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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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und das Wasser der Quellen den See nicht wieder gefüllt haben?«
    »Diese Leute waren klug, mein Sohn. Sie bauten, um ihn trockenzuhalten, einen Abfluß. Siehst du dort rechts den Fluß?« Er deutete auf einen recht ansehnlichen Strom, der sich in einigen Meilen Entfernung durch die Ebene wand. »Das ist der Abfluß; er kommt aus der gleichen Stelle der Bergwand, in die der Kanal mündet. Vielleicht floß zuerst das Wasser durch den Kanal ab, doch als es später durch den Graben floß, machten sie aus dem Kanal eine Landstraße.«
    »Und es gibt keine andere Stelle, an der man in den Berg hinein kann?« fragte ich.
    »Doch, eine gibt es noch, die Vieh und Menschen benützen können, doch sie ist sehr beschwerlich und wird geheimgehalten. Du würdest sie nicht finden, und wenn du ein Jahr danach suchtest. Sie wird nur einmal im Jahr benützt, wenn die Viehherden, die auf den Hängen des Berges und auf dieser Ebene gegrast haben, hineingetrieben werden.«
    »Und ›Sie‹ lebt immer dort drinnen?« fragte ich. »Oder verläßt sie zuweilen den Berg?«
    »Nein, mein Sohn, wo sie ist, dort bleibt sie.« Inzwischen hatten wir die große Ebene erreicht, und ich betrachtete entzückt die Schönheit der mannigfachen halbtropischen Blumen und Bäume, von denen die letzteren meist einzeln oder höchstens zu dritt oder zu viert beisammenstanden. Die meisten waren sehr groß und stellten anscheinend eine Abart der immergrünen Eiche dar. Auch viele Palmen gab es, einige davon mehr als hundert Fuß hoch, sowie die größten und schönsten Baumfarne, die ich je gesehen habe, umschwärmt von buntschillernden Honigsaugern und großen Schmetterlingen. Zwischen den Bäumen im hohen Gras tummelte sich allerlei Wild. Ich sah ein Rhinozeros, eine große Büffelherde, Elenantilopen, Zebras, eine Rappenantilope sowie eine Unmenge Kleinwild und drei Strauße, die bei unserer Annäherung blitzschnell davonliefen. So zahlreich war das Wild, daß ich nicht länger widerstehen konnte. Da mein Expreßgewehr zu schwer war, hatte ich eine Martinibüchse bei mir in der Sänfte, und als ich eine schöne Elenantilope sah, die ihr Geweih an einem der eichenähnlichen Bäume wetzte, sprang ich heraus und schlich mich so nah wie möglich an sie heran. Als ich etwa achtzig Meter entfernt war, wandte sie den Kopf und starrte mich erschrocken an. Ich hob die Büchse, zielte, da sie mir ihre Seite zuwandte, auf ihre Schulter und feuerte. Während meiner ganzen bisherigen, freilich nicht sehr bedeutenden Jägerlaufbahn hatte ich noch nie einen so guten Schuß getan, denn die Antilope sprang hoch in die Luft und fiel tot zu Boden. Die Träger, die stehengeblieben waren, um mir zuzusehen, ließen ein erstauntes Murmeln hören – ein ungewöhnliches Kompliment von diesen mürrischen Leuten, die nie etwas zu überraschen schien –, und einige Männer rannten sofort los, die Antilope auszuweiden. Obwohl ich mir das Tier gern angesehen hätte, schlenderte ich gleichgültig, als hätte ich in meinem Leben nie etwas anderes getan als Elenantilopen erlegt, zu meiner Sänfte zurück. Ich merkte, daß die Achtung der Amahagger für mich um einige Grad gestiegen war, denn sie betrachteten das Ganze als einen Beweis dafür, daß ich über mächtige Zauberkraft verfügte. In Wirklichkeit hatte ich noch niemals eine Elenantilope in freier Natur gesehen. Billali empfing mich voll Begeisterung.
    »Prächtig, mein Pavian!« rief er. »Ganz prächtig! Trotz deiner Häßlichkeit bist du ein großer Mann. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, so würde ich es nicht glauben. Und du willst mich wirklich die Kunst, auf diese Weise zu töten, lehren?«
    »Gewiß«, prahlte ich, »das ist kinderleicht.«
    Insgeheim nahm ich mir jedoch fest vor, mich, wenn ›mein Vater‹ Billali zum erstenmal schoß, zu Boden zu werfen oder hinter einem Baum Schutz zu suchen.
    Nach diesem kleinen Zwischenfall geschah nichts Besonderes, bis wir etwa eineinhalb Stunden vor Sonnenuntergang den Schatten des gewaltigen vulkanischen Berges erreichten. Es ist mir ganz unmöglich zu schildern, wie tief mich seine grimmige Erhabenheit beeindruckte, während meine unermüdlichen Träger durch den alten Kanal der Stelle zustrebten, wo die dunkelbraunen Felsen von Gipfel zu Gipfel immer höher emporragten, bis sie sich hoch oben in den Wolken verloren. Ich kann nur sagen, daß ihre einsame und erhabene Größe mich beinahe mit Ehrfurcht erfüllte. Immer höher stiegen wir den sonnigen Abhang hinauf,

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