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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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gefliesten Raum, der schon bedeutend sauberer war als das Wohnzimmer. Die Kacheln waren sicherlich Jahrzehnte alt. Rouven entdeckte mehrere Bruchstellen an der Wand, an denen die Fliesen fehlten und wo stattdessen bereits dunkle Wasserflecken zu sehen waren. Dennoch befand sich hier alles an seinem Platz, und der Boden war gewischt.
    Direkt neben der Dusche entdeckte er eine weitere Tür. Mathida schritt den beiden voran, und Rouven folgte ihr, mit Tabitha an seiner Seite.
    »Darf ich euch noch einmal willkommen heißen?«, fragte Mathida, als die beiden das Zimmer betraten. Sie hatte wieder ihr strahlendes Lächeln im Gesicht und breitete die Hände weit aus. »Schön, euch hier zu haben!«
    Tabitha und Rouven staunten. Es war, als stünden sie auf einem anderen Planeten. Sie befanden sich in einem weiteren Wohnzimmer, allerdings in einem, das an Gemütlichkeit kaum zu überbieten war. In einer Ecke bildeten Sofa und Sessel eine wunderbare Einheit. Auf dem kleinen Tisch dazwischen stand eine Vase mit frischen Blumen. Die Schränke an den Wänden waren einheitlich gestaltet, bunte Porzellan-Figürchen tanzten in den Regalen. Die helle Tapete vertrug sich wunderbar mit den roten Vorhängen an dem riesigen Fenster, durch das man in einen Hinterhof blicken konnte. Und von dem Geruch des anderen Zimmers war hier nichts zu bemerken. Der Raum war angefüllt von dem Duft der frischen Blumen in der Sitzecke.
    »Mathida   …«, brachte Rouven staunend hervor. »Was   …?«
    Mathida kicherte. »Ich hasse Besuch«, sagte sie. »Am liebsten ist es mir, nur mit meinen Katzen den Tag zu verbringen oder aber mich ganz allein mit meinen Büchern in dieses Zimmer zu verkrümeln. Und deshalb gehe ich mit Besuchern stets in mein Katzenzimmer. Scheußlicher Raum, nicht wahr? Da bietet doch jeder Schrottplatz mehr Wohnlichkeit, oder? Aber auf diese Art bleibt niemand gern länger als unbedingt nötig, und ich hab wieder meine Ruhe. Leute vom Amt, Ärzte, Hausierer, Versicherungsvertreter   – sie alle gehenmir nie länger als ein paar Minuten auf den Wecker. Und dann kann ich mich wieder auf meine Katzen konzentrieren oder mich hierher zurückziehen.«
    Rouven lachte. Und Tabitha lachte mit.
    »Wie sieht es also aus?«, hakte Mathida ein. »Will jetzt jemand einen Tee?«

D as gibt es nicht!«, stieß Mayers zwischen seinen Zähnen hervor.
    Doch Tallwitz widersprach eilig seinem Kollegen: »Ganz ehrlich: Ich hatte das erwartet.«
    Sie standen inmitten der Verwüstungen. Der Tatort glich den früheren Räumen, in die eingedrungen worden war.
    »Unsere Ermittlerfotos kann man mittlerweile austauschen«, murmelte Mayers missgelaunt. »Ein Tatort gleicht dem anderen.«
    »Bis auf eine Kleinigkeit«, hakte Tallwitz ein und nickte in die Richtung der Zimmertür.
    Mayers’ Blick fiel auf das »E«, das schwarz verkohlt von der weißen Tür abstach, und auf die bekannten Symbole. » U , V , E «, grübelte er. »Dir ist klar, worauf das hinausläuft?«
    »Natürlich. Wir warten wohl auf das N, oder?«
    Schnaufend atmete Mayers ein. Er drehte sich an diesem Tatort um die eigene Achse, um sich alles genau anzuschauen und einzuprägen. Doch genauso drehe ich mich im Kreis, was diesen Fall betrifft, dachte er noch.
    Schließlich stoppte er.
    »Tallwitz, lass die Kollegen von der Spurensicherung kommen«, wies er mit Nachdruck an. »Die sollen die ganze Bude hier hübsch auf den Kopf stellen. Vor allem sollen sie nach Spuren einer zweiten Person suchen.«
    Tallwitz blickte seinen Chef von der Seite an. »Zweite Person?«
    »Beim letzten Mal hatten wir auch fremdes Blut gefunden. Die Kollegen sollen sich einfach Mühe geben. Sich reinhängen. Ich weiß nicht, wie lange noch die Geduld des Polizeipräsidenten reicht. Undmeine eigene hat auch ihre Grenze erreicht. Wir müssen allmählich mal Fakten liefern.«
    »Sehe ich auch so. Übrigens: Cleverer Schachzug. Wenn die Kollegen sich um eine mögliche zweite Person kümmern, wird der Verdacht von Rouven abgelenkt.«
    Mayers grinste. »Ich habe Rouven etwas Zeit versprochen. Deshalb lass die Kollegen kommen.«
    Tallwitz suchte in seiner Jackentasche bereits das Handy. »Und wir?«
    »Na, was wohl?«, seufzte Mayers. »Wir bewegen uns ins Büro und suchen die Akte heraus. Wir ackern den ganzen Fall noch einmal durch. Ganz von vorn. Wir müssen irgendwas übersehen haben.«
    Er wartete Tallwitz’ Anruf nicht mehr ab, sondern verließ augenblicklich den Raum. »Und vor allem muss ich herausfinden, ob

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