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und mein Widerwillen gegen eine Verlängerung meines Lebens stärker denn je zuvor. Zudem wußte auch ich nicht, welche Wirkung das Feuer haben mochte. Das Ergebnis bei Ayesha war alles andere als ermutigend, und wir wußten nichts über seine Ursachen.
»Nun, mein Junge«, sagte ich, »wir können nicht hierbleiben, bis wir den gleichen Weg gehen wie diese beiden«, und ich deutete auf den kleinen Haufen unter dem weißen Schleier und auf den erstarrenden Leichnam des armen Job. »Wenn wir fort wollen, sollten wir lieber gleich aufbrechen. Ich fürchte nur, die Lampen sind längst ausgebrannt«, und ich hob eine auf und sah, daß meine Vermutung stimmte.
»Es ist noch ein wenig Öl in dem Krug«, sagte Leo gleichgültig, »– das heißt, wenn er nicht zerbrochen ist.«
Ich untersuchte ihn; er war unversehrt. Mit zitternder Hand füllte ich die Lampen, deren Dochte zum Glück noch nicht ganz verbrannt waren. Dann steckte ich sie mit einem unserer Wachszündhölzer an. Währenddessen hörten wir, wie die Feuersäule auf ihrer endlosen Wanderung sich wieder näherte.
»Laß sie uns einmal noch betrachten«, sagte Leo; »dergleichen werden wir auf Erden nie wieder sehen.«
Leos Wunsch schien müßiger Neugier zu entspringen, doch auch ich war nicht ganz frei davon, und so warteten wir, bis sie, sich langsam um ihre eigene Achse drehend, aufgeflammt und donnernd an uns vorbeigezogen war; und ich weiß noch, daß ich mich fragte, wie viele Jahrtausende wohl schon dieses Phänomen im Schoß der Erde vor sich ging und wie viele weitere Jahrtausende es noch stattfinden würde. Würden wohl je wieder Menschenaugen es erblicken, Menschenohren von seinem majestätischen Donnergrollen erschreckt und bezaubert werden? Ich glaube nicht. Ich glaube, daß wir die letzten menschlichen Wesen waren, die diesen unirdischen Anblick sahen. Nun war er verschwunden, und wir wandten uns zum Gehen.
Doch vorher nahmen wir noch beide Jobs kalte Hand und drückten sie. Es war eine recht unheimliche Zeremonie, doch es gab für uns keine andere Möglichkeit, dem treuen Toten unsere Achtung zu bezeugen und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Das Häuflein unter dem weißen Schleier ließen wir zugedeckt. Wir hatten kein Verlangen, uns diesem schrecklichen Anblick noch einmal auszusetzen. Wir traten jedoch zu dem Haar, das in ihrem grauenhaften Todeskampf, der schlimmer war als tausend natürliche Tode, von ihr abgefallen war, und zogen jeder eine glänzende Locke daraus hervor; und diese Locken besitzen wir heute noch – als einziges Andenken, das uns von Ayesha, so wie wir sie in all ihrer Herrlichkeit und Anmut kannten, geblieben. Leo drückte das duftende Haar an seine Lippen.
»Sie flehte mich an, sie nicht zu vergessen«, sagte er mit dumpfer Stimme, »und sie schwor, daß wir uns wiedersehen werden. Beim Himmel! Ich will sie nie vergessen. Ich schwöre es: Wenn wir lebend von hier fortkommen, will ich bis ans Ende meiner Tage mit keinem anderen lebenden Weib zu tun haben und, wohin ich auch gehe, ebenso treu auf sie warten wie sie auf mich.«
›Ja‹, dachte ich bei mir, ›wenn sie so schön wiederkehrt, wie wir sie kannten. Aber was, wenn sie so wiederkehrt!‹ *
Dann machten wir uns auf den Weg. Wir gingen und ließen jene beiden zurück am Lebensquell und dennoch in der kalten Gegenwart des Todes. Wie verlassen lagen sie so da, und welch ungleiches Paar! Jenes kleine Häuflein – zwei Jahrtausende war es das weiseste und schönste und stolzeste Geschöpf – ein Weib kann ich es kaum nennen – auf Erden gewesen. Zwar war sie böse auch und sündhaft; doch, ach, so schwach ist nun einmal des Menschen Herz, und ihre Sündhaftigkeit hatte ihren Zauber nicht vermindert, sondern vielleicht gar noch vermehrt. Ohne Zweifel war das Böse in ihr von hohem Rang, denn nichts an Ayesha war klein und gemein.
Und der arme Job! Seine Ahnung hatte sich erfüllt und der Tod ihn ereilt. Nun, immerhin hat er einen ungewöhnlichen ewigen Ruheplatz; es heißt schon etwas, mit den irdischen Überresten der stolzen ›Sie‹ in einer Gruft zu liegen.
Wir warfen einen letzten Blick auf die beiden und den wundervollen rosigen Lichtschein, der sie umfloß, und wankten schweren Herzens dann davon – so gebrochen, daß wir sogar die Möglichkeit, so gut wie ewiges Leben zu erlangen, nicht nützten, denn alles, was unserem Leben Wert verlieh, hatten wir verloren, und wir wußten, unser Leben unendlich zu verlängern, würde nur bedeuten, auch unser Leid
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