Shutdown
seinem Konzern, der ›Trusted News Corp.‹, getrennt, wie Sie vielleicht vernommen haben.«
Der letzte Teil war an die Polizisten gerichtet. Nathan war sofort auf hundertachtzig.
»Wir lesen Zeitung«, knurrte er wütend.
Larry nickte freundlich lächelnd und fuhr weiter: »Im Zusammenhang mit diesem Mandat hat uns Miss Tate auf Informationen aufmerksam gemacht, die unseres Erachtens die Staatsanwaltschaft interessieren dürften. Wir konnten Miss Tate davon überzeugen ...«
»Was für Informationen?«, unterbrach Nathan ungeduldig.
Ihn kümmerte nicht im Geringsten, wessen genialer Einfall es war, ihm die Zeit zu stehlen, und gegen Kates strafenden Blick war er längst immun. Leicht irritiert nahm der Anwalt den Faden wieder auf:
»Miss Tate hat sich einverstanden erklärt, die brisanten Insider-Informationen preiszugeben, allerdings unter zwei Bedingungen.«
»Das werden wir später besprechen«, sagte Kate schnell, um ihm zuvorzukommen. »Am Telefon hast du erwähnt, die Information stünde in direktem Zusammenhang mit der Ursache des Blackouts.«
»Allerdings.«
Er öffnete die Akte, strich sie umständlich glatt, dann schob er sie langsam mit beiden Händen zu Kate hinüber, als wiegte sie zwanzig Pfund.
»Vielleicht ist es am besten, ihr macht euch zunächst ein Bild von der Art der Information«, erklärte er dazu. »Das ist ein kurzer Abschnitt aus dem Protokoll einer geheimen Sitzung, die am 15. Juli dieses Jahres in June Lake, Kalifornien, stattgefunden hat. Anwesend waren die Herren Sergei Gamov, Steve Duncan, Professor Vincent Schneider und Donald Goodman. Im Protokoll werden sie mit den Kürzeln Sergei, Steve, Vince und Don bezeichnet, respektive.«
Vor allem der Name Schneider elektrisierte ihn augenblicklich. Seine ungeteilte Aufmerksamkeit galt von nun an dem geschniegelten Anwalt und seiner Akte. Er beugte sich wie Kate und Joe über das Dokument und las.
Vince: Theoretisch ist der Erfolg gesichert. Es gibt keinen zuverlässigeren Treiber, um Menschen in eine gewünschte Richtung zu lenken, als die gezielte Verstärkung unterschwellig vorhandener Ängste. Das ist immer wieder in Experimenten an unterschiedlichen Gruppen nachgewiesen worden. Ich bin absolut zuversichtlich, dass uns mit der Operation Shutdown der endgültige Nachweis gelingen wird, dass dies auch mit sehr großen, vollkommen heterogen zusammengesetzten Massen funktioniert. Ein sensationeller Durchbruch aus wissenschaftlicher Sicht. Von mir habt ihr grünes Licht. Alles hängt jetzt von der korrekten Umsetzung ab.
Sergei: Alles ist vorbereitet wie besprochen. Die Software ist bei ›CGO‹ eingeschleust. Wir können sie jederzeit aktivieren. Whistleblower hat in letzter Zeit vermehrt im Netz geschnüffelt. Wir sollten also nicht mehr allzu lang warten.
Don: Was geschieht, wenn die eure Software entdecken?
Sergei: Werden sie nicht. Wards Auftrag an Whistleblower ist ein absoluter Glücksfall für uns. Wenn doch wider Erwarten irgendetwas schief gehen sollte – wie gesagt, damit rechnet niemand – dann werden alle Indizien zuerst auf Whistleblower deuten.
Steve: Wir starten also die Operation wie geplant. Sind wir uns einig?
Don: Hat sich nichts am Risikoprofil geändert?
(Sergei und Vince verneinen)
Don: Also, einverstanden. Wir starten Operation Shutdown. Steve übernimmt die Koordination.
Steve: Vorläufige t–null ist der 22. Juli, 10 P.M.
Don: Steve, du wirst das Go erst nach meiner endgültigen Bestätigung durchgeben, verstanden?
Steve: Verstanden.
Wie nicht anders zu erwarten, war die Akte nur eine Kopie. Sie enthielt nicht das ganze Protokoll, aber auf der letzten Seite standen drei Unterschriften. Während es in den Köpfen von Kate und Joe sichtbar arbeitete, fragte er betont nüchtern, als handelte es sich nicht um die heißeste Smoking Gun, die er je gesehen hatte:
»Warum nur drei?«
»Drei Unterschriften meinen Sie? Donald Goodman selbst hat nie unterschrieben, soweit wir wissen.«
Kate kehrte langsam in die Gegenwart zurück. »Es könnte eine Fälschung sein«, sagte sie leise, als fürchtete sie sich vor der Antwort.
Die drei Anwälte schüttelten synchron die Köpfe.
»Die Originale sehen nicht danach aus«, widersprach Larry. »Man sollte die Unterschriften leicht überprüfen können, und es gibt sicher Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. Außerdem bestätigt Miss Tate ...«
»Sie muss aussagen, und wir brauchen die ganzen Originale«, unterbrach
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