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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Soja energisch.
    »Noch lieber wäre mir ein ganzer Krug voll kalter Milch.«
    »Milch?! Abartig ist er! Wer hätte das gedacht … trinkt Milch! Jugorow, bist du beim Säugling stehengeblieben? Keine Milch kommt auf den Tisch, sonst kotze ich.«
    »Es gibt nichts Besseres nach einer Saufnacht als Milch.«
    »Lieber tot umfallen in einem Wodkasee …« Trofimow sah Jugorow fragend an. »Was willst du hier?« Das klang bereits sehr grob.
    Soja brachte noch ein Brett, ein Messer und eine Kanne Milch mit einem Glas. Trofimow blickte das Glas voll Ekel an.
    »Kann er nicht aus einem undurchsichtigen Gefäß trinken?!« rief er grob. »Muß ich mit ansehen, wie er die weiße Brühe in sich hineingießt? Mein Magen dreht sich um!«
    Jugorow griff zum Messer, schnitt sich ein Stück Blutwurst ab und einen Kanten Brot. Trofimow sah ihm zu, schloß die Augen, als er die Milch trank, und knurrte nach einiger Zeit: »Ihm schmeckt's! Was sind wir glücklich …«
    »Ich brauche dein Haus«, sagte Jugorow unvermittelt, ohne Einleitung. »Das heißt, Krasnikow und Meteljew brauchen es … und sieht man's genau, braucht es Lebedewka.«
    »Die Milch!« rief Trofimow entsetzt. »Die Milch hat sein Gehirn verjaucht! Soja, schnell den Wodka! Gegengift muß er haben …«
    »Dein Haus soll jetzt wirklich ein Kreml werden.«
    »Wodka!« brüllte Trofimow. »Er phantasiert bereits.«
    »Zehn Frauen und Männer aus Lebedewka sollen bei dir wohnen.«
    »Wodka! Soja, du Hartherzige!« Trofimow hielt Jugorow fest. »Er stirbt mir noch unter den Händen. Wooooood-kaaaa!«
    »Die Geiseln …«
    Sofort war Trofimow still, starrte Jugorow an und wiederholte: »Die Geiseln …«
    »Werden heute nacht befreit und sollen sich bei dir verstecken.«
    »Wer hat den idiotischen Gedanken gehabt?«
    »Ich.«
    »Ein großer Irrtum. Verzeih mir, Soja, ein großer Irrtum von mir. Hab' immer gedacht, Jugorow könnte zu uns passen …«
    Verlegen – ja tatsächlich, verlegen konnte sie noch sein – stand Soja am Herd und schämte sich für Trofimow. »Nimm ihn nicht ernst, Igor Michailowitsch, er denkt manchmal wirres Zeug. Ein versoffener Kerl ist er.«
    Trofimow nahm es nicht als Beleidigung auf; es war der Ton, den er gewöhnt war. Er hieb nur mit der Faust auf den Tisch und brüllte: »Die Kretins von Lebedewka wollen mein Haus besetzen? Das Fell brenne ich ihnen ab.«
    »Für die Geiseln gibt es keinen Ort, der so sicher ist wie das Schwarze Haus. Nasarows Truppen können suchen, wo sie wollen – hierher kommen sie nicht.«
    »Und wenn sie's finden, zünden sie es an. Mich stellen sie als Kugelsack an die Wand, Soja wird vergewaltigt … Wie kann man das von uns verlangen?«
    »Zehn Menschen suchen ein Versteck!«
    »Die Bibel sollen sie lesen: Suchet, so werdet ihr finden.«
    »Es ist gefunden … dein Haus!«
    »Jetzt soll ich helfen! Ich?! Nach zweihundert Jahren des Anspuckens und Verfluchens – ich soll helfen?« Trofimow nahm den Rest Blutwurst, warf ihn an die Wand und hatte große Lust, die Milch hinterherzuschleudern. »Was tun sie, he?!« schrie er. »Weißt du, was sie mit mir tun? Am Sonntag, in der Kirche, beim Gottesdienst? Eingepreßt von alten Weibern steh' ich da, bewegungslos, nicht rühren kann ich mich … und dann furzen sie – ach, was sag ich: Jauche blasen sie aus und wollen mich ersticken mit Gestank. Die Lieben von Lebedewka! Und jetzt soll ich ihnen helfen?«
    »Den Geiseln …«
    »Kommen die etwa nicht aus Lebedewka?«
    »Durch sie wollte Nasarow die Namen erpressen, die dem Kanalbau Widerstand leisten. Masuk, Goldanski, Rudenko, Korolew, Beljakow und alle anderen. Auch Trofimow wäre dabeigewesen …«
    »Nichts kann man mir beweisen, nichts!«
    »Dein Name auf einer Liste hätte genügt, dich zu verhaften. In die Luft gesprengt hätten sie dann dein Haus. Aber die Geiseln haben geschwiegen trotz der Schläge, trotz Todesdrohungen und Folterungen … sie haben geschwiegen … Nennt ihr so was nicht Helden? Und jetzt willst du die, die dich nicht verraten haben, Nasarow wieder ausliefern? Gamsat Wladimowitsch, wenn das geschieht, stecke ich dir dein Haus an. Mich hindert keiner, auch du nicht.«
    »Aber Soja? Soja!« schrie Trofimow triumphierend. »Soja wirst du doch nicht verbrennen?! Wenn hier die Flammen hochgehen, bleiben wir im Haus und verkohlen mit. Ist's nicht so, Töchterchen?«
    »Das haben wir ausgemacht, Vater.« Sie stieß sich von der Ofenkante ab und kam zu Jugorow. »Unter den Geiseln ist auch Svetlana

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