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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Bellhoven
    Konsortium-Standardzeit: 03.02.2536
    Zwei Jahre vor dem Port-Gabriel-Zwischenfall
    Dakotas Blick schweifte über die in der Ferne liegenden Dächer der Baracken, die sich hinter die abweisend wirkende Stadtmauer duckten. Die sieben Abendsterne schienen auf sie hinabzusehen, und ihr mildes Licht wirkte tröstlich wie der Segen eines Ältesten.
    Im selben Moment, in dem sie zum Nachthimmel emporblickte, aktivierten sich ihre neuen Ghost-Schaltkreise – die frisch in ihren Schädel implantiert waren – und schwemmten eine Flut zumeist nutzloser Informationen in ihre Gedanken; ohne sich im mindesten anzustrengen, wusste sie sofort, in welcher Entfernung sich jeder einzelne Stern befand, kannte seine Deklination in Bezug zum galaktischen Äquator sowie die jeweilige Anzahl der Planeten und dunklen Begleiter, von denen sie umkreist wurden.
    Eine unglaubliche Fülle ähnlicher Details hinsichtlich Tausender weiterer Sterne, die alle in einem Umkreis von mehreren hundert Lichtjahren rings um Bellhaven verstreut lagen, lauerte am Rande ihres Bewusstseins. Sie stellte sich vor, sie sei eine Spinne im Zentrum eines riesigen kybernetischen Netzes, während ihre Implantate winzigen, tausendfach aufgefächerten Gliedmaßen glichen, die sich ausstrecken und Sonnen oder Monde vom Himmel pflücken konnten, wenn sie Lust verspürte, damit zu spielen.
    Sie riss sich vom Anblick der Sterne los und ließ den Blick wieder nach unten wandern; in der kalten Nachtluft gefror ihr Atem, wenn er durch den Schal drang, den sie sich fest um Hals und Mund gewickelt hatte. Ein eisiger Winterwind peitschte über jene Teile ihres frisch geschorenen Schädels, die nicht von der dicken Lederkappe, die sie über den Kopf und die Ohren gezogen hatte, geschützt wurden. Sie blickte kurz hinter sich und entdeckte Tutor Langley, der ganz in ihrer Nähe stand.
    Ein Spitzbart zierte Langleys dunkles Gesicht, und sein langer schwarzer Mantel erinnerte an das Gewand eines Priesters aus einem längst vergangenen Jahrhundert; der kurze Stehkragen zwängte seinen Hals ein, während die weiten Mantelschöße um seine Stiefel flatterten. Diese Uniform sollte eine ständige Mahnung an die Bürger darstellen, ja nicht zu vergessen, dass die Ältesten der Stadt, die die religiöse Oligarchie verkörperten, an den Schalthebeln der Macht saßen.
    Dakota bemerkte seinen Gesichtsausdruck und grinste ihn breit an. Es störte sie nicht, dass ihr kahl geschorener Schädel von den chirurgischen Eingriffen immer noch arg lädiert aussah.
    In den Gassen tief unter der Garnisonsfestung, auf deren Dach sie stand, sah sie Menschen, die sich um Imbissbuden drängten; die Garküchen säumten eine belebte Straßenkreuzung, an der sie selbst schon mindestens tausend Mal vorbeigeschlendert war. Wo der Schein der spärlichen Beleuchtung hinfiel, konnte sie gerade noch die Gesichter der Leute ausmachen. Gesprächsfetzen drangen zu ihr hinauf, zusammen mit Kochdünsten, die ihren Appetit anregten.
    Plötzlich vergegenwärtigte sich Dakota, wie leicht sich diese Gerüche in spezifische Kategorien aufspalten ließen. Worte wie Hydrolyse, Ester und karamellisierter Zucker schoben sich in ihr Gehirn, begleitet von prozentualen Angaben, die sich mit jedem Windstoß veränderten. Weit drunten suchten die Menschen unter Blechmarkisen Schutz vor der winterlichen Kälte und dem Regen, oder sie wärmten sich an den kommunalen Fusionsöfen, die an jeder Ecke der Kreuzung aufgestellt waren.
    Jesus, Uchida, Buddha; diese und ein Dutzend mehr Abbilder glühten in strahlenden, halluzinatorischen Farben aus allen möglichen Nischen, wie in vielen anderen Bereichen der Stadt auch. Sie verteilten ihren leuchtenden Segen über die uralten Schichten aus Plakaten und öffentlichen Bekanntmachungen, mit denen jede verfugbare Fläche immer wieder von Neuem zugekleistert wurde.
    In diesem Moment merkte sie, dass Marlie sich zu ihr an das Geländer gestellt hatte; der Mund unter ihren dunklen Augen war zu einem breiten Grinsen verzogen.
    »Hast du schon das Neueste von Banville gehört? Jetzt heißt es, er sei zu den Uchidanern übergelaufen und hätte seine Familie so mir nichts, dir nichts im Stich gelassen.«
    »Ach, wirklich?«, erwiderte Dakota. »Zuletzt wurde doch behauptet, er sei verschleppt worden.«
    Das waren in der Tat interessante Neuigkeiten. Banville war der Erfinder, der einen großen Teil jener fortschrittlichen Ghost-Technologie entwickelt hatte, auf die sich Bellhavens

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