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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht darauf ein. Lass ihn nicht wissen, dass du den Sender eingestellt hast. Hör dir das erbärmliche Gefasel, das er Unterhaltung oder Gesellschaftskommentar nennt, nicht länger an. Sonst hat er gewonnen.
    Leise vor sich hin schimpfend schaltete sie das Radio aus und musste dann feststellen, dass sie ihre Ausfahrt verpasst hatte. Während der gesamten weiteren Fahrt in die Stadt, wo sie einen Beratungstermin wegen einer Hochzeit hatte, kochte sie noch immer vor Wut.
    Als sie schließlich in die Zufahrt zu einem anmutigen, zweihundert Jahre alten Haus im Garden District einbog, war sie fast zehn Minuten über der Zeit. Das dreistöckige Haus, in einem sanften Grünton gestrichen und mit schwarzen Fensterläden versehen, stand inmitten von immer noch blühenden Blumenbeeten auf einem gepflegten Grundstück.
    Als Abby aus dem Wagen stieg, klingelte ihr Handy, und sie warf einen Blick auf das beleuchtete Display. Wieder ein Makler. Wahrscheinlich der zwanzigste, der sie anrief, seitsie ihre Verkaufsannonce in die Zeitung gesetzt und vor zwei Tagen das Schild
Vom Eigentümer zu verkaufen
angeschlagen hatte.
    Sie überließ den Anruf der Voice Mail und schaltete das Handy aus. Dann nahm sie ihre Mappe vom Rücksitz, senkte den Kopf gegen den warmen Regen und ging den gepflasterten Weg entlang zur Haustür, um Braut, Bräutigam und zweifellos auch die Brautmutter zu begrüßen.
    Ironie des Schicksals, dachte sie, dass ich meine eigenen Hochzeitsbilder verbrannt habe, während ich die Fotos von Dutzenden anderer frisch verheirateter Paare sorgfältig plane.
    Wer sagt eigentlich, dass Gott keinen Sinn für Humor hat?
     
    Wohin brachte er sie?
    Gefesselt und geknebelt, mit verbundenen Augen schickte Mary LaBelle ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel.
    Sie flehte um Hilfe.
    Um ihre Freiheit.
    Um ihre Rettung.
    Tränen strömten aus ihren Augen und durchnässten das fest um ihren Kopf gewickelte Tuch, das auch den Knebel bedeckte, den er ihr so gewalttätig in den Mund geschoben hatte. Sie hatte das Gefühl, würgen zu müssen, doch irgendwie gelang es ihr, sich zu bezwingen. Sie wollte nicht an ihrem Erbrochenen ersticken.
    Es war dunkel. Sie konnte überhaupt nichts sehen. Sie spürte, dass sie sich in einem Fahrzeug befand, in einem Pickup, dem Holpern und dem Motorengeräusch nach zu urteilen. Er hatte sie wohl auf einen engen mit Plastik bezogenen Rücksitz gestoßen. Der Fahrer, der Kerl, der sie beim Joggenauf einem Weg des All Saints Campus von hinten angesprungen hatte, war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, hervorgesprungen hinter einer Hecke längs der Wiesen, gerade in dem Moment, als der Himmel seine Schleusen so richtig öffnete.
    Mary hatte es eilig gehabt, zurück ins Wohnheim zu gelangen, und hatte ihn nicht gesehen, hatte nicht einmal einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht erhaschen können, spürte nur sein Gewicht, als er sie rücklings anfiel, ihr einen Sack über den Kopf stülpte und sie außer Gefecht setzte, indem er ihr den Arm auf den Rücken drehte. Sie fiel auf die Knie. Sie versuchte zu schreien, doch er drückte ihr eine Pistole an die Schläfe. Sie spürte jetzt noch den kalten, runden Abdruck auf ihrer Haut. Da hatte sie den Mund gehalten und sich in ihr Schicksal ergeben.
    Gott würde sie retten.
    Das tat er immer.
    Und wenn nicht, dann lag es daran, dass ER sie zu sich rief. Ihr Glaube würde ihr Kraft geben … Und doch, als sie jetzt auf das Surren der Reifen auf dem nassen Pflaster lauschte, ahnte sie, dass sie verloren war.
    Bitte, Vater im Himmel, noch nicht. Ich bin jung … ich habe noch so viel zu geben. So viel von deiner segensreichen Arbeit zu leisten.
    Als sie an ihre Mutter und ihren Vater dachte, unterdrückte sie ein Schluchzen. Sie liebte beide so sehr! Sie wollte noch nicht sterben. Nein! Sie war eine Kämpfernatur, zwar klein, aber sportlich. In der High School hatte sie in der Tennismannschaft gespielt und sich in Form gehalten. Und zurzeit joggte sie.
    Doch während der Pickup durch die Nacht fuhr, starben ihre Hoffnungen. Wohin brachte dieser Verrückte sie? Warumhatte er sie ausgesucht? Oder war es reiner Zufall? War sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen? Alle Warnungen ihrer Eltern, all ihre Ratschläge zu ihrer Sicherheit – sie hatte sie ignoriert, weil sie wusste, dass Gott sie behütete. Und jetzt … was jetzt?
    Sie war nicht so naiv, nicht zu wissen, was er wollte. Dass er vorhatte, sie zu vergewaltigen und zu töten. Und das

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