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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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auf den Schoß und steckte ein sehr scharfes Messer in einem Winkel von fünfundvierzig Grad von mir aus gesehen nach unten in den Tisch. Dann tat ich auf jede Seite einen Haufen grüne Bohnen, nahm eine in jede Hand und bewegte sie so rasch auf mich zu, daß sie zerschnitten wurde und die Stücke in die Schüssel auf meinem Schoß fielen.
    Ich sitze also da und schneide eine Bohne nach der anderen - schip, schip, schip, schip, schip - , und alle bringen mir Bohnen, und es geht mir unheimlich schnell von der Hand, als auf einmal die Chefin vorbeikommt und fragt: »Was machst du denn da?«
    Ich sage: »Guck mal, wie ich die Bohnen schneide!« - und genau in dem Moment schneide ich mir in den Finger, statt eine Bohne zu zerschneiden. Es fing an zu bluten, das Blut tropfte auf die Bohnen, und es gab große Aufregung: »Schau dir an, wie viele Bohnen du verdorben hast! Wie kann man nur so dumm sein!« und so weiter. So kam ich nie dazu, irgendwelche Verbesserungen anzubringen, was einfach gewesen wäre - mit einem Schutz oder etwas Ähnlichem -, aber nein, es gab keine Chance für Verbesserungen.
    Ich machte noch eine andere Erfindung, bei der es ähnliche Schwierigkeiten gab. Für irgendeinen Kartoffelsalat mußten wir Kartoffeln schneiden, nachdem sie gekocht waren. Sie waren klebrig und feucht, und man konnte sie nur schwer halten. Ich stellte mir eine ganze Reihe von Messern vor, parallel eingespannt, die heruntergehen und das ganze Zeug zerschneiden würden. Ich dachte lange darüber nach, und schließlich kam mir die Idee, daß man auch Drähte einspannen könnte.
    Also ging ich ins Kaufhaus, um mir Messer oder Drähte zu kaufen, und sah da genau den Apparat, den ich haben wollte: damit schnitt man Eier in Scheiben. Als am nächsten Tag die Kartoffeln drankamen, holte ich meinen kleinen Eierschneider, schnitt in Null Komma nix die ganzen Kartoffeln und ließ sie dem Küchenchef bringen. Der Küchenchef war ein Deutscher, ein riesenlanger Kerl, der war der King in der Küche, und er kam herausgestürmt - die Adern traten an seinem Hals hervor -, hochrot im Gesicht. »Was ist denn mit den Kartoffeln los?« fragte er. »Die sind ja überhaupt nicht geschnitten!«
    Ich hatte sie geschnitten, aber die Scheiben klebten alle aneinander. Er fragte: »Wie soll ich die denn auseinanderkriegen?«
    »Tun Sie sie in Wasser«, schlage ich vor.
    »IN WASSER? IHHHHHHHHHH!«
    Ein andermal hatte ich eine wirklich gute Idee. Als Portier mußte ich mich um das Telephon kümmern. Wenn jemand anrief, ertönte ein Summen, und an der Vermittlung fiel eine Klappe herunter, so daß man sehen konnte, welcher Anschluß es war. Manchmal, wenn ich den Frauen mit den Bridge-Tischen half oder am Nachmittag (wenn es sehr wenige Anrufe gab) auf der Veranda saß, war ich ziemlich weit von der Vermittlung weg, wenn es plötzlich summte. Ich rannte dann hin, um den Anruf anzunehmen, aber so, wie der Empfang gebaut war, mußte man, um an die Telephonvermittlung heranzukommen, erst an der Theke vorbeigehen, dann um sie herum, dann hinter sie und schließlich noch ein Stück zurückgehen, um zu sehen, von woher der Anruf kam - das dauerte zusätzlich.
    Da hatte ich eine gute Idee. Ich befestigte Fäden an den Klappen, die an der Vermittlung waren, und zog sie über die Theke hinweg und dann nach unten, und am Ende jedes Fadens befestigte ich ein Stückchen Papier. Dann legte ich das Teil des Telephons, in das man hineinsprach, oben auf die Theke, so daß ich es von vorne erreichen konnte. Wenn jetzt ein Anruf kam, sah ich an dem Papierstück, das hochgegangen war, welche Klappe heruntergefallen war, so daß ich den Anruf entsprechend beantworten konnte, und zwar von vorne, um Zeit zu sparen. Natürlich mußte ich trotzdem noch um die Theke herumgehen, um den Anruf zu vermitteln, aber zumindest nahm ich ihn an. Ich sagte: »Einen Moment«, und ging dann hinter die Theke, um die Verbindung herzustellen.
    Ich fand, das sei perfekt, aber eines Tages kam die Chefin, und diesmal wollte sie selbst einen Anruf annehmen und kam damit nicht zurecht - zu kompliziert. »Was sollen denn all diese Papierchen? Wieso liegt das Telephon hier? Warum tust du nicht... aaaaaaaaaahl «
    Ich versuchte ihr zu erklären - sie war schließlich meine Tante -, daß es keinen Grund gab, das nicht zu tun, aber man kann das niemandem erzählen, der es besser weiß , der ein Hotel fuhrt! Da habe ich gelernt, daß in der wirklichen Welt Innovation etwas sehr Schwieriges ist.
Wer hat die

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