Shit
durch den Kopf. Sie schaltete den Computer ein und öffnete
telefonbuch. de
. Soller B., ohne Adresse. Das musste sie sein. Frau Kniebs wählte die Nummer.
„Hier spricht der Anrufbeantworter von Bärbel Soller. Legen Sie nicht auf. Sie können mir eine Nachricht hinterlassen. Ich werde Sie schnellstmöglich zurückrufen. Sprechen Sie bitte nach dem Signalton!“
„Frau Kniebs hier“, flüsterte Marcos Mutter mit erstickter Stimme. „Entschuldigung, dass ich Sie zu Hause störe, aber ich weiß nicht mehr weiter. Heute hat die Polizei Marcos Zimmer durchsucht, weil er dealen soll.“
Dann versagte ihre Stimme. Sie vergaß, ihre Telefonnummer auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen, legte sich auf die Couch und versuchte einzuschlafen.
Frau Kniebs wusste nicht, wie lange sie da gelegen hatte, als sie von dem Klingelton geweckt wurde. Sie tastete nach dem Mobiltelefon, das sie vor die Couch auf den Boden gelegt hatte.
„Ja, bitte?“
„Bärbel Soller“, meldete sich die Stimme am anderen Ende der Leitung. Frau Kniebs wusste in dem Moment nicht, ob sie aufatmen oder sich schämen sollte. Aufatmen, weil sie sich nichts sehnlicher wünschte, als einem Menschen ihr Herz auszuschütten. Schämen, weil sie Bärbel Soller in ihrer Freizeit mit ihren Sorgen belästigte. Da sie im Laufe des Telefonats feststellten, dass die Drogenberaterin nur eine Straße weiter wohnte, trafen sich die beiden Frauen im „Cafe Rheinanlagen“.
Erst als die Besitzerin die Stühle auf die Nachbartische stellte, verließen die beiden Frauen das Lokal.
„Danke“, war das einzige Wort, das Frau Kniebs vor dem Lokal noch über die Lippen brachte, bevor sie sich mit einem innigen Händedruck von Bärbel Soller verabschiedete.
16.
Connys Herz schlug schneller, als er aus einem Albtraum erwachte.
„Guten Morgen, Herr Stein! Der Richter wartet“, rief der Gewahrsamsbeamte und führte Conny in den Waschraum. Am Ende des Flurs stand Kriminalhauptkommissar Schneider. Nachdem Conny sich das Gesicht gewaschen hatte, geleitete ihn Schneider zu einem hellgrauen BWM, der mit laufendem Motor vor dem Gewahrsamstor wartete.
Tom Schneider öffnete die hintere Tür und drückte Connys Kopf nach unten, damit er sich beim Einsteigen mit den gefesselten Händen nicht den Kopf am Autodach anrempelte.
Am Steuer saß Kriminalhauptkommissar Eccarius.
Das große Rolltor öffnete sich.
Der Wagen fuhr fast lautlos aus der Tiefgarage durch die Innenstadt zum Amtsgericht.
Obwohl Anwalt Dr. Theisen bei der Vorführung die Ansicht vertrat, dass sein Mandant umfangreiche Angaben gemacht habe und daher weder Flucht- noch Verdunkelungsfahr bestünde, ordnete Richter Jung die Einlieferung in die Justizvollzugsanstalt an.
Er war mit den Beamten des Rauschgiftkommissariats einer Meinung, dass der Beschuldigte nur das bestätigt hatte, was die Polizei ohnehin bereits wusste und lediglich Marco Kniebs beschuldigt hatte, größere Mengen bei ihm zu beziehen.
Das Märchen vom unbekannten Dealer hatte der Richter auch nicht geglaubt und daher die Untersuchungshaft angeordnet.
Wie von Geisterhand öffnete sich das riesige Tor der Justizvollzugsanstalt.
Der BMW rollte in eine Schleuse mit meterhohen hellgrauen Wänden.
Nachdem die Beamten an der Pforte ihre Waffen abgegeben hatten, öffnete sich das zweite Tor der Schleuse.
Eccarius steuerte den BWM in den von hohen Mauern mit Stacheldrahtabdeckung umgebenen Innenhof. Conny sah die Männer in grauer Anstaltskleidung an der hohen Gefängnismauer, die gierig an ihren Zigaretten sogen.
Einige warfen sich einen Basketball zu und versuchten, den Korb an der hohen Wand zu treffen.
„Freigang! Einmal am Tag darf man an die frische Luft!“, kommentierte Tom Schneider und ging mit Conny in das Geschäftszimmer.
„Neuaufnahme?“, murmelte der Justizwachtmeister hinter dem alten Schreibtisch.
„Für eine Nacht, wird morgen nach Wittlich in den Jugendknast verschubt“, antwortete der Kriminalhauptkommissar. Dann blickte er Conny an. „Wenn du weitere Angaben über deine Dealer machen willst, kannst du dies über die Geschäftsstelle mitteilen lassen.“
Connys Augen wanderten durch den schmalen Raum. Wenn er die Arme ausstreckte, konnte er fast beide Wände an der Längsseite berühren.
An der Decke hing eine Glühlampe mit einem kleinen, runden Blechschirm.
In der hinteren Ecke waren eine Toilette und ein Waschbecken installiert.
An der langen Wand standen ein Spind, ein kleiner Tisch, ein Stuhl und
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