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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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wissenschaftlicher Ruf nun schon seit Langem stützte. Nicht nur Marlie und Dakota, sondern auch jede andere Person mit Ghost-Implantaten trug ein Stück von Banvilles Lebenswerk in sich.
    Marlie zuckte unbekümmert mit den Schultern. Ihre Art, dauernd zu lächeln, egal, was sie sagte, ging Dakota mächtig auf die Nerven; es deutete auf eine Oberflächlichkeit hin, die sie von klein auf kultiviert haben musste. »Ehe ich hierherkam, habe ich mir die letzte Ausgabe des City Bulletin besorgt. Anscheinend ist er doch freiwillig abgehauen, und die Ältesten kochen vor Wut.«
    Dakota nickte. Die Nachricht von Banvilles Verschwinden hatte in den Grover-Gemeinden, wie die Ältesten sich auszudrücken beliebten, bereits zu Aufständen geführt. Doch der Ausdruck Barackenslums hätte besser gepasst; seit nunmehr drei Jahren wucherten sie vor den Stadtmauern, zum Bersten vollgestopft mit Flüchtlingen, die von der gescheiterten Grover-Kolonie tausend Meilen weiter nördlich herbeiströmten.
    Rasch durchlief Dakota die visuellen Routinen, die ihr Unterbewusstsein öffneten, damit sie einen Strom von Daten und Nachrichten aus dem örtlichen Tach-Netz empfangen konnte. Vor Schreck weiteten sich ihre Augen, als sich ein Schwall neuer Informationen in ihren Kopf ergoss: Banville war seit knapp einem Tag verschwunden, doch just vor ein paar Minuten war eine aufgezeichnete Botschaft aufgetaucht, in der er behauptete, er habe sich aus freien Stücken zum Oratorium, der Lehre von Uchida, bekannt und Bellhaven für immer verlassen.
    Sie warf einen Blick auf Marlie und wusste sofort, dass sie exakt dieselben Auskünfte erhielt.
    »Das ist schlecht«, kommentierte Dakota unnötigerweise.
    Marlie nickte. »Allerdings, Dakota, das ist sogar sehr schlecht.«
    Es gab Berichte, denen zufolge über den ganzen Globus verteilt ein Dutzend weitere Aufstände ausbrachen, sobald sich die schockierende Enthüllung von Banvilles Überlaufen verbreitete. Dakota beobachtete, wie von zwei unterschiedlichen Sektoren der Grover-Camps Rauchsäulen aufstiegen, während sie auf dem flachen Dach des Turms im Ostquadranten stand, dessen Rand von einer altertümlichen Brustwehr umgeben war. Gestelle aus Stahl und Keramik für die Montage von Impulswaffen, mit denen man im Ersten Bürgerkrieg Erkinning verteidigt hatte, lagen nach anderthalb Jahrhunderten der Vernachlässigung verrostet und von Löchern zerfressen herum.
    In Anbetracht der derzeitigen Umstände fielen die Feierlichkeiten, die Dakotas Graduierung begleiteten, eher gedämpft aus. Trotzdem hatte Langley spät in der Nacht sein Teleskop wie versprochen auf selbigem Dach aufgebaut, damit alle einen Blick auf die neue Supernova werfen konnten, die sich kurz vor dem Morgengrauen dem Horizont näherte.
    Dakota fand, dass das Teleskop geradezu mittelalterlich aussah, ein dicker Tubus aus glänzendem Kupfer und Messing, der auf einen drehbaren Äquatorialfuß montiert war. Das Ding wirkte wie ein Wesen, das aus Gefilden jenseits des bekannten Universums zu stammen schien, ein Hybrid aus Spinne und Maschine, der in diese Welt eingedrungen war und nun über die Dächer der Stadt stakste.
    »Haben Sie etwas gesagt, Dakota?« Langley fasste sie argwöhnisch ins Auge.
    Mit dem Kinn deutete sie nach oben in Richtung der Supernova. »Ich sagte, eines Tages möchte ich mich an einen Ort wie diesen begeben und mich mit eigenen Augen davon überzeugen, wie ein sterbender Stern aus der Nähe aussieht.«
    Ihr Blick begegnete dem von Aiden, und sie geriet ins Stocken; ihre helle Haut lief rot an, als sie sich an ihre unbeholfenen Intimitäten im Schlafsaal erinnerte.
    »Das soll wohl ein Witz sein, oder?«, meinte Aiden, der dem Alkohol kräftig zugesprochen hatte. »Du willst losziehen und eine Supernova besuchen?« Er lachte, und die Studenten, die noch wach waren und nicht irgendwo ihren Rausch ausschliefen, fingen nervös an zu kichern. Marlie hockte ungeachtet der feuchten Kacheln im Schneidersitz auf dem Boden und richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf Langley, der über ihre unerwiderten Sehnsüchte voll im Bilde war. Martens’ eulenhafte Züge ließen erkennen, dass er seinen eigenen Gedanken nachhing und sich von der Außenwelt abgeschottet hatte. Otterich und Spezo machten einen gelangweilten und müden Eindruck, und der Rest hatte sich entschuldigt und für die Nacht zurückgezogen. Manche Studenten interessierten sich nicht besonders für explodierende Sterne.
    Langley selbst warf Aiden einen warnenden

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