Drogenkarriere! Ein seltsames Wort für die gesundheitlichen Folgen und kriminellen Verstrickungen.
    Frau Kniebs musste dringend mit jemandem reden. Ihren Mann hatte sie telefonisch nicht erreichen können. Und dann überlegte sie, welche ihrer zahlreichen Freundinnen sie jetzt anrufen könnte.
    Ihr fiel keine einzige ein, der sie sich anvertrauen konnte, ohne dass es am nächsten Tag die halbe Stadt wusste.
    Sie schaute auf die Uhr.
    Außerhalb der Geschäftszeiten war die Drogenberatungsstelle nicht erreichbar. Wie gern hätte sie jetzt mit Bärbel Soller gesprochen.
    Sie wählte die Nummer der Beratungsstelle. Vielleicht hatte sie ja Glück. Es meldete sich aber nur der Anrufbeantworter mit Ansage der üblichen Geschäftszeiten. Eine Möglichkeit, in dringenden Fällen Kontakt aufzunehmen, schien es nicht zu geben.
    Aber hatte Frau Soller nicht beim letzten Gesprächstermin eine private Telefonnummer notiert und gesagt, sie wäre auch außerhalb der Beratungsstunden für Frau Kniebs erreichbar?
    Hatte sie das wirklich ernst gemeint?
    Mit zitternden Händen durchsuchte Marcos Mutter ihre Handtasche. Aber sie fand den Zettel mit der Telefonnummer nicht mehr. Das Telefonbuch, schoss es Frau Kniebs

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