Showtime! (German Edition)
fröstelnd auf und ab. Autos fuhren vorbei, einige parkten ein, und in jedem erwartete sie Georgia - aber nein. Ein leichter Wind ließ das Laub der Bäume sanft rauschen. Es war so still in der kleinen Straße, fast unheimlich.
Die Wartezeit zog sich hin. Von irgendwoher kreischte eine Katze. Von denen gab es jede Menge hier, und des nachts pflegten sie ihre Revierkämpfe auszutragen. Sie tagten sozusagen nachts.
Ein Taxi kam, hielt und entließ einen Fahrgast, der schlüsselklappernd in einem der Häuser verschwand.
Wo blieb sie nur?
«Total beknackte Aktion» murmelte Sabrina im Selbstgespräch und musste grinsen. «Egal -- warum nicht? Besser als nackt um den Block zu rennen ... »
Wieder Motorenlärm. Ein Motorrad brauste heran, drosselte die Geschwindigkeit und kam direkt auf sie zu. Sie blickte dem Fahrer in schwarzer Lederjacke und schweren Bikerstiefeln alarmiert entgegen, wurde vom Scheinwerfer geblendet und wandte sich ab. Die Maschine kam neben ihr auf dem Gehweg zum Stehen, der Motor erstarb und das Licht erlosch.
«Na hallo!» rief eine Frauenstimme. Georgia zog den Helm vom Kopf und lockerte mit einer ruckartigen Kopfbewegung ihr Haar auf, wie sie es im Fernsehen immer taten, diese langhaarigen Motorradmiezen. Spontan fielen Sabrina diverse Shampoo-Spots ein.
«So allein, junge Frau? Nachts, auf der Straße?» alberte Georgia. «Kann ich sie vielleicht irgendwo hin begleiten?»
«Ja eigentlich ... » begann Sabrina und verstummte wieder, nahm ungläubig das wuchtige Motorrad in Augenschein und sah Georgia an wie einen Geist. Daher ihr Faible für Leder! Sie fuhr Motorrad, war ja eigentlich naheliegend. «Ich glaub' das nicht ... ist das deins?»
«Ich glaube. Mein Name steht in den Papieren.» Georgia reichte ihr den Helm, den sie am Ellbogen transportiert hatte, und zog ein paar Handschuhe aus ihrer Jacke, die sie ihr zuwarf. «Zieh das an und spring auf.» Sie beugte sich rasch hinunter, um die Beifahrerfußrasten auszuklappen und zwinkerte ihr aufmunternd zu. «Oder magst du noch eine Weile fortfahren mit der Besichtigung?»
Sabrina entgleisten leicht die Gesichtszüge. «Ich soll wirklich auf das Ding da steigen?»
«Ding da?» mokierte sich Georgia. «Ein bisschen Respekt bitte.» Sie tätschelte den Tank wie einen alten Freund. «Sie ist sensibel, Sabrina.»
«Ach ... sie?»
Sabrinas Augen wanderten neugierig die im Laternenlicht glänzende Maschine ab, auf der Georgia lässig, mit vor der Brust verschränkten Armen saß und sich sichtlich an ihrer Verblüffung weidete. An sich hätte sie sich denken können, dass eine Extravaganza wie sie nicht mit einem gewöhnlichen Auto vorfahren würde. Feste Schuhe und eine Jacke ... hallo, Blitzmerker!
«Hast du Angst?» fragte Georgia an. «Ich fahre vorsichtig, ich verspreche es.» Eine leise Ungeduld schwang in ihrer Stimme mit, die Sabrina Abstand davon nehmen ließ, jetzt wieder das Lamentieren anzufangen.
Georgia war ihr mit dem Helm behilflich, zog den Kinnriemen zu, wackelte daran herum und murmelte: «Bisschen groß. Aber -- fuck this - es ist nicht weit.» Dann stellte sie fürsorglich Sabrinas Jackenkragen auf, stupste ihr mit dem Zeigefinger die Nase und grinste. «Steht dir! Siehst richtig tough aus!»
« ... Danke.»
Georgia klopfte auffordernd mit der flachen Hand auf die Sitzbank hinter sich, und Sabrina erklomm ein wenig unbeholfen und mit einem flauen Gefühl im Magen die Maschine. Sie fragte sich, wie es um Georgias Fahrkünste stand und ob es nicht ein wenig verfrüht war, ihr körperliches Wohl in ihre Hände zu legen.
Georgia zögerte kurz, griff dann mit beiden Armen hinter sich und zog Sabrina, die noch verständliche Distanz zu ihr hielt, mit energischem Ruck zu sich heran. «So sitzt man!» stellte sie klar, schlang Sabrinas Arme um ihre schmale Taille und kicherte belustigt. «Nicht so schüchtern, Süße, willst du runterfallen?»
Ihre anfängliche Scheu vergaß Sabrina sehr schnell; sie fasste sogar noch fester zu, als sich die Maschine in den Kurven neigte und erst recht, als es in zügigem Tempo auf den Stadtring ging.
Der Fahrtwind pfiff enorm laut unter dem Helm und die Lichter der Stadt flogen an ihr vorbei. Die Szenerie hatte etwas Unwirkliches. Ungeschminkt und überrumpelt, noch dazu etwas bange, saß sie auf einem gefährlich kraftvoll anmutendem Motorrad und fegte mit hundertdreißig Sachen über den ungewohnt leeren Stadtring Richtung Schöneberg. Mitten in der Nacht. Sie umschlang die schmale
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