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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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hielt sie am Handgelenk zurück, als sie danach geschmeidig aus dem Bett stieg, und wedelte ihr verschwendungssüchtig mit großen Scheinen vor dem Gesicht herum. «Wie wär's mit einer Verlängerung, Schätzchen?» stellte sie in Aussicht. «Du bist wirklich unglaublich ... meine Güte, selbst die Art, wie du dich an ziehst, macht mich an.»
    Das kühl erwiderte: «Rien de vas plus, Cherié» war nicht das, was sie erwartete, und als Georgia ihre Tasche nahm und zur Tür ging, rief sie ihr ein pikiertes: «Du solltest geschäftstüchtiger werden, Joanna!» nach.
     
     
    Ein Taxi brachte Georgia zum Bahnhof Zoo.
    Der Fahrer war ein älterer, besonnener Herr, für den sie trotz ihrer frivol-eleganten Aufmachung lediglich ein Fahrgast war, nicht das zum Abschuss freigegebene Jagdwild, das so viele Männer in ihr sahen, selbst wenn sie nicht entsprechend zurechtgemacht war; Nicht das verfügbare Sexobjekt, zu dem sie sich freiwillig machte. Sie dankte ihm innerlich für sein höfliches Desinteresse, als sie ausstieg.
    Aus einem Schließfach nahm sie ihre Sporttasche, die sie des Öfteren am Bahnhof deponierte, und schlüpfte im Waschraum in Jeans, Hemd und Stiefel. Sie wusch sich das Make-up vom Gesicht, stopfte die weiße MCM-Tasche in die Sporttasche und schulterte sie.
    Ihr Spiegelbild, dem sie beim Rausgehen begegnete, zeigte nicht länger Joanna, das glamouröse Callgirl. Es zeigte Georgia, die Schauspielerin, die sensible Einzelgängerin, die in der U-Bahn nur wenige Blicke auf sich zog.
    Den teuren Luxuskörper unter zu weiten Jeans und Lederjacke verborgen, das lange Haar zum Zopf gebunden, ungeschminkt und in sich gekehrt, war sie sich wieder ein Stück näher, ein kleines Stück sie selbst.
     
     
     
     
     
    ***
     

Sabrina zelebrierte eine kleine innere Cocktailparty, als sie ihren Neuerwerb aus der Boutique betrachtete. Heute würde der Beau sie nicht übersehen können, denn dieses Kleid war der Blickfänger schlechthin.
    Den ganzen Tag über hatte sie der Verabredung mit einer Kollegin entgegen gefiebert, bei der es sie zu später Stunde vielleicht noch ins Blond's verschlagen würde. Nach Feierabend war sie mit Jürgen ausgesprochen nett umgegangen, was ihn schon leicht irritierte. Er fungierte jüngst als Punchingball für ihre zerknirschte Unzufriedenheit, und wie es so seine Art war, hatte er sich auch an diesen Umstand bereits gewöhnt. Er schob das je nach Gelegenheit auf ihre Prämenstruelle Phase oder auf Stress im Büro, dem Sabrina nicht gewachsen war. Ein geeignetes Argument fand sich stets.
    Dass sie an diesem Abend einen derartigen Kleider-Kult betrieb und gesteigerten Wert auf Frisur und gelungenes Abend-Make-up legte, fiel nicht in seinen Registrierbereich, hatte er sich doch selbst in Schale geworfen und verkündet, mit den Kumpels auszugehen. Sein wohl angeborenes Brett vorm Kopf versperrte ihm soweit die Sicht, dass er ihr sogar noch einen schönen Abend wünschte, als er von dannen zog.
    Um halb zehn sagte die Kollegin wegen eines nicht in den Griff zu bekommenden Migräneproblems ab. Die Hochstimmung sank auf Niedrigpegel ab, ein Anruf bei Carla ermöglichte ein erbauliches Gespräch mit dem Anrufbeantworter. Das Sensationskleid flog in die Ecke, die Gala-Schminke landete im Ausguss, der Abend war gelaufen. Gegen zwölf schlich Sabrina niedergeschlagen unter die Bettdecke, las ein paar Seiten ihres Gutenachtkrimis und löschte schließlich das Licht.
    Sie glaubte, gerade erst eingeschlafen zu sein, als das Telefon klingelte. Völlig orientierungslos tastete sie sich in der Dunkelheit ins Wohnzimmer, dorthin, wo sie das Telefon vermutete, stieß sich das Knie an der Tischkante und jaulte verhalten auf. Der Hörer fiel ihr aus den fahrigen Händen, die Ladestation mit dumpfem Knall hinterher. Als sie ihn wiedergefunden und umständlich ans Ohr bugsiert hatte, japste sie mit schmerzverzerrtem Gesicht: «Ja? Hallo?» hinein und biss sich in die Faust.
    «Sabrina? Hi! Hier ist Joanna.»
    «Joanna ...? Mmmpf. «Hallo ... » Sie erinnerte sich neblig, dass sie ihr in angesäuseltem Zustand im Lobo 's ihre Karte in die Hand gedrückt hatte, mit einem unverbindlichen: «Du kannst dich ja mal bei mir melden, wenn du Lust hast. Wir könnten uns ja mal treffen oder so.» Georgia war ihr gegenüber ganz bezaubernd gewesen, und Sabrina hatte sich ja eh vorgenommen, demnächst bei Hauspartys statt der Salatbar die Minibar anzubieten, damit Schwung in ihr müdes Privatleben kam. Mit Georgia/Joanna

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