Showdown
Italien führen? So könnte Griechenlands Gasbedarf über South Stream so lange gedeckt werden, bis die eigenen Quellen strömen, und Gazprom könnte in der Folgezeit Europa mit Gas versorgen, das es in Griechenland zutage fördert.
Der Beweis für diesen letzten Punkt steht aus. Dazu liegen mir keine belastbaren Quellen vor. Aber selbst ohne diesen Umstand wird Karamanlis durch die dokumentierte Unterstützung Moskaus im Pipeline-Konflikt spätestens ab 2008 zum Dorn im Auge der Amerikaner.
Was nun folgt, könnte aus einem Roman von John Grisham stammen. Meine Informationen hatte ich zuerst durch Gespräche mit »in der Regel gut informierten Kreisen« gewonnen, 2011 hat auch die griechische Wochenzeitung »Epikaira« ausführlich darüber berichtet. Die Geschichte klingt im ersten Moment so abenteuerlich, dass man sie nicht glauben möchte. Doch lesen Sie selbst, und bilden Sie sich am Ende Ihr eigenes Urteil. Bezeichnend ist, dass man zu dem Thema ausgesprochen lange recherchieren muss, bevor man eine verlässliche Quelle findet. Neben meinen direkten Kontakten gab es vereinzelt entsprechende belastbare Quellen bei Reuters, AP und dem britischen »Guardian«.
Im Frühsommer 2008 wurden »Spezialisten« eines westlichen Geheimdienstes nach Griechenland eingeschleust, um sich der Probleme mit Kostas Karamanlis anzunehmen. Die Aktion lief unter dem Codenamen »Pythia 1 «. Dazu wurden zunächst mit Hilfe von knapp zwanzig griechischen »Kollegen« die Lebensumstände und Gewohnheiten von Karamanlis beobachtet. Man ist jederzeit bereit, in Aktion zu treten und, sollte es keinen anderen Weg mehr geben, das »Problem Karamanlis« final zu lösen. Als Täter hätte man sehr schnell kommunistische Kreise der griechischen Linken definiert. Ein Spiel, das man in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder gerne gespielt hat. (Das Thema »Gladio« sei hier schon mal erwähnt, wir kommen später noch detailliert darauf zurück.)
Januar/Februar 2009 wird der griechische Geheimdienst ( EYP ) durch den russischen Geheimdienst FSB gewarnt. Dort hatte man Informationen erlangt, es gebe Anschlagsplanungen gegen Karamanlis seitens eines westlichen Geheimdienstes mit dem Ziel, die aktuelle griechische Energiepolitik zu beenden. Der griechische Geheimdienst wiederum informierte Karamanlis mit dem Dokument »Sonderbericht No. 219 / 5 Februar 2009 «. 2008 befand sich der FSB in Griechenland, um im Vorfeld geplanter Gespräche zwischen Karamanlis, Putin und dem bulgarischen Staatspräsidenten Georgi Parwanow Abhörversuche anderer Geheimdienste zu verhindern. Im Rahmen dieser Umfeldüberwachungen wurde man auf die Ausspähtätigkeiten des westlichen Geheimdienstes aufmerksam. Mindestens einmal kam es zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Geheimdienste. Der kurze Showdown von weniger als einer Minute soll im April 2008 bei Nea Makri in Attika stattgefunden haben. Vier FSB -Agenten trafen bei der Kontrolle eines verdächtigen Fahrzeugs auf zwei griechisch sprechende Männer, die nach kurzer Auseinandersetzung mit einem bereitstehenden gelben Geländemotorrad ohne Kennzeichen flüchteten. Im zurückgelassenen Fahrzeug fanden die FSB -Leute detaillierte Karten mit Aufzeichnungen der Fahrtstrecken Karamanlis’, der Anzahl seiner Leibwächter und Detailbeschreibungen der Begleitfahrzeuge. Des Weiteren Nachtsichtgeräte, Tarnmaterial, Polizeifunkscanner, C 4 -Sprengstoff sowie russische Kalaschnikow-Sturmgewehre und Tokarew-Pistolen.
Im griechischen Geheimdienstbericht heißt es weiter, die Anschlagsplanungen seien Teil einer größeren Aktion zur Destabilisierung Griechenlands gewesen. Dazu gehörten der Skandal um den Klostersee Vatopedi (dazu gleich mehr), die Destabilisierung der Wirtschaft durch verschiedene Maßnahmen, die Entführung von Geschäftsleuten (und in der Tat gab es Entführungen dieser Art 2008 und 2009 ) und die Erzeugung sozialer Instabilität durch Unruhen und Anschläge. Alle diese Aktionen zur Destabilisierung Griechenlands fanden 2008 statt. Karamanlis wurde im Februar 2009 durch den EYP über die zunächst zufälligen Erkenntnisse des FSB informiert. In jenem Bericht gab der EYP aber auch zu bedenken, dass diese Informationen ausschließlich von russischer Seite kämen, deren Wahrheitsgehalt also ungewiss sei. Denn auch hierbei könnte es sich um gezielte Fehlinformationen handeln, mit denen der FSB ein gewisses Ziel erreichen möchte. Die russische Seite sagte aus, ihre Analysen hätten ergeben, dass
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