Shopping and the City
überwintern oder während der Frühjahrsferien in Courchevel oder Aspen oder irgendeinem anderen mega-märchenhaften Ort Ski fahren. Während alle anderen sich im Mittelmeer vergnügen, vergnüge ich mich damit, die Fernsehzeitung nach Wiederholungen von Project Runway zu durchstöbern.
Ich schätze, die beste Sichtweise ist, mein Leben in Greenwich als eine Geschichte aus zwei Städten zu betrachten, bestehend aus den Habenden – Super-Schickeria-Prinzessinnen, bei denen es sich um gesellschaftliche
Schmetterlinge über 19 handelt, und Super-Schickeria-Prinzesschen, bei denen es sich um gesellschaftliche Schmetterlinge unter 19 handelt. Und den Habenichtsen , die, um das gleich vorweg zu sagen, hier nicht erwähnt werden. Dann gibt es noch eine dritte Kategorie, die gänzlich aus einer Minderheit von einer Person besteht. Sprich moi : die Hätte-sein-sollen – alter Geldadel, ohne flüssige Barschaft. Nicht, dass ich etwas gegen Greenwich oder die Super-Schickeria-Prinzesschen oder all das hätte. Will sagen, einige meiner besten Freunde sind Schickeria-Prinzesschen! Aber ich habe mich immer gerühmt, einen Tick abseits dieser ganzen Schickeria-Prinzesschen-Sache zu stehen. Ich meine, ein Schickeria-Prinzesschen schert sich nicht um gute Noten oder um seine Zukunft oder sonst irgendetwas, denn im Gegensatz zu einem Mädchen wie moi steht seine Zukunft fest – und das weiß es !
Zum Glück hege ich nicht den leisesten Wunsch, in den Clan der Schickeria-Prinzesschen aufgenommen zu werden. Und genau hier kommt Evie, meine allerbeste Freundin im ganzen Universum, ins Spiel. Ihr müsst nämlich wissen, dass Evie und ich den größten Teil unseres Lebens davon geträumt haben, ein Leben jenseits der breiten Masse zu führen, gegen den Strom zu schwimmen. Mit anderen Worten, wir waren ehrgeizig. Und obgleich Evie nicht die gleichen finanziellen Probleme hatte wie ich, hatte ich doch wenigstens einen Spießgesellen – um es mal so auszudrücken.
Was mich wieder zum Anfang meiner Ausführungen und der brennenden Frage zurückbringt: Was soll eine
Trendsetterin wie moi tun, wenn der Rufunterstützungsfonds kurz vor dem Bankrott steht?
Nun, bislang hatte ich drei Geheimwaffen:
1. Die Zwillinge. Das Babysitten für die Andersen-Zwillinge in den letzten drei Jahren ist ein Traumjob gewesen! Um 15 Uhr holt Chester, der Chauffeur der Familie, mich mit den Zwillingen im Wagen von der Schule ab (Maybachs sind ja so bequem!). Auf geht’s zur North Street, wo Chester uns am Ivan-Lendl-Tenniscenter absetzt. Ivan schnappt sich die beiden Kleinen. Während sie Tennis spielen, mache ich mich an die Arbeit. Als Erstes sehe ich auf meinem Sidekick die tägliche Flut von E-Mails für meine Modekolumne durch, von denen die meisten von mir unbekannten Mädels aus anderen Privatschulen stammen, die mich über Networking kennen (vielen Dank an meine Freunde). Ich beantworte E -Mails, schicke IMs an Evie und erledige selbstredend meine Schularbeiten. Dann geht’s heim zu den Andersens, wo ich den Zwillingen bei ihren Schularbeiten helfe. Pünktlich jeden Freitag übergibt Elsa (die Köchin) mir einen eleganten Büttenumschlag von Smythson in der Londoner Bond Street mit meinem Lohn. Chester fährt mich nach Hause, und die Welt ist wunderbar. Zugegeben, 150 Dollar die Woche mag wie eine Menge Geld klingen, aber glaubt mir, ich habe jeden Penny hart verdient. Ganz ehrlich, die Andersens erhalten mehr als die bloßen Dienste eines Babysitters. Mrs. Andersen würde die Zwillinge das ganze Jahr über in Lacoste stecken, wenn ich sie nicht von Fred Perry überzeugt hätte. In Greenwich muss man dem Trend (oder in diesem Falle, dem Aufschlag ) immer wenigstens einen Schritt voraus sein. Sie war so dankbar, dass sie mir im letzten Jahr einen 2000-Dollar-Weihnachtsbonus gegeben hat (was meiner Feiertagslaune immensen Auftrieb gab)!
2. Hausratverkäufe, Flohmärkte und Erstzugriff auf die Spenden für den GC A-Charity-Shop. Ich meine, die himmlische Pythonlederhandtasche aus Fendis aktueller Kollektion? Für 20 Dollar schlichtweg geschenkt! Ganz ehrlich, in Greenwich bekommt das Wort »Vintage« wirklich eine völlig neue Bedeutung. Es ist eine unausgesprochene Regel, dass keine Super-Schickeria-Prinzessin und kein Super-Schickeria-Prinzesschen, die ihr Gewicht in Gucci wert sind, irgendetwas öfter als dreimal trägt. (Angesichts meiner momentanen finanziellen Misere ist mein persönliches »Verfallsdatum« da ein wenig langfristiger
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