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Shooting Stars (German Edition)

Shooting Stars (German Edition)

Titel: Shooting Stars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mandler
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nicht im Liegen. Nicht, wenn wir an Ort und Stelle in Deckung bleiben und vor allem nicht, wenn wir unsichtbar bleiben wollten. Und das wollten wir immer. So unauffällig wie möglich sein. Unbeweglich an einem Ort verharren, an den wir uns mit größter Behutsamkeit geschlichen hatten.
    Manchmal kostete uns allein der Weg zu einer Stellung Stunden. Langsam und behutsam setzten wir einen Fuß vor den anderen, durchrobbten vorsichtig und in voller Tarnung ein Feld mit halbreifer Gerste oder Hirse. So behutsam, dass sich die Garben der Hirse beinahe nicht bewegten. Nicht mehr als sie auch ein Windstoß, ein Hase, ein Fuchs oder ein Hund, der durch das Feld läuft, bewegt hätte. Ständig hatten wir Angst davor, eine Schlange oder einen Skorpion nicht zu verscheuchen. Plötzlich einer Hornviper zu begegnen, die sich vergraben hatte oder die sich in der Dämmerung wieder aus ihrem Versteck herausgraben könnte. Und einmal, ich erinnere mich an ein Mal, als eine dieser riesigen Spinnen mir übers Bein kletterte. Eine Kamelspinne. Handtellergroß. Aggressiv wie immer. Aber harmlos, im Grunde. Auch wenn sie mir die Panik in den Nacken trieb, war diese Spinne harmlos. War meine Angst vor ihr unbegründet. Lief sie am Ende einfach weg, um sich in irgendeinem Loch zu verstecken.
    Und dann, wenn wir unsere Position bezogen hatten, blieben wir dort für Stunden liegen. Für halbe Tage manchmal. So lange, bis unsere Beine gefühllos, bis fremde Orte für uns zu einer fast selbstverständlichen Umgebung geworden waren. Der Sand, die weißgelben, schroffen Steine. Die manchmal starken, manchmal kaum vorhandenen Gerüche. Die Bewegungen der Menschen. Ihr Lachen, ihre weithin hörbaren Gespräche in einer Sprache, die wir nicht verstanden.
    Wir, ich sage
wir
und ich sage
uns
. Weil sich auch Tom wieder in meine Erinnerung geschlichen hat. Thomas, der bei so vielen Einsätzen mein Spotter gewesen war. Mein Beobachter. Der mit seinem Fernglas das Gelände rund um uns überwachte. Der meine Schüsse leitete. Und der, während ich schoss, immer den Überblick bewahrte. Während ich die einzelnen Ziele auf drei Uhr, auf zwo dreißig, auf dreizehnhundert oder in irgendeiner anderen von Tom vorgegebenen Position anvisierte, hatte er schon das nächste Ziel vor Augen. Hatte er schon den nächsten Angreifer ausgemacht, der auch uns schon ausgemacht hatte. Und der, nur weil Tom ihn gesehen hatte, praktisch schon tot war, noch bevor ich von seiner Existenz überhaupt etwas wusste. Thomas dirigierte meine Aufmerksamkeit. Er entschied für uns, wann ein Einsatz beendet, wann die letzte Zielperson ausgeschaltet war und wir uns wieder zurückziehen konnten.
    Ich frage mich, jetzt, während ich hier liege und darauf warte, dass Dieter aus seiner Limousine steigen wird, frage ich mich, was ich Tom nie gefragt habe. Ihn, der mein Töten so oft dirigiert hat, und von dem ich nicht weiß, wie er sich gesehen hat. Als meine rechte Hand. Ob er mich in seinen Augen im Töten bloß unterstützt hat, oder ob er sagen würde, dass er mit mir getötet hat.
    Ich weiß, dass auch er mitgezählt hat. Wir beiden haben ein gemeinsames Konto geführt. Zusammen haben Thomas und ich 53 Menschen erschossen. Dreiundfünfzig. Über deren Tod wir akribisch Buch geführt haben. Führen mussten, um die Befehlskette über uns abzusichern. Um für offizielle Stellen festzuhalten, dass alles mit rechten Dingen zugegangen war. Dass wir keine Unbeteiligten ohne offiziell gerechtfertigten Grund erschossen hatten.
    Aber all diese Listen, all diese Gründe und Umstände, die wir in weltfremde Formulare eingetragen haben, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in vielen Fällen gar nicht unterscheiden konnten. Und dass wir, weil wir es in der Geschwindigkeit und wegen der Komplexität des Umfelds gar nicht konnten, auch nicht so genau unterscheiden wollten, ob ein Schuss nun gerechtfertigt war oder nicht.
    Auch heute. Ich kann nicht anders, als zu bemerken, dass er auch heute da ist. Der innere Monolog, den ich in solchen Einsätzen immer geführt habe, der nur kurz durch geflüsterte Handlungsanweisungen und den beinahe lautlosen Austausch von Informationen unterbrochen worden war und dem ich im Einsatz mehr zugehört habe, als dass ich ihn gedacht habe, der sich auch heute abspult und der im Einsatz erst dann aufgehört hat, wenn Thomas mir seine Anweisungen gegeben hatte. Sobald die Zielpersonen aufgetaucht waren, war er verstummt oder mir entglitten.
    Und vielleicht,

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