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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Mensch sah zum Fürchten aus, eine solche Angst hatte er.
    Als die Nacht vorbei war, waren nur noch drei von den Älteren da, um uns zwanzig Erstsemester zu bewachen, aber das wußten wir nicht. Sie waren mit ihren Autos ein paarmal hin und her gefahren, damit es sich so anhörte, als sei eine Menge los, und wir bemerkten nicht, daß es immer dieselben Autos und dieselben Leute waren. Diesmal gewannen wir also nicht.
    Zufällig kamen an dem Morgen meine Eltern, um zu sehen, wie es ihrem Sohn in Boston ging, und die Leute von der Verbindung hielten sie so lange hin, bis wir von unserer Entführung zurückkamen. Ich war so ungepflegt und schmutzig, weil ich mich so abgemüht hatte, mich zu befreien, und weil ich nicht geschlafen hatte, daß sie einen richtigen Schrecken bekamen, wie ihr Sohn am MIT aussah!
    Ich hatte mir auch einen steifen Hals geholt, und ich erinnere mich, daß ich an dem Nachmittag bei der Ausbildung für Reserveoffiziere zum Appell antrat und nicht geradeaus sehen konnte. Der Kommandant packte meinen Kopf, drehte ihn und brüllte: »Augen geradeaus!«
    Ich zuckte vor Schmerz mit den Schultern: »Ich kann nichts dafür, Sir!«
    »Oh, Verzeihung! « sagte er entschuldigend.
    Jedenfalls, die Tatsache, daß ich so lange und hart gekämpft hatte, um nicht gefesselt zu werden, verschaffte mir einen tollen Ruf, und ich brauchte mir nie mehr Sorgen von wegen des Schwächlings zu machen - eine ungeheure Erleichterung.
    Ich hörte oft meinen Zimmergenossen zu - sie studierten beide im letzten Jahr -, wenn sie für ihren Kurs in Theoretischer Physik lernten. Eines Tages mühten sie sich ziemlich ab mit etwas, das mir ganz klar zu sein schien, also sagte ich: »Warum nehmt ihr nicht die Gleichung von Baronallai?«
    »Was soll das!« riefen sie. »Wovon redest du?«
    Ich erklärte ihnen, was ich meinte und wie das in diesem Fall ging, und das löste das Problem. Es stellte sich heraus, daß es die Bernoulli-Gleichung war, die ich meinte, aber ich hatte all dieses Zeug im Lexikon gelesen, ohne mit jemandem darüber zu sprechen, deshalb wußte ich nicht, wie das alles ausgesprochen wird.
    Aber meine Zimmergenossen waren ganz begeistert, und von da an diskutierten sie ihre Physik-Probleme mit mir - bei vielen anderen hatte ich nicht so ein Glück -, und im Jahr darauf, als ich den Kurs belegte, kam ich rasch voran.
    Das war eine sehr gute Methode, sich zu bilden, wenn man sich mit den Problemen der älteren Semester beschäftigte und lernte, wie die Dinge richtig ausgesprochen werden.
    An den Dienstagabenden ging ich gern zum Tanzen in den Raymor and Playmore Ballroom: zwei Tanzsäle, die miteinander verbunden waren. Meine Kameraden aus der Verbindung gingen nicht zu diesen »offenen« Tanzveranstaltungen; sie zogen ihre eigenen Tanzabende vor, zu denen sie Mädchen aus der besseren Gesellschaft mitbrachten, die als »passend« galten. Wenn ich Leute kennenlernte, war es mir egal, wo sie herkamen oder wie ihre Verhältnisse waren, deshalb ging ich zu diesen Tanzveranstaltungen - obwohl meine Kameraden aus der Verbindung das mißbilligten (aber zu der Zeit war ich Student im vorletzten Jahr, und sie konnten mich nicht davon abhalten) -, und ich hatte viel Spaß.
    Einmal tanzte ich ein paarmal hintereinander mit demselben Mädchen, sagte aber nicht viel. Schließlich sagte sie zu mir: »Hu hantz hlehr hut.«
    Ich verstand das nicht so ganz - sie hatte irgendwelche Schwierigkeiten beim Sprechen -, aber ich dachte, sie habe gesagt: »Du tanzt sehr gut.«
    »Danke schön«, sagte ich, »hat mich gefreut.«
    Wir gingen zu einem Tisch hinüber, wo eine Freundin von ihr einen Jungen gefunden hatte, mit dem sie gerade tanzte, und wir vier setzten uns zusammen. Das eine Mädchen war sehr schwerhörig, und das andere war nahezu taub.
    Wenn die beiden Mädchen sich unterhielten, machten sie sich gegenseitig sehr rasch eine Menge Zeichen und grunzten ein bißchen dabei. Das störte mich nicht; das Mädchen tanzte gut, und sie war nett.
    Nach ein paar weiteren Tänzen sitzen wir wieder am Tisch, und es gehen eine Menge Zeichen hin und her, hin und her, hin und her, bis sie schließlich etwas zu mir sagt, was, soweit ich es mitbekam, bedeutet, sie möchte, daß wir die beiden zu einem Hotel bringen.
    Ich frage den anderen Typ, ob er dort hingehen möchte.
    »Wozu wollen die, daß wir zu diesem Hotel gehen?«, fragt er.
    »Verdammt, weiß ich doch nicht. Dazu reicht die Verständigung nicht aus!« Aber ich muß es auch gar nicht

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