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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Weitzer
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Schmerzen lieber auszuhalten, zu weiterer Spannung führen, die den Schmerz wiederum festigt. Was also tun? Wichtig ist, verantwortungsvoll zusammenzuarbeiten - mit dem Ziel, Medikamente vorübergehend als Hilfe zu nehmen, falls notwendig, aber sie möglichst bald auch wieder überflüssig werden zu lassen. Meiner Erfahrung nach kann dies gelingen, wenn man selbst bereit dazu ist - und dies gilt nicht nur für Schmerzen.
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    Eine Schmerztherapie, die in meinem Verständnis als kommunikativer Prozess durchgeführt wird, scheint auf den ersten Blick für den Betroffenen sehr viel teurer zu sein, zumal die geeigneten und zur Verfügung stehenden Methoden in der Regel nicht durch Leistungen der Krankenkassen abgedeckt sind. Meine Erfahrung jedoch ist, dass eine solche Schmerztherapie insgesamt gesehen deutlich weniger kostet, da dadurch - zumindest langfristig - Medikamente eingespart und auch chirurgische Eingriffe vermieden werden können. »Beweisen« kann ich dies nicht, aber ich erlebe es regelmäßig. Ähnlich wie bei Herrn M., dessen Arzt meinte, er werde um eine Knieoperation nicht herumkommen, treffen solcherart getroffene Prognosen häufig nicht ein. Natürlich können notwendige chirurgische Eingriffe durch nichts ersetzt werden, es steht jedoch fest, dass sich Schmerz nicht wegoperieren lässt. Und spätestens nach einer notwendigen Reparatur muss kommunikative Schmerztherapie beginnen. Auch sie kann durch nichts ersetzt werden.
    Â 
    Interessiert Sie, wie es um Herrn M. steht? Tja, ich kann Ihnen dazu nicht viel sagen, denn ich habe ihn seit über einem halben Jahr nicht mehr getroffen... Damals meldete er sich zu einer
»Entspannungsbehandlung« an. Die Arbeit sei gerade »sehr stressig«. Da er weiß, wie gut ihm eine Behandlung tut, möchte er sie sich gönnen - auch wenn er derzeit »kein besonderes Schmerzproblem« habe. Seitdem telefonieren wir ab und zu und er erzählt mir von Ärger und Erfolgen im Beruf und seinen Urlaubsplänen.
    Dies ist ein Beispiel für eine gelungene Therapie, die alle Ebenen des Lebens mit einbezieht.

Brauchen wir eine neue Schmerzmedizin?
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    Zu Beginn des Buches habe ich unsere naturwissenschaftliche Medizin als »Maschinenmedizin« beschrieben. Sie handelt nach dem Prinzip: »Defekte« in der »Maschine« Organismus führen zu Krankheiten und werden durch »reparierende« Eingriffe von außen behoben. Das Bemühen geht dahin, körperliche und psychische Ursachen objektiv zu erfassen, um sie beseitigen zu können. Mittlerweile ist dabei »Ganzheitlichkeit« ein zentrales Schlagwort geworden. So wird jede Form von Behandlung bezeichnet, bei der mehrere medizinische und therapeutische Ebenen kombiniert und addiert werden. Aktuell sind die modernen Neurowissenschaften - allen voran die Genforschung - dabei, das »Maschinenbild des Menschen« in der Medizin neu zu malen, woraus sich dann neue »Reparaturmöglichkeiten« ergeben.
    Doch unser Gesundheitssystem steckt in der Krise. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil es genau diese Erkenntnisse aus der Hirnforschung sind, die immer deutlicher zeigen, dass das Maschinenmodell ausgedient hat. Auf seiner Grundlage kann der Kampf gegen Krankheit und Schmerz nicht gewonnen
werden, selbst wenn dabei alle Vorgänge in der Maschine und ihr Zusammenspiel berücksichtigt werden. Da nämlich das Verhalten eines Organismus, vor allem das des Menschen, prinzipiell nicht vorhergesagt werden kann, läuft man durch mechanisches Reparatur- und Betäubungshandeln mehr und mehr Gefahr, gesundheitlichen Problemen hinterherzurennen. Eine Konsequenz daraus ist, dass dieses System immer mehr Geld kostet. In den zurückliegenden Jahren und auch heute wird ständig versucht, durch »Gesundheitsreformen« finanzielle Entlastung zu bringen. Doch jede »Reform« bedeutet hauptsächlich eine Umverteilung der Kosten. Sie werden zwischen den beteiligten Personen und Institutionen hin und her bzw. zeitlich nach hinten geschoben, wodurch das Problem insgesamt nicht gelöst werden kann. Irgendwann wird Gesundheit nicht mehr bezahlbar sein.
    Was muss sich ändern? Kurzfristig bleibt wohl nichts anderes übrig, als nach Einsparungsmöglichkeiten zu suchen und die Symptome unseres »kranken Gesundheitssystems« immer wieder auf diese Art zu »betäuben«. Auf Dauer jedoch muss eine grundlegende Änderung des

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