Showalter Gena-Die Botschaft
dem gleichen Mann, der auch Harper getötet hatte. Wie? Wie?
Peterson und ihr Leibwächter waren nicht mehr da, als er wieder in Harpers Wohnung zurückkehrte. Auch Harper blieb verschwunden. Er ließ sich schwer auf die Couch fallen, stützte die Ellenbogen auf die Knie und barg das Gesicht in den Händen. Tot. Ermordet. Die Wörter kamen ihm immer wieder in den Sinn und hallten in seinem Kopf wider. Tot. Ermordet.
Er versuchte sich zu erinnern. Zuerst sah er nur einen schwarzen Schleier. Mit aller Kraft durchbrach er diesen Schleier, auch wenn er dafür allen Mut zusammennehmen musste. Ein innerer Widerstand wollte ihn zurückhalten, aber er weigerte sich aufzuhören. Er musste die Wahrheit erfahren.
Bilder blitzten in seiner Erinnerung auf, verschwommen zunächst, doch bald schon wurden sie klarer.
Eine Fahrt zu Toppers Haus … Den Psychopathen stecken wir in eine Zelle, wo er schmachten kann, bis er verschimmelt …
Levi und Vince waren mit quietschenden Reifen zum Stehen gekommen, weitere Detectives und Polizisten stiegen aus ihren Wagen. Überall blinkten rote und blaue Lichter. Mithilfe seiner DNS waren sie Topper auf die Spur gekommen, hatten einen Haftbefehl gegen ihn. Sie alle waren so voller Adrenalin und Aufregung, dass man es fast in der Luft riechen konnte. Sie waren kurz davor, den schrecklichsten Fall abzuschließen, an dem sie je gearbeitet hatten, und damit zahllosen Unschuldigen das Leben zu retten.
Vince war es, der die Vordertür eintrat, und Levi lief als Erster ins Haus. Sie durchsuchten es von oben bis unten und fanden schließlich im Keller eine verborgene Tür. Beim Öffnen schlug ihnen ein Schwall aus Gerüchen entgegen, die er sofort erkannte. Blut, Chemikalien, Tod. Sie hörten Schreie, eine Motorsäge, Schluchzen, Gelächter.
An dieser Stelle brach die Erinnerung ab, und der schwarze Schleier senkte sich wieder. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte Levi sich noch einmal hindurch. Der Widerstand wurde stärker, aber er trieb sich einfach weiter vorwärts. Er sah sich selbst mit gezogener Waffe. Er polterte eine klapprige Treppe hinunter, nur um zu entdecken, dass Topper damit beschäftigt war, eine Leiche zu zersägen – eine Leiche, die er jetzt als Harper erkannte. Deswegen also hatten ihn jedes Mal Schuldgefühle heimgesucht, wenn er ihr in King’s Landing begegnet war.
Er war zu spät gekommen. Hatte sie nicht mehr retten können.
Ihr helles Haar war auf dem Tisch ausgebreitet, auch wenn es so von Blut getränkt war, dass es rot aussah. Im Tod standen ihre blauen Augen offen, gehetzt, gequält, traurig, wütend und weit in die Ferne gerichtet. Auch ihre Lippen waren geöffnet, hatten ihren letzten Atemzug getan.
Damals, und jetzt drehte es ihm den Magen um. Was sie hatte durchleiden müssen … die Qualen, die sie hatte ertragen müssen …
Eine weitere Frau – die geschrien und geschluchzt hatte – war in einem kleinenKäfig gefangen, der mit einer schwarzen Plane verhängt war, sodass sie nichts außer Harper sehen konnte. Topper lachte und hielt die Gliedmaße hoch, die er abgesägt hatte, damit sein neuestes Opfer sehen konnte, was ihr blühte, wenn sie ihn verärgerte.
Die Frau … diese arme Frau …
Levi hörte, dass hinter ihm Männer in den Raum gerannt kamen und ihn dabei weiter in den Raum hineinschoben. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf, aber er konnte sie im Augenblick nicht entwirren. Er wusste nur, dass er aus Versehen einen Schritt auf den Kerl zutrat, und dann nicht anders konnte, als bewusst noch einen zu gehen und dann noch einen. Er hatte sich in Bewegung gesetzt und dabei seine Waffe weggesteckt. Statt zu schießen, wollte er mit eigenen Händen Vergeltung üben. Er warf sich auf Topper. Das Leichenteil, das dieser in der Hand hielt, fiel zu Boden. Levi schlug zu … schlug …
Topper hatte ausgezeichnete Reflexe und wehrte sich mit der Klinge in seiner Hand. Mit der Klinge, die er an Harper gelegt hatte. Vor lauter Wut vergaß Levi seine Deckung. Er spürte ein scharfes Stechen in der Seite, rasch gefolgt von einem scharfen Stechen in seinem Oberschenkel. Einfach so, zack, zack, und das Blut in seinen Adern schien plötzlich eiskalt zu sein und außerdem alarmierend schnell herauszufließen. Topper hatte eine Niere getroffen und eine Hauptschlagader durchtrennt.
Levi erinnerte sich, dass seine Kollegen angerannt gekommen waren, um ihn und Topper zu trennen. Er erinnerte sich, wie ihre Stimmen verklungen waren. An ihre Sorge. Er
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