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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Tate immer noch nicht. Er steht vor ihrem Haus, und sie reagiert nicht auf sein Klingeln.«
    »Ausgeflogen, hat kalte Füße bekommen«, brummte Joe, der über den Lautsprecher mithörte.
    Nathans Intuition kehrte allmählich zurück. »Wir sehen nach«, sagte er entschlossen. »Perkins soll sich nicht von der Stelle rühren. Adresse?«
     
    Sausalito, Marin County, Kalifornien
     
    Eine halbe Stunde später parkten sie den Dienstwagen neben der vergitterten Zufahrt zu Tates Villa.
    »Kein Erfolg?«, fragte Joe den Anwalt unnötigerweise.
    Der überlegene Charme war ihm über Nacht abhandengekommen. Er schüttelte stumm den Kopf und zuckte hilflos mit den Achseln. Das Haus schlummerte friedlich im Dunst, der sich nach dem Regen wie ein Weichzeichner über die Küste gelegt hatte. Nathan traute dem Frieden nicht. Joe wohl auch nicht, denn im selben Augenblick schickten sich beide ohne ein Wort an, über das Gitter zu klettern.
    »Warten Sie bitte hier«, rief Nathan dem Anwalt zu, während sie eilig auf das Haus zuschritten.
    Auch an der Gegensprechanlage beim Eingang meldete sich niemand. Joe betätigte den schweren, vergoldeten Klopfer. Keine Reaktion. Nathan drückte auf die Klinke. Die Tür öffnete sich.
    »Miss Tate?«, rief er laut und seiner Meinung nach so deutlich wie vor dem Zahnarztbesuch.
    Es blieb gespenstisch still. Er versuchte es ein zweites Mal mit dem gleichen Ergebnis. Sie betraten den Flur. Die Möbelstücke, jedes Einzelne inszeniert wie auf einer Bühne, die lichten, abstrakten Gemälde, selbst die fast nur angedeuteten Erdfarben einzelner Wände verströmten unterkühlten Luxus. Der Flur, die Arbeitsräume, die Bibliothek, das Musikzimmer und das riesige Wohnzimmer, das direkt in die Bucht zu münden schien, machten einen klinisch sauberen, aufgeräumten Eindruck, als hätte nie jemand hier gewohnt.
    »Scheint alles in Ordnung zu sein«, murmelte Nathan.
    Sofern man solch übertriebene Ordnung noch als Ordnung bezeichnen konnte, dachte er. Tate führte offensichtlich einen kinderlosen Haushalt.
    »Vielleicht schläft sie oben mit Pfropfen in den Ohren«, vermutete Joe, schon auf der Treppe.
    Nathan warf einen Blick ins offene Schlafzimmer. Das Bett war leer und nicht gemacht. Sobald er es sah, wusste er, was ihn erwartete, noch bevor sein Partner ihn ins Bad rief.
    Er hatte Carmen Tate gefunden. Sie lag in der vollen Wanne, das Gesicht im roten Wasser. Die Pulsadern an beiden Handgelenken waren aufgeschnitten. Das Messer, eine Art Skalpell, war ihr aus der rechten Hand auf den Boden der Wanne geglitten. Ein klassischer Suizid? Vielleicht sollte es nur so aussehen. Sicher war nur eines: Ihre Kronzeugin lebte nicht mehr.
    »Ich rufe die Spurensicherung und den Coroner«, sagte Joe.
    Nathan nickte. »Und einen Leichenwagen.«
    Ein Gefühl von Abscheu und Ekel erfüllte ihn. Ekel vor der rosa Brühe in der Wanne und vor dem Laufrad seines Jobs, in dem er sich abstrampelte, ohne je an ein Ziel zu gelangen. Das Telefon in seiner Hand wog schwer wie ein Stein, als er Kate anrief. Sie hörte sich den kurzen Bericht an, ohne ein Wort zu sagen. Erst nach langer Pause fragte sie leise:
    »Die Beweise?«
    Die Frage überraschte ihn. Wollte sie nicht begreifen, dass das Verfahren geplatzt war, noch bevor sie es eröffnete?
    »Im Moment deutet nichts auf Fremdverschulden, Kate. Die Spurensicherung ...«
    »Die Spusi interessiert mich einen Scheißdreck«, brauste sie auf. »Ich brauche die Akten jetzt, also besorgt sie gefälligst!«
    Die Unterhaltung war beendet. Er verstand die Staatsanwältin, trotzdem dachte er keinen Augenblick daran, den Spezialisten der Spurensicherung ins Handwerk zu pfuschen. Er verließ mit Joe das Haus, ohne weiteren Schaden anzurichten. Larry Perkins verlor vollends die Fassung, als er die Nachricht vernahm.
    »Tot? Selbstmord? Sind Sie verrückt? Niemals!«, rief er außer sich. »Sie hatte nicht den geringsten Grund, so etwas zu tun. Sie kennen Carmen nicht. Sie ist – sie war eine Kämpferin. Selbstmord, vollkommen lächerlich die Annahme. Sie spinnen.«
    »Die Todesursache wird selbstverständlich genau untersucht«, versuchte Nathan, ihn zu beruhigen.
    »Das will ich hoffen, verdammt noch mal.«
    Plötzlich schien den Anwalt alle Kraft zu verlassen. Leichenblass sank er in die Knie, setzte sich auf den Boden, wo er gestanden hatte, und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Tot?«, murmelte er. »Sie ist wirklich tot?«
    »Daran besteht leider kein Zweifel.«
    Nach einer

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